Hallo und herzlich willkommen!
Wann ist denn deine Tochter ausgezogen bzw. wie lange ist das Verhalten schon so?
Ich persönlich sehe eine ziemliche Dynamik in Bezug auf Abnabelung, dem Gefühl, gebraucht zu werden und Kommunikation.
Einerseits ist Abgrenzung/Abnabelung nach dem Auszug nicht ungewöhnlich, allerdings läuft die Kommunikation recht ungenügend (so gar nicht auf Nachrichten, Anrufe oder Einladungen zu reagieren, ist nicht sehr höflich und verletzt das Gegenüber). Wäre Kommunikation/Austausch da, könntest du wahrscheinlich besser damit umgehen, dass sie selten kommt.
Grundsätzlich ist der Kontakt im Erwachsenenalter etwas, das individuell sehr unterschiedlich ist, finde ich. Bei manchen Eltern-Kind-Konstellationen gibt es regen Kontakt, bei anderen wieder weniger. Die Häufigkeit sagt aber natürlich wenig über die Bindung/Intensität aus. Qualität vor Quantität sozusagen... Eltern und Kinder können auch in unterschiedlichen Erdteilen leben, sie 1-2 Mal im Jahr sehen und ein gutes, enges Verhältnis haben. Das gleiche gilt umgekehrt (häufiger Kontakt, aber schlechte Basis).
Also von der Häufigkeit würde ich es nicht abhängig machen. Aber bei dir ist ein Leidensdruck vorhanden, weil gar so wenig kommt, nicht reagiert wird und - das ist recht bezeichnend - du das Gefühl hast, sie kommt nur, wenn sie etwas braucht. Damit ist der Kontakt für dich nicht passend. Für sie aber scheinbar schon (sonst würde sie es ändern) und das ist eine ganz blöde Diskrepanz.
Jetzt kann man natürlich das Gespräch suchen und rückmelden, was einen kränkt. Nachdem das aber schon passiert ist und keine Änderung eingetreten, sehe ich hier wenig Erfolg. Eventuell kann man es aber von der anderen Seite aufrollen: Die Tochter formulieren lassen, wie SIE sich den Kontakt vorstellt. Welches Ausmaß und welche Intensität sich für SIE stimmig anfühlt. Eventuell macht sie nämlich "dicht", weil sie mit den Anforderungen, die an sie gestellt werden (und das passiert auch oft unausgesprochen und unbewusst), überfordert fühlt.
Mein Rat wäre hier tatsächlich, sich zurückzuziehen und die "Abnabelung" (so wie sie sich für deine Tochter gerade passend anfühlt) auszuhalten. Tatsächlich ist dabei nämlich eher das Kind der "aktive Part" und das ist auch gut und stimmig so. Das heißt aber nicht, dass du nicht auch sehr daran zu arbeiten hast. Aber eben eher als passiver und zurückhaltender Part. Dabei wirst du dich vermutlich auch mit dem Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, auseinandersetzen müssen. Das Gefühl mag zwar schwelen, aber streng genommen ist es ein Erfolg, nicht mehr gebraucht zu werden. Wenn dein Kind autonom und selbständig agieren kann (= du wirst nicht *gebraucht*), hast du als Mama alles richtig gemacht. Und anstelle dieses "Gebraucht-Werdens" tritt ganz sicher über kurz oder lang ein Gefühl von gleichberechtigter Beziehung!
Wo ich ein wenig aufpassen würde: Sie kommt nur, wenn sie etwas braucht! So ein Gefühl, täuscht einen selten. Wenn man so empfindet, ist es meistens tatsächlich so. Und dann ist der Grat zum Ausgenutzt-Fühlen ein schmaler. (Das macht dann erst so richtig Dynamik)
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Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Nachdem deine Tochter noch eher jung ist, wird euer Prozess noch ein längerer sein. Aber ich habe das Gefühl, du hast einen ganz guten Zugang, bist reflektiert und auch bereit, daran zu arbeiten, dass der Ablöseprozess so gut wie möglich klappt.
Eine abschließende Frage hätte ich noch: Gibt es weitere Kinder?
Alles Liebe,
Dani