Ich bin Erzieherin und meine Welt bricht gerade zusammen

  • Hallo ihr Lieben, heute mal wieder ein kleiner "Zwischenbericht" von mir. Ich hatte heute meinen Termin beim Therapeuten. War ein ganz komisches Gefühl da ich ja eigentlich normaler Weise Dinge mit mir selbst ausmache. Naja nun hatte ich den Termin und eigentlich habe ich das doch auch für mich gemacht. Komisch war es trotsdem. Die Therapeutin war sehr nett und hat sich alles angehört. Sie hat mir auch erklärt, warum es wahrscheinlich gerade solche Erzieher wie mich eben trifft. Meinte, distanzierte Erzieher trifft sowas eher nicht denn man traut sich wohl doch eher an jemanden, der immer nett und freundlich ist und mit dem man doch eher mal ins Gespräch kommt. Für die Therapeutin war ich nun nicht der "klassische" Fall mit dem sie es sonst zu tun hat. Sie meinte, ein paar Gesprächsrunden mit ihr wären gut und sollte es sich mit meiner Schlaflosigkeit nicht geben dann wollte sie mit dem Arzt der Ambulanz sprechen wegen Medikamenten. So richtig glücklich bin ich jetzt nicht mit dem ganzen und frage mich eigentlich, was will ich eigentlich? Helfen kann mir eh keiner. Von der Mutter habe ich bis jetzt nichts mehr gehört und bin auch nicht böse darüber, logisch. Abhaken kann ich es aber immer noch nicht. Nach wie vor kreisen meine Gedanken um das Thema. :(

  • Genau das ist es ja, du kannst es nicht Abhaken! Deswegen gehst du zu dieser Therapie. Die nette Therapeutin wird dir beim " Abhaken " helfen.
    Es ist gut und freut mich für dich, das du von dieser Mutter nichts mehr gehört hast und ich denke auch nicht, das da noch etwas kommt.
    Was du willst??? Du willst damit abschließen und wieder glücklich und ohne Angst deiner Arbeit nachgehen können!!!

  • Danke Gilfi für deine klaren Worte. Genau das brauche ich wahrscheinlich mal. Bin es eben nicht gewohnt, Hilfe anzunehmen. Wahrscheinlich fällt es mir deshalb auch so schwer. Kämpfen für andere-ja. Aber für mich selbst? Ich werde mein bestes geben.

  • Ja, Kitty, lass dich auf die Sitzungen ein, das Bereden bringt die Gedanken in Struktur und alles sollte klarer werden. Zur Not fällt Anspannung eben auch mal ab, wenn man sich mit Schlafmittel malm (nicht für immer) richtig ausruht. Ich drücke die Daumen!

  • du schaffst das schon, davon bin ich fest überzeugt. Es ist keine Schande oder Schwäche, Hilfe anzunehmen. Im Gegenteil, es zeigt Mut und Stärke, sich Hilfe zu holen und abzunehmen.
    Auch ich bin ein Mensch, der immer für andere da ist und hilft, ich musste aber auch feststellen, das wenn man selber Hilfe braucht, keiner da ist und dann bleibt einem nur der Schritt sich Hilfe bei Experten zu holen.
    Aber das ist genau der richtige Weg, du wirst sehen ;)

  • Ich kann das gut verstehen. Ich mache auch alles mit mir selbst aus und könnte dieses Schritt, zu einem Therapeuten zu gehen, niemals überwinden. Da müsste mich wahrscheinlich jemand zu zwingen. Aber du bist ja nun schon da und deshalb ist es bestimmt gut, diese Stunden mitzunehmen. Alles andere wird wahrscheinlich nur die Zeit heilen.

  • Hallo Kitty,


    ich finde es großartig, dass Sie den Schritt gegangen sind und nun diese nette Therapeutin gefunden haben. So wie sie darüber schreiben scheint mir, dass Sie sich mit ihr als Person auch wohlfühlen und in guten Händen.


    Interessant finde ich, dass Sie einen Beruf ausüben, in dem Sie für andere Menschen da sind, ihnen helfen, sie unterstützen, sich kümmern und es Ihnen andererseits so schwer fällt, sich selbst unterstützen und helfen zu lassen. Sie schaffen Vertrauen und Beziehung und andererseits scheint es Ihnen sehr schwer zu fallen, anderen zu vertrauen, die für Sie da sein wollen. Ist das nicht ein klein wenig widersprüchlich? ;)
    Ich könnte mir vorstellen, dass dieser schreckliche Vorfall etwas in Ihnen ausgelöst hat bzw. wachgerüttelt hat, was Sie nun ganz persönlich betrifft und im Grunde gar nichts mit Ihrem Job zu tun hat. Aber das sind nur Gedanken.....


    Wegen der Schlafstörungen: Versuchen Sie es doch erstmal mit der Heilkraft der Pflanzen:
    Johanniskraut und auch Lavendel sind bekannt dafür, dass Sie die innere Ruhe und damit auch einen erholsamen Schlaf fördern. Es gibt Kapseln davon rezeptfrei in der Apotheke, auch Johanniskraut als Tee oder Lavendel als Kopfkissenspray....


    Ich wünsche Ihnen alles Gute!
    Klara

  • Klara ich bin Ihnen glaube noch eine Antwort schuldig ;) Sie sprachen einen Widerspruch bei mir an weil ich für andere da bin und selbst keine Hilfe annehmen kann oder nur schwer. Meine Leiterin sagt immer zu mir, ich hätte ein "Helfersyndrom" , ich kann eben nicht anders. Für alle anderen da sein und mich kümmern aber mich selbst hinten anstellen. Das werde ich auch wohl nie ablegen können, ich falle immer wieder in dieses Muster.
    Heute hatte ich nun meinen 2. Termin bei der Therapie. Es war ganz angenehm, noch mal darüber zu reden. Die Therapeutin meinte auch, ich hätte eine Anpassungsstörung gehabt und nun würde es mir wieder viel besser gehen. Ich denke, sie hat Recht. Durch meinen ganzen Stress im Alltag habe ich alles ganz gut verdrängen können und auch kaum noch daran gedacht. Viel Arbeit kann also manchmal auch ganz heilsam sein ;) . Meine schlaflosen Nächte habe ich immer noch, das werde ich wohl mit meiner Hausärztin aufarbeiten.

  • dieses Helfersyndrom hatte ich auch, super viele Jahre lang. Aber laß dir sagen, das man es sehr wohl abstellen oder zurück schrauben kann. Du musst nur lernen NEIN zu sagen. Ich habe es damals in einer Kur gelernt und somit blieb mehr Zeit an mich selbst zu denken. Ok, ich muss zugeben, das es gar nicht so schwer war, viel schwerer war dann erleben zu müssen, das immer weniger meiner sogenannten Freunde, sich immer weniger gemeldet haben, bis hin zu gar nicht mehr.
    Das ist das, was dann dabei raus kommt. Allerdings bereue ich das nicht, denn das sind und waren halt auch nie echte Freunde!

  • Nein Annike nicht falsch verstehen. Es gibt diese Bezeichnung als Krankheitsbild nicht. Es ist einfach nur ein Überbegriff oder eine Zusammenfassung für jemanden, der immer parat ist und jedem gern hilft ohne an sich selbst zu denken. Ist schwer zu erklären. Ich gebe mal ein anderes Beispiel. Neulich standen 2 junge Mädchen bei mir in der Tür und baten darum, sich bei uns unter zu stellen weil es ganz schlimm geregnet hat und sie gerade unterwegs waren. Sie hatten 1 Fahrrad dabei und einen Hasen. Ich habe die beiden ohne Zögern rein gelassen und den Hasen auch mit. Habe ihnen Handtücher gegeben damit sie sich abtrocknen konnten. Im Nachhinein habe ich erkannt, daß ich das eine Mädchen vom Gesicht her kennen könnte, habe sie gefragt wo sie hin gehört und habe die Eltern kontaktiert. Die Kinder hatten kein Handy mit. Letzten Endes waren die Eltern froh, weil sie die Kinder schon gesucht hatten. Aber es hätte auch anders sein können und die Kinder vorgeschickt worden sein oder so. Bei uns sind viele Hausierer unterwegs, die von Tür zu Tür gehen.

  • Dieses Misstrauen, das viele Menschen haben, verstehe ich schon. Trotzdem hätte ich die Kinder ebenfalls reingelassen. Ich denke eher, dass das Verhalten, welches du als Helfersyndrom bezeichnet humaner, sozialer und "normaler" wäre als das, was in der Gesellschaft los ist. Behalte es deshalb in deinem Herzen und gebe es auf diese Weise ein Stück weit an die jüngere Generation weiter.


    Vergessen sollst du dich natürlich nicht dabei. Aber tust du das wirklich? Es erfüllt dich doch, anderen zu helfen. Was kann daran verkehrt sein?!

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