Wenn man sich bewusst entscheidet, auf tierische Produkte, insbesondere Fleisch und Wurst zu verzichten, entstehen NICHT, wie immer noch gerne behauptet, gefährliche Mangelerscheinungen!
Auch Kinder können sich bereits durchaus vegetarisch oder sogar vegan ernähren, ohne dass Schädigungen bzw. Mangelerscheinigungen auftreten.
Wie bei jeder Ernährung ist die Ausgewogenheit wichtig, also die Mischung an verschiedenen Lebensmitteln und deren Qualität. Frisch zubereitete Lebensmittel enthalten mehr Vitamine etc. als Fertigprodukte, das gilt auch für die vegetarische oder vegane Ernährung. Und nicht nur Sojaprodukte (Tofu, Sojamilch) liefern wertvolles Eiweiß, sondern z.B. allgemein Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen, Erbsen etc.
Welche Vegetariertypen gibt es?
Vegetarier sind Menschen, die auf den Verzehr von Fleisch, Wurst und Fisch verzichten. In Deutschland leben derzeit nach Schätzungen des Vegetarierbundes Deutschland etwa sechs bis acht Prozent Vegetarier. Viele davon als Reaktion auf die BSE-Krise, die Vogelgrippe oder Gammelfleischskandale, aber auch Kritik
an der Massentierhaltung, Tiertransporte, ökologische Gründe und Gesundheitsaspekte
spielen eine Rolle.
Grundsätzlich unterscheidet man vier Arten von Vegetariern:
Ovo-Lakto-Vegetarier: Sie verzichten auf Fleisch und Fisch, essen aber Milchprodukte und Eier.
Dies ist die größte Gruppe der Vegetarier.
Ovo-Vegetarier: Sie verzichten auf Fleisch und Fisch, verzichten auf Milchprodukte, essen
dafür aber Eier.
Lakto-Vegetarier: Sie essen weder Fleisch, noch Fisch, verzichten auch
auf Eier, aber sie essen Milchprodukte.
Veganer: Veganismus ist die konsequente Weiterführung des Vegetarismus.
Die Veganer verzichten nicht nur auf alle Lebensmittel vom Tier (Fleisch,
Wurst, Fisch, Eier, Milchprodukte), sondern auch auf Honig, sie kaufen auch keine
Leder-, Seiden- oder Wollprodukte und auf Echtpelz.
Wo kommt die Vegetarier-Bewegung her?
Der Vegetarismus hat eine sehr lange Geschichte. Als der erste große Vegetarier gilt heute der griechische Gelehrte Pythagoras (um 570 bis 500 vor Christus): "Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück," sagte er. Ein ziemlich moderner Gedanke, schon vor circa 2500 Jahren ausgesprochen von Pythagoras. Pythagoras fand zwar Nachahmer wie beispielsweise Ovid und Plutarch, auch
der römische Philosoph Seneca gehörte dazu, aber es wurde keine richtige Bewegung daraus. Auch Albert Einstein war übrigens Vegetarier. Endgültig etablierte sich die Bewegung in Europa dann im 19. Jahrhundert. 1847 wurde in Manchester der erste englische Vegetarier-Verein (Vegetarian Society of the United Kingdom)
gegründet. In Deutschland kam es 1867 in Nordhausen im Harz zur Gründung der ersten deutschen "Vegetarischen Vereinigung". Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Bewegung mit der Entwicklung der Homöopathie noch mal einen Boom. Ihren Höhepunkt erreichte die vegetarische Bewegung nach dem ersten
BSE-Fall in Deutschland im Jahr 2000: Danach ernährten sich laut Schätzungen rund 15 Prozent der Deutschen vegetarisch. Mittlerweile hat sich die Zahl wieder auf rund sechs bis acht Prozent reduziert.
Die Gründe, vegetarisch leben zu wollen
Weltweit ernähren sich schätzungsweise etwa eine Milliarde Menschen vegetarisch, der überwiegende Teil allerdings aus wirtschaftlichen Gründen, vor allem in den Entwicklungsländern. Wenn Menschen in den Industrienationen auf Fleisch oder Fisch verzichten, sind häufig ethisch-moralische, gesundheitliche
oder ökologische Gründe, oft auch kombiniert, entscheidend.
Massentierhaltung, Tiertransporte, Käfighaltung, Stress bei Schlachtungen wollen viele Menschen nicht weiter durch ihre Konsumgewohnheiten unterstützen. Jährlich werden weltweit über zwei Milliarden Stall- und Weidetiere und über 20 Milliarden Geflügeltiere getötet, um dem Menschen als Nahrung zu dienen. Immer
mehr Menschen wollen dies nicht mehr zulassen, sehen die moderne Form der Tierzucht als ethisch-moralisch bedenklich an und ändern deshalb ihre Essgewohnheiten.
In den Entwicklungsländern werden große Flächen, unter anderem auch Regenwald, gerodet, einerseits als Weidefläche für die Tiere selbst und andererseits als Anbaufläche für die Herstellung von Futtermitteln. Dass
Vegetarier durch ihren Verzehr von Soja dafür verantwortlich sind, ist ein Gerücht! Auf der gleichen Fläche können entweder 50 Kilogramm Fleisch oder 6000 Kilo Karotten, 4000 Kilo Äpfel oder 1000 Kilo Kirschen erzeugt werden.
Außerdem ist die tierische Landwirtschaft in Deutschland einer der größten Wasserverbraucher. Mit dem Wasserverbrauch zur Erzeugung von einem Kilo Fleisch könnte man ein ganzes Jahr lang täglich duschen. 36 Prozent des weltweit produzierten Getreides und 70 Prozent der Sojaproduktion gehen in die
Fleischproduktion.
Und auch in der Klimadiskussion spielt die Massentierhaltung eine Rolle. Das bei der Verdauung der Tiere entstehende Methangas gilt als klimaschädigend. Massentierhaltung trägt damit zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Ein Rind stößt in einem Jahr genauso viel Treibhausgase aus wie ein Pkw in einem Jahr
(bei 18.000 Kilometern pro Jahr). Durch die weltweite Rinderzucht entstehen mehr klimaschädigende Gase als durch alle Autos zusammen.
Gesundheit
Studien haben mittlerweile bewiesen, dass Vegetarier weniger häufig an einigen Zivilisationskrankheiten leiden und eine deutlich höhere Lebenserwartung haben. So erkranken Vegetarier weniger häufig an Krebs, haben tiefere Blutdruckwerte, einen niedrigeren Cholesterinspiegel, leiden weniger unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weniger unter Übergewicht.