Schwangerschaftsschwimmen
1. Die Zielgruppe des Schwangerschaftsschwimmens
Grundsätzlich dürfte bereits vom Namen her klar sein, an wen sich das Kursangebot Schwangerschaftsschwimmen richtet: es ist gedacht für werdende Mütter. Doch dies ist nicht die einzige Zielgruppendefinition. Die Teilnahme am Schwangerschaftsschwimmen setzt nämlich Freiwilligkeit voraus, weshalb explizit solche Schwangeren angesprochen sind, die sich im Element Wasser besonders wohl fühlen. Außerdem sollten sie danach bestrebt sein, sich auch während der Schwangerschaft körperlich zu betätigen und dadurch fit zu halten – natürlich beides im angemessenen Ausmaß. Dies setzt voraus, dass die Schwangerschaft zum Zeitpunkt der Teilnahme komplikationslos verläuft. Die 12. Schwangerschaftswoche sollte somit bereits vergangen und die Schwangerschaft nunmehr gefestigt sein. Zwingende Voraussetzung ist ein absoluter Verschluss des Muttermunds, da über eine dortige Eröffnung, und sei sie auch noch so gering, Keime in die Gebärmutter eindringen könnten. Blutungen oder vorzeitige Wehenaktivitäten sind somit ebenfalls Ausschlusskriterien für die Teilnahme am Schwangerschaftsschwimmen.
Zusammengefasst richtet sich das Angebot des Schwangerschaftsschwimmens also an werdende Mütter jenseits der 12. Schwangerschaftswoche ohne irgendwelche Komplikationsentwicklungen, die sich gerne im Wasser bewegen und körperliche Agilität auch während der Schwangerschaft wünschen.
2. Kursziele beim Schwangerschaftsschwimmen
Das vorrangige Ziel des Schwangerschaftsschwimmens ist ganz eindeutig eine insgesamte Verbesserung des Wohlbefindens der werdenden Mutter, um dadurch zu einem positiven Schwangerschaftsverlauf beizutragen und im Ergebnis auch die Geburt zu erleichtern. Damit knüpft das Schwangerschaftsschwimmen an die Grundgedanken des Geburtsvorbereitungskurses an und kann entsprechend auch als Geburtsvorbereitung im Wasser verstanden werden. In dieser Konzeption ist es dem Schwangerschaftsschwimmen möglich, einen Geburtsvorbereitungskurs zu ersetzen. Grundsätzlich zielt es jedoch verstärkt darauf ab, ihn positiv zu ergänzen.
Daraus sowie aus der Tatsache, das Schwangerschaftsschwimmen eine gesundheitliche Prävention für Mutter und Kind leisten will, resultieren die eigentlichen Kursziele:
- Vermeidung oder Linderung von Rückenbeschwerden in der Schwangerschaft
- Vorbeugung von schwangerschaftsbedingten Haltungsstörungen
- Anregung des während der Schwangerschaft trägen Stoffwechsels
- Aktivierung der Darmtätigkeit
- Kreislaufanregung
- Verbesserung der Durchblutung
- Prävention von Krampfadern
- Kräftigung, Lockerung und Dehnung der gesamten Körpermuskulatur
- bewusstes Wahrnehmen des eigenen Atemrhythmus
- Akzeptanz von körperlichen Veränderungen
- aktive Entspannung
- Verbesserung des gesamten Wohlbefindens
- Linderung von allgemeinen Schwangerschaftsbeschwerden
- Austausch mit anderen Schwangeren
Mit diesen Zielsetzungen setzt das Schwangerschaftsschwimmen den gesundheitlichen Zustand der werdenden Mutter in den Fokus und versucht mit gezielten Übungen körperliche Beschwerden und Schwangerschaftsleiden zu verhindern, zu mildern oder zu beseitigen. Entspannung und die Aussöhnung mit den körperlichen Veränderungen sollen jedoch auch zum seelischen Gleichgewicht beitragen. Nicht zuletzt dank der Verbesserung der Atemtätigkeit sowie der Lockerung der Muskulatur wird ein Beitrag zu einem positiven Geburtserlebnis geleistet.
3. Zeitpunkt, Dauer und Häufigkeit der Kursteilnahme
Schwangerschaftsschwimmen ist ein Angebot der Elternschule, das sich in den letzten Jahren etablieren konnte. Dies liegt eindeutig an den nicht weg zu diskutierenden Vorteilen, die gymnastische Betätigungen im Wasser einer werdenden Mutter bieten. Deshalb kann Schwangeren nur konsequent zur Teilnahme am Schwangerschaftsschwimmen geraten werden. Dabei gelten grundsätzliche Teilnahmemodalitäten:
Wieder-holungs-intervall |
Einmal pro Schwangerschaft ist die Buchung eines Kurses zum Schwangerschaftsschwimmen angezeigt. Dieser erstreckt sich dann über mehrere Wochen. |
Buchung |
Buchung bestenfalls in der Frühschwangerschaft aufgrund begrenzter Teilnehmerkapazitäten. Die meisten, jedoch nicht alle, Anbieter bestehen auf eine vorherige Anmeldung. |
Beginn |
Beginn des Schwangerschaftsschwimmens setzt die Vollendung der 12. Schwangerschaftswoche voraus. Danach ist ein Einstieg jederzeit möglich, vorausgesetzt die Schwangerschaft verläuft komplikationslos. |
Ende |
Schwangerschaftsschwimmen darf prinzipiell bis zur Geburt durchgeführt werden. Bei frühzeitiger Wehentätigkeit und mit Eröffnen des Muttermundes ist ein Schwimmbadaufenthalt nicht mehr angeraten. |
Dauer |
Schwangerschaftsschwimmen findet ein- bis zweimal pro Woche für 30 bis 45 Minuten statt. |
Zeitaspekt |
Schwimmangebote für Schwangere werden als fortlaufende Kurse über mehrere Wochen hinweg betrieben. Meist handelt es sich um offene Gruppen mit kontinuierlichem Einstieg. |
Schwimmangebote für Schwangere werden überwiegend als offene Kurse konzipiert, so dass ein fortlaufender Ein- und Ausstieg möglich ist. Schließlich wiederholen sich die vermittelten Inhalte im Kursverlauf, so dass man sich einer ausreichenden Kenntnisvermittlung sicher sein kann. Nichtsdestotrotz ist eine frühzeitige Kontaktaufnahme zu den durchführenden Institutionen angeraten. Immerhin ist die Nachfrage nach Schwangerschaftsschwimmen so groß, dass vorhandene Plätze relativ schnell ausgebucht sind und erst dann nachbesetzt werden kann, wenn eine Teilnehmerin aus dem Kurs ausscheidet. Daneben gibt es punktuell auch Kursangebote, die einer vorherigen Anmeldung entbehren.
Jeder Schwangerenschwimmkurs besteht aus mehreren Einheiten, die sich über Wochen erstrecken. Sie finden ein- bis zweimal pro Woche für maximal 45 Minuten statt. Ein Beginn sollte nach vollendeter 12. Schwangerschaftswoche erfolgen. Das Ende ist prinzipiell mit der Geburt angezeigt, spätestens jedoch dann, wenn durch eine Eröffnung des Muttermundes das Eintreten von Keimen in die Gebärmutter zu befürchten wäre.
Gewisse Unterschiede zu den hier genannten Konditionen bestehen dann, wenn das Schwangerenschwimmen als Geburtsvorbereitung im Wasser realisiert wird. Bei diesen Angeboten handelt es sich um wasserbasierende Geburtsvorbereitungskurse, die zumeist über einen klar definierten Zeitraum innerhalb einer geschlossenen Gruppe absolviert werden.
4. Aufbau und Inhalte der Schwangerschaftsschwimmkurse
Grundsätzlich steht es den Anbietern von Kursen im Schwangerschaftsschwimmkursen frei ihre Inhalte zu gestalten. Entsprechend kann es durchaus diesbezügliche Diskrepanzen in den verschiedenen Institutionen geben. Auch der Aufbau eines solchen Schwimmangebots ist durchaus variabel. Nichtsdestotrotz haben sich gewisse Vorgehensweisen und Abläufe etablieren können:
4.1 Einleitungsphase
Die Einleitungsphase startet mit dem Beginn des Kurses und beinhaltet die Gewöhnung an das Wasser sowie die Wassertemperatur. Diese sollte nicht zu warm, aber auf keinen Fall zu kalt sein, um einerseits eine angenehme Umgebung während der Übungen zu schaffen, andererseits jedoch ein Auskühlen zu verhindern. Kreislaufschonend erfolgt ein langsamer Einstieg in das Wasser und anschließend ein gemütliches Einschwimmen, um sich auf die folgenden Übungen einzustimmen.
4.2 Gymnastikphase
Sobald alle Teilnehmerinnen sich im Wasser befinden und sich darin sicher, also ohne Kältegefühl, bewegen, beginnt der Schwangerschaftsschwimmkurs mit gezielten gymnastischen Übungen. Diese beziehen verschiedene Körperpartien, also Beine, Schultern, Bauch und Rücken mit ein und bedienen sich zur Abwechslung auch diverser Hilfsmittel wie Bänder oder Bälle. Im Zentrum dieses Kursabschnittes stehen die körperliche Agilität und die aktive Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden durch eine Verbesserung der körperlichen Konstitution.
4.3 Entspannungsphase
Direkt an den gymnastischen Teil des Schwangerschaftsschwimmens schließt sich in der Regel die Entspannungsphase an, deren Ziele die körperliche Regeneration und das Herstellen eines seelischen Gleichgewichts sind. Atem- und Entspannungsübungen dominieren dabei das Geschehen.
4.4 Ausklangphase
Zum Abschluss einer Kurseinheit wird immer eine Zeitspanne vorgesehen, die den Teilnehmerinnen zum freien Schwimmen zur Verfügung steht. Die angestrengten Muskeln sollen dabei nochmals gelockert werden. Außerdem ist in dieser Phase die Zeit, sich mit anderen Schwangeren auszutauschen.
Bezüglich dieses Aufbaus sind Schwangerschaftsschwimmkurse sich sehr ähnlich. Wie genau die verschiedenen Übungen eingebaut werden, darin bestehen jedoch Unterschiede. Wichtig ist, dass gerade bei Kursen zur Geburtsvorbereitung im Wasser entsprechende Themen wie das Wegatmen von Wehen oder die verschiedenen Geburtstechniken angesprochen werden.
5. Pro Schwangerschaftsschwimmen
- das eigene Körpergewicht wird im Wasser deutlich leichter empfunden – es wiegt nicht mehr so schwer
- es kommt zu einer geringeren Belastung der Sehnen, Bänder, Muskeln und Gelenke
- es besteht ein geringeres Risiko bezüglich Stürzen und Verletzungen als bei anderen schwangerschaftsspezifischen Gymnastikangeboten
- der Bewegungsapparat wird durch die Bewegung im Wasser gestärkt und gekräftigt
- Schwangerschaftsgymnastik hat einen nachgewiesenen positiven Einfluss auf die körperliche Gesundheit beispielsweise durch Anregung des Kreislaufs und Stärkung des Immunsystems
- Schwangerschaftsschwimmen verhilft zu einem positiven Körpergefühl und dessen intensiver Wahrnehmung
- es handelt sich um eine schonende Form der Belastung
- die Inhalte wechseln zwischen Anspannung und Entspannung
6. Kontra Schwangerschaftsschwimmen
- Schwangerschaftsschwimmen darf nur bei vollkommen problemlosen Schwangerschaftsverlauf durchgeführt werden
- die gesundheitliche Grundkonstitution muss einwandfrei sein, beispielsweise sind Kreislaufprobleme ein absolutes Ausschlusskriterium
- es besteht eine gesteigerte Infektionsgefahr bei geöffnetem Muttermund sowie in den Wintermonaten durch den anschließenden Aufenthalt im Freien
- Schwangerschaftsschwimmen involviert festgelegte Übungen ohne großarten Spielraum für Individualität
- Erlerntes kann nur schwer im heimischen Umfeld wiederholt werden
- Schwangerschaftsschwimmen als Geburtsvorbereitung im Wasser findet ohne den Partner statt
7. Wer bietet Schwangerschaftsschwimmen an?
Wer einen Kurs im Schwangerschaftsschwimmen belegen möchte, der weiß natürlich, dass die zwingende Voraussetzung für derartige Angebote das Vorhandensein eines entsprechenden Wasserbeckens ist. Dies macht die Suche nach entsprechenden Kursen deutlich einfacher. Man findet sie
- in Schwimmbädern,
- in Schulen mit eigener Schwimmhalle,
- in physiotherapeutischen Praxen mit Bewegungsbecken
- in Elternschulen und
- in den physiotherapeutischen Abteilungen von Krankenhäusern.
Selbstverständlich ist es auch möglich, sich zur Erschließung eines Schwimmangebots für Schwangere direkt an die durchführenden Institutionen zu wenden. Diese sind
- Hebammenpraxen,
- Mitarbeiter von Elternschulen,
- Schwimmvereine,
- Fitnessstudios,
- Physiotherapeuten,
- Volkshochschulen und
- Familienbildungsstätten.
8. Die Kosten des Schwangerschaftsschwimmens
Die Kosten für die Teilnahme am Schwangerenschwimmen können sehr variabel sein und hängen davon ab, welche Modalitäten beim jeweiligen Anbieter gelten. Findet der Kurs ein- oder zweimal pro Woche statt und dauert eine Kurseinheit 30 oder 45 Minuten? Diese Fragen fließen neben der institutionseigenen Preisvorstellung in die Kostendefinition ein. So gibt es beispielsweise Kurse, die als Einheit gebucht und bezahlt werden, während es auch Angebote gibt, die eine Zahlung nur nach tatsächlicher Anwesenheit verlangen.
Die durchschnittlichen Preise für ein Schwangerenschwimmen liegen bei rund 80 Euro für einen Komplexkurs, der zehn Einzeltermine beinhaltet. Die Preisspanne variiert dabei zwischen 50 und 100 Euro. Die Teilnahme an einem offenen und fortlaufenden Kurs beträgt hingegen rund 7 Euro pro Kurstag. In beiden Fällen ist der Eintritt ins Schwimmbad, insofern es sich um eine öffentliche und zahlungspflichtige Badeanstalt handelt, noch hinzu zu rechnen. Gerade Schwimmvereine bieten Schwangerenschwimmen manchmal kostenfrei an, so dass nur der Schwimmbadeintritt zu entrichten ist.
Für alle Teilnehmerinnen lohnt sich in jedem Fall eine Beantragung der Kostenübernahme für das Schwangerschaftsschwimmen durch die Krankenkasse. Im Rahmen des Budgets für Präventionsmaßnahmen ist hier nämlich eine Bezuschussung oder gar eine gänzliche Kostenträgerschaft im Bereich des Möglichen. Vor allem wenn das Schwangerschaftsschwimmen eine Geburtsvorbereitung im Wasser darstellt, sind die Kosten durch die Krankenkasse getragen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass das Schwangerschaftsschwimmen anstelle eines Geburtsvorbereitungskurses besucht und von einer ausgebildeten Hebamme durchgeführt wird.
9. Alternativen zum Schwangerschaftsschwimmen
Wer Interesse an Schwangerschaftsschwimmen hat, jedoch aus diversen Gründen auf ein alternatives Angebot zugreifen muss, dem stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Diese greifen jedoch nur punktuell die Inhalte des Schwangerschaftsschwimmens in den Bereichen Wasserbewegung, Geburtsvorbereitung, Gymnastik und Entspannung auf, so dass gegebenenfalls eine Kombination angeraten sein kann:
- Geburtsvorbereitung im Wasser
- klassischer Geburtsvorbereitungskurs
- Schwangerenyoga
- Schwangerschaftsgymnastik
- Pilates für Schwangere
- Kinesiologie
- Akkupunktur