12 jährige, Pubertät, Lügen, Verheimlichen,

  • Hallo liebes Forum


    Ich bin gerade zufällig auf dieses Forum gestoßen und möchte meine Gedanken einmal hier niederschreiben. Seit Wochen/ Monaten habe ich rasende Kopfschmerzen und immer wieder Infekte. Ich denke dies ist auf den aktuellen häuslichen Zustand zurück zu führen.

    Es geht um meine 12 jährige Tochter (2. Kind), die sich seit ca. einem halben Jahr immer mehr verändert in ihrem Verhalten. Schon in der 5. Klasse Realschule bemerkte ich im 2. Halbjahr, dass sie kaum etwas für die Schule macht, mir gegenüber respektlos ist und sich immer mehr zurück zieht. Ich reagierte darauf mit Verständnis, Gesprächen, Angeboten für gemeinsame Aktivitäten usw. Kurzfristig wurde es besser. Doch bemerkte ich, dass sie diese Dinge nur mäßig annehmen konnte und das Handy eine immer größere Rolle für sie spielte. Ich muss dazu sagen, dass ich die family link app auf den Geräten installiert habe. Sie hat gewisse Apps auf dem Handy, die ich zeitlich limitieren und auch die allgemeine Handynutzung steuern kann. Anfangs habe ich den Fehler gemacht, ihr die Wochenenden und Ferien frei zu stellen. Dies artete aber ziemlich aus. Sie geht nirgendwo mehr hin ohne Handy, ob Toilette, Dusche etc. Ich habe schon vieles probiert, wie Handybox für die Familie, handyfreie Zeit für die Familie etc. Jedoch hat sie es immer wieder geschafft sich zu schnappen, auch wenn es nur ein paar Minuten waren. Ich überwache sie ja nicht ständig und bin hinter ihr. Auch zum Lernen für die Schule erfindet sie Ausreden, dass sie das Handy benötigt (etwas recherchieren, mit Freundin lernen, die Freundin etwas fragen etc)

    Ja ich gebe zu, ich habe mich oft, viel zu oft beschwatzen lassen und nachgegeben. Dies bereue ich mittlerweile so sehr. Ich bin von Herzen Pädagogin und man sollte meinen, dass ich es besser wissen müsste. Aber nein... ich habe das Gefühl, ich hab so vieles falsch gemacht. Seit einiger Zeit ist sie total außer Kontrolle. Bringt nur noch 5er und 6er nach Hause. Habe nun endlich ihren Vater mit ins Boot geholt, was ich auch schon viel früher hätte tun sollen (ich bin seit 10 Jahren alleinerziehend).

    Wir haben ein Gespräch zu dritt geführt, bei dem wir klare Haltung gezeigt haben. Ich muss sagen, ich habe mich durch seine Rückendeckung stärker gefühlt. Nicht allein da durch zu müssen, wisst ihr? Unter anderem haben wir die Handyzeiten mit ihr besprochen und sie nun auch an den Wochenenden und in den Ferien eingeschränkt. Dies gefiel ihr nicht, aber da muss sie nun durch. So unsere Ansicht. Selbstverständlich haben wir ihr nicht nur Regeln und Grenzen aufgebrummt. Sie möchte gerne ins Handball, dies habe ich jetzt organisiert. Dienstag geht sie zum Probetraining. Sie möchte gerne an Aktivitäten im Jugendzentrum teilnehmen. Dort habe ich sie in verschiedene Kurse/ Aktivitäten ihrer Wahl angemeldet.

    Wir hatten ein echt schönes Wochenende. Freitag Abend Spieleabend, Samstag Abend waren wir auf einem Nachtflohmarkt und heute haben wir die ersten Plätzchen gebacken. Das klingt jetzt so voll gepackt. War es aber tatsächlich nicht. Ich habe mir heute mal 2 Std freigeschaufelt und meine Oma besucht. Gestern mittag hatte sie Besuch von ihrer Freundin. Ich will damit sagen, dass vieles festgefahren war und ich auch aus meinem Muster ausbrechen muss, um ihr zu zeigen, dass ich DA bin.

    An sich klingt es gut... aber was die Handyzeit angeht war ich in den letzten Tagen ziemlich ratlos. Denn die Einstellungen, die ich in der App vorgenommen habe, haben sich ständig wie von Geisterhand geändert. Ich könnte mir bis heute nicht erklären wie das passiert ist.

    Bis meine große Tochter mir heute erzählte was die Kleine macht. Und zwar hat sie sich wohl mein altes Handy geschnappt, welches ich übrigens schon seit Tagen suche, und dort in der family link app (die ich noch nicht deinstalliert habe) die Zeiten geändert. Dies hat sie meiner Großen erzählt und auch noch gelacht dabei wie dumm ich bin und das nicht kapiere. Da ich nämlich seit Tagen denke, dass es an der App liegt und die fehlerhaft ist. Sie weiß das! Bekommt es ja mit, wie ich versuche herauszufinden was los ist. Ich bin schon echt sehr verwirrt, dass sie diesen Weg geht auf biegen und brechen die Regeln zu umgehen. Ich war noch nie eine besonders strenge Mutter und halte auch nicht viel von Strafen. Aber wenn ich darüber nachdenke, ist vielleicht genau das mein Fehler! Gespräche statt Strafen dachte ich wäre ein guter Weg. Doch scheinbar ist es nicht der Richtige :(

    Zudem haben wir bald einen Vorstellungstermin beim Psychologen, da die Kinderärztin ADHS in den Raum geworfen hat. (Meine Tochter gab an sich nicht konzentrieren zu können und eine innere Unruhe zu spüren). Naja, ich weiß nicht, ob man nach einem 15 minütigen Gespräch schon so etwas vermuten kann, aber gut. Ich bin offen für die Diagnostik. Meine Tochter ist sehr impulsiv und braucht sehr viel Aufmerksamkeit, ist dabei sehr laut, lacht übertrieben.... insbesondere dann wenn wir zu dritt sind. Wobei ich hier denke, dass sie da in Konkurrenz mit ihrer Schwester ist. Ach ich weiß auch nicht....

  • Hallo! :)


    Da du selbst Pädagogin bist, ahnst du es wahrscheinlich schon, was ich schreiben werde/möchte:


    Relativ normales Verhalten in dem Alter (das natürlich trotzdem Konsequenzen braucht) und einfach auch stark vom Charakter des Kindes abhängig. Meine Tochter ist im selben Alter. Jetzt haben wir gerade eine ruhigere Phase (wie angenehm), aber das letzte Jahr war sehr durchwachsen. Mädchen (ich habe im Vergleich auch einen älteren Jungen) kommen mittlerweile wirklich sehr früh in die Pubertät, finde ich. Da merkt man auch als Elternteil eine völlige Überforderung, weil sie ja eigentlich wirklich noch fast Kinder sind...


    Ich finde allgemein: Deine Tochter ist gut aufgehoben! Auf ihre Bedürfnisse wird eingegangen, es gibt Freizeitprogramm unabhängig von Technik, die getrennten Eltern ziehen an einem Strang etc. Ich sehe nichts, was da fehlt...


    Zur Diagnostik: Es kann natürlich nicht schaden. Ich denke grundsätzlich, man merkt als zugewandter Elternteil sehr gut vom Bauchgefühl, ob das Verhalten noch halbwegs entspricht, oder ein massiver Leidensdruck und vllt eine Diagnose dahinter stehen. Eines meiner Kinder hat seit letztem Jahr eine Diagnose (kein ADHS) und mir war das immer sehr klar. (Die Diagnose "brauchte" ich, um die Psychotherapie mit der Kassa verrechnen zu können)


    Unabhängig von der Diagnostik würde ich in die Richtung überlegen, ob eine Therapie für deine Tochter sinnvoll wäre (das müsstest du beurteilen, aus deinem Beitrag klingt es im ersten Moment nicht unbedingt so, als hätte deine Tochter Leidensdruck, eher du). Ich habe damit bei meinem Kind sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht (hat die Lage entspannt), habe mich aber für einen recht spielerischen Zugang entschieden und für keine reine Gesprächstherapie (tiergestützte Vorgangsweise). Eventuell können Möglichkeiten beim Psychologen-Termin besprochen werden.


    Zum sehr präsenten Thema der Handynutzung: Du hast wirklich viele Zugänge ausprobiert (Handyboxen,...), reglementierst die Nutzung (sinnvoll) und sie kennt das Prozedere. Der Versuch, es zu umgehen, wäre für mich persönlich (!) als Vertrauensbruch zu werten. Nicht unüblich in dem Alter (und würde mir auch nicht arg zu denken geben; meine Tochter ist auch eher der Typ, der schaut, was er für sich rausholen kann, während der Sohn eher "folgsamer" ist), aber eben etwas, das klare Konsequenzen braucht.


    Da wäre für mich das Handy ganz klar erst einmal völlig weg für die private Nutzung und über eine andere Strategie (bei der ich mich verlassen können muss) kann man vielleicht nach einiger Zeit sprechen. Wenn ich persönlich hintergangen werde/meine Grenzen so ausgenutzt werden, fahre ich aber generell die "0-Toleranz-Schiene".



    Alles Liebe euch erst einmal - vielleicht meldest du dich ja wieder und erzählst uns, wie es weitergeht bei euch. Würde mich freuen! :)


    Dani

  • Hallo liebe Dani,


    Vielen Dank für deine Rückmeldung.

    Irgendwie bin ich "froh" zu lesen, dass es ein normales Verhalten von ihr ist. Andererseits bin ich aber auch so "schockiert", dass sie so "hintenrum" ist. Wobei ich natürlich weiß, dass ich das nicht persönlich nehmen darf.


    Der Punkt mit dem Psychologen: ich habe schon im August die Erziehungsberatungsstelle aufgesucht und eine ganz nette Beraterin. Meine Töchter geht im 2 Wochen Rhythmus zu ihr und dies möchte sie auch. Sie findet die Beraterin (systemische Familientherapeutin) nett und fühlt sich gut aufgehoben. Ich tausche mich mit ihr nach Bedarf aus. Kleine Anmerkung hierzu: sie fragte mich, wovor ich Angst habe, wenn ich Grenzen setze und Konsequenzen ziehe. (Rührt aus eigener Kindheit). Ich darf "bissiger" werden sagte sie. Und ich darf mein Pädagogenherz beiseite schieben und soll Mutter sein. Den pädagogisches haben mir eigenen Kindern gelingt nur mäßig.


    Zu den Konsequenzen: dass das Handy weg kommt, war für mich sofort klar, als ich das hörte. Auch wird tiktok gesperrt. Bin sowieso kein Fan davon.

    Wenn ich aber so im Internet lese, heißt es bei Lügen nicht Strafen, sondern Verständnis zeigen etc. Dies halte ich aber in meinem Fall für nicht angemessen.

  • Hallo! :)


    Ja, man glaubt nicht, wie viel man aus der eigenen Kindheit tw. bei den Kindern kompensiert. Passiert mir auch. Uns allen, denk ich!


    Fein, dass sie die Beratung macht und sich gut aufgehoben fühlt. Das ist doch schön, dass sie sich darauf einlassen kann.


    Ich glaube, das mit dem "Hintenrum" ist einfach wirklich auch ein bisschen eine Charaktersache. Da folgt man stark den eigenen Bedürfnissen (grundsätzlich ja gar nicht so schlecht, auf sich zu schauen ;)) und wählt dazu den Weg des geringsten Widerstandes.


    Zum Handy: Als Strafe würde ich das in dem Fall nicht sehen, sondern als logische Konsequenz, die in den Kontext passt. Sie wurde bei der Handynutzung reglementiert und ist das eigentlich recht schamlos umgangen. Eine logischere Konsequenz als es erst einmal zu konfiszieren sehe ich gar nicht. Strafe wäre es zB, wenn sie regelmäßig heimlich Süßes isst und deswegen das Handy abgeben muss. Also ohne Kontext. :)


    Alles Liebe!

  • Es ist ein schwieriges Alter. Der Sohn der jetzt 13 wird, ist in der Schule auf Tests negativ benotet, in Gegenständen wo er voriges Jahr auf einem 1er stand.


    Zugegenben, Handy Einschränkung über die Technik, genau so wie das Wegnehmen sind zwei Dinge die ich selbst nicht machen möchte und nicht mache. Vorallem, solange das Kind doch noch halbwegs auf mich hört und zumindest so viel Zeit lernt, wie ich es bitte (Hauptsächlich mit der Anton App, weil schreiben will er nicht). Wenn ich aber dazu sage, dass er auch mehr lernen kann... das spielt sich nicht ab.


    Ich habe mein Kind bei einem Lernverein in der Nähe angemeldet, wo in Gruppen bis zu 10 Kinder, 5-8 Klasse gemischt, unter der Aufsicht eines Pädagogen, Hausaufgaben gemacht werden und gelernt wird. Es ist gut, dass nicht nur ich mit ihm die Lernzeit mache, sondern auch jemand anderer. Aber besser wirkt es, wenn ich mit ihm lerne.


    Also das Eltern gegen Kind, wie mit dem Handy einschränken, das wäre nichts für mich. Da würde ich persönlich zu mir selbst "stop" sagen, so kann es nicht weiter gehen und so bringt es auch nichts. Hier würde ich Auswege suchen. Zum Beispiel gemeinsames Lernen. Aber es darf natürlich nicht als Strafe hinüber kommen, sondern als Hilfestellung und Entlastung für das Kind.


    Ansonsten muß ich sagen, dass der elterliche Kampf gegen die eltektronischen Medien langfristig ein erfolgloser Kampf ist. Je früher das Kind selbst drauf kommt, dass man sich selbst einschränken muß, um so besser. Wo natürlich die Eltern aufklären müßen und die Probleme von zu viel Nutzung den Kindern veranschaulichen müssen.

  • Entschuldigung, dass ich mich hier noch einmal melde. Ich habe gerade in einem Blog gelesen, dass nicht die Bildschirmzeit selbst das schlechte ist, sondern meist das, was vor dem Bildschirm gemacht wird. Das Problem ist, dass meist die Kinder vor dem Bildschirm spielen, Filme oder Clips anschauen. Wenn sie zum Beispiel einen Programmierkurs machen würden, wäre es positiv zu werten. Ich zitiere mal von der Seite:


    "Die Art und Weise, wie Kinder Bildschirme nutzen, ist entscheidend, wobei Bildungsprogramme und elterliche Begleitung positive Effekte haben können. Allerdings ist soziale Medien mit Depression, Angst und Risikoverhalten verbunden und zeigt eine negative Korrelation mit der mentalen Gesundheit, je mehr Zeit Kinder darauf verbringen. Die Forscher betonen, dass der Fokus auf die Bildschirmtätigkeiten der Kinder wichtiger ist als starre Zeitlimits, und Bildschirmzeit mit aktiven Pausen ausgeglichen werden sollte."


    Verweis: https://childrenshealthdefense…er/research-kids-screens/

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