Hallo und herzlich willkommen (trotz allem)!
Danke für deinen Bericht. Er berührt mich stark, weil man merkt, dass du deinem Kind die Flügeln geben magst, die es braucht (und dabei auch vieles akzeptierst und respektierst), dabei aber sehr unsicher bist und dich schuldig fühlst... Du bist keine Rabenmutter und auch nicht "Schuld" (die Frage würde ich mir gar nicht stellen, sie ist eigentlich momentan auch nicht zu klären, denn vielmehr steht die Identitätsfindung deines Sohnes im Zentrum, weniger die Frage nach Schuld). Aber da ist viel Dynamik, die es zunächst einmal auszuhalten gilt. Denn momentan kannst du nur - da sein... Aber du kannst nichts ändern/besser machen, denn da ist dein Sohn (SEHR LÖBLICH!) selbst dran...
Ihr alle gemeinsam habt die Hilfe geholt, die dein Sohn zur Identitätsfindung braucht: Betreutes Wohnen, Therapie und - ich nehme an? - psychiatrische Versorgung? Es gibt eine räumliche Trennung, das finde ich nicht schlecht. Es ist zur Reflexion für beide Seiten wichtig. Gut auch in diesem Zusammenhang, dass du therapeutische Hilfe hast. Das mit dem positiven Test ist natürlich blöd, aber gäbe es vielleicht die Möglichkeit eines Telefonats/Videokonferenz?
Bzgl. Kindheit/Fehler: Sichtweisen sind nun einmal individuell. Du hast deine Sicht der Dinge, dein Sohn eine andere. Solche Dinge klärt man manchmal im Laufe der Jahre, manchmal auch nicht. Manchmal verjähren sie, manchmal bleiben sie und man lernt damit zu leben. In seltenen Fällen verliert sich der Kontakt zwischen Eltern und Kind(ern), wenn sich Wogen nicht glätten lassen. Letzteres kommt selten vor. Auseinandersetzung, Reflexion, Verzeihen und "Neubegegnung" sind wahrscheinlicher und brauchen oftmals Zeit. Mit seinem Alter (und natürlich auch der Findung der Geschlechtsidentität und Auseinandersetzung mit Diagnose Borderline) ist er da gerade am Anfang... Es braucht Zeit und Geduld. Das kannst du ihm momentan geben.
Ich persönlich würde dir raten, die Dinge für dich zu verarbeiten/klären. Die Therapie, die du machst, ist ein wichtiger Schritt. Auch eine Selbsthilfegruppe für Eltern mit "Transkindern" (Ich weiß nicht, ist das der aktuell wertfreie und gebräuchliche Begriff? Ich glaube schon...) würde ich als sinnvoll erachten.
Manchmal steht man als Elternteil an dem Punkt, wo man selbst nicht mehr "helfend agieren" kann, sondern das Kind das selbst muss. Dein Jüngerer scheint da aber gut dabei zu sein. An diesem Punkt würde ich als Mama einfach signalisieren, dass ich da bin - nicht mehr und nicht weniger. Gespräche können aber natürlich nur wertschätzend stattfinden, nicht "beleidigend" oder mit Vorwürfen um sich schlagend... Dann besser gar nicht.
Blockieren in irgendwelchen Kontaktkanälen würde ich persönlich nicht. Das signalisiert nur "Ich möchte von dir nicht kontaktiert werden" und hilft ja auch nicht wirklich weiter...
Alles Liebe, viel Durchhaltevermögen und starke Nerven. Es klingt danach, als wäre dein Sohn recht taff. In dem Alter so vieles für sich durchsetzen (Name/Geschlecht; betreutes Wohnen; Berlin;...) zeugt von einem Kind, das weiß, wo es hin möchte...