Sohn 5 Jahre steht immer im Mittelpunkt

  • Hallo zusammen,


    vor 4 Monaten ist unser 2.Sohn zur Welt gekommen.. Für unseren Großen, bisher ja Einzelkind, war das natürlich eine enorme Umstellung, die er bis jetzt ganz gut überstanden hat :)

    Er hat ein gutes Verhältnis zu seinem Bruder und ist sehr empatisch und lieb.


    Zu seiner Mama hatte Matteo schon immer ein sehr enges und intensives Verhältnis. Sie spielt schon immer viel mit Ihm und hat ihn immer mit Liebe regelrecht "überflutet"- was jetzt nicht heißt das ich das schlecht finde. Aber meine Frau hat sich in diesen ersten 5 Jahren nicht einen einzigen Tag "Auszeit" genommen - obwohl das möglich wäre-aber ihr ist es nicht wichtig. Sie selbst kommt immer am Schluss "dran", aber sie will das so bzw es ist okay für Sie.


    Ich bin ein sehr aktiver. Und engagierter Vaterer und verbringe sicher überdurchschnittlich viel Zeit mit meinem Großen. Habe auch seit Juni Elternzeit und bin komplett Zuhause und investieren ca. 60-70% nur in die Familie.


    Zu meiner Frage:

    Wenn der Große nicht im Kindergarten ist steht er komplett im Mittelpunkt. Die Planung was man am Wochenende macht wird immer such daran orientiert ob das für Ihn "passt".


    Meine Frau spielt viel mit Ihm, wir gehen täglich raus mit Ihm, lesen viel vor. Zum Opa im Haus darf er auch viel gehen.


    Seit der Geburt seines Bruders spielt er fast nicht mehr alleine. Er muß immer und permanent im Mittelpunkt stehen, wenn er das nicht ist zeigt er so massives Fehlverhalten, wie schlagen, schreien, Dreck machen - bis er wieder im Mittelpunkt steht. Ist das normal?


    Wir sind konsequente Eltern mit Regeln, aber von Regeln hält er generell nicht viel und entscheidet idR selbst was er beachtet und was nicht.

    Beim Essen entscheidet er wie lange er isst und sitzen bleibt. Hände waschen ist immer ein Drama. Duschen und Haare waschen auch...

    Wenn wir immer strengt und konsequent wären dann wäre kein zusammenleben mehr möglich. Bis er Einsicht zeigt dauert es oft 10-20 Minuten oder er verweigert vollständig.

    Wenn eine Situation völlig eskaliert dann muß er für 5 Minuten in sein Zimmer und sich beruhigen. Das funktioniert mittlerweile gut. Früher hat er dann immer sein Zimmer in ein völliges Chaos verwandelt..


    Ich frage mich wann wird er denn endlich wieder bzw. mehr selbstständig??

    Im Kindergarten ist er eher ein ruhiges und beobachtendes Kind und traut sich nicht soviel zu. Hier zuhause bei uns ist er dad Gegenteil.


    Ich hoffe es ist klar geworden um was es mir geht!?

  • Hallo! :)


    Also meiner Erfahrung nach kommen Kinder eigentlich mit Konsequenz/Grenzen klar, wenn man sie denn setzt. Die einen mehr, die anderen weniger, das hängt sicherlich auch von der jeweiligen Persönlichkeit und Entwicklung (Stichwort Frustrationstoleranz) ab...


    Für mich ist auffällig, dass er im Kindergarten als ruhiges und beobachtendes Kind beschrieben wird. Das zeigt auf: Er kann es! Sind Impulskontrolle und Frustrationstoleranz eher marginal ausgeprägt, würde man das in Situationen außerhalb des geschützten Hafens Familie auch merken...


    Aufmerken lässt mich persönlich: "Von Regeln hält er nicht viel und entscheidet selbst, was er macht/nicht macht"... Der Ball liegt allerdings nicht bei ihm, sondern bei euch. Kinder - vor allem in dem Alter - brauchen Regeln und Konsequenz. Das bietet Orientierung und Sicherheit. Außerdem bereitet man sie so auf das "richtige Leben" vor, wo es eben auch darum geht, Regeln einzuhalten und man selbst nicht immer im Mittelpunkt steht... Vielleicht fällt es euch ein wenig leichter, "streng" und konsequenter zu sein, wenn ihr im Hinterkopf behaltet, dass ihr langfristig nicht nur dem Familienleben einen Gefallen tut, sondern auch eurem Kind...


    Ihr müsst dabei keinesfalls von 0 auf 100 gehen. Konsequenz kann auch schrittweise passieren. Keine Angst vor den Auswirkungen (weil du schreibst, es wäre kein normales Familienleben mehr möglich)! Am Anfang ist es anstrengend (für alle Beteiligten!), aber es stellt sich wirklich rasch eine Besserung ein, man muss nur dranbleiben...


    Zum Im-Mittelpunkt-Stehen: Ja, das ist normal, wie er sich verhält, weil es eben von den Erwachsenen forciert wird. Welches Kind gefällt sich nicht in der Rolle des umgarnten Bestimmers? Ich würde auch hier anfangen, ein wenig gegenzusteuern... Etwas warten müssen, Wochenendausflüge auch einmal nach den Bedürfnissen der Eltern richten - das sind Dinge, die man in dem Alter schon gut aushält. Man darf halt nicht "einknicken", wenn er Terror macht. Im Prinzip ist sein Verhalten ja nachvollziehbar, immerhin ist er es anders gewohnt. Es ist ein Lernfeld - für ihn und für euch! Das "Problem" wird allerdings sowieso die Zeit lösen... Sein Brüderchen wird nicht immer ein Baby bleiben und recht bald ebenso Aufmerksamkeit einfordern. ;)


    Sehr rasch würde ich übrigens reagieren, wenn er - aus welchen Gründen auch immer - Gegenstände zerstört. Dass es durchaus auch Wertgegenstände betrifft (Laptop, Auto, Handy,...), deutet ein wenig darauf hin, dass es zielgerichtet passiert und nicht aus mangelnder Impulskontrolle. Gerade dann wird er auf Konsequenz (und die muss deutlich sein) reagieren und sein Verhalten langfristig adaptieren. Aber hier liegt es klar an den Bezugspersonen, das bei einem 5jährigen Kind nicht durchgehen zu lassen!


    Ich wünsche euch alles Gute! Das Leben mit zwei Kindern ist schön und spannend. Ihr werdet sicher alles gut meistern - manchmal braucht es eben ein wenig Zeit (und Konsequenz ;)).


    Dani

  • Danke für die Antwort!


    Wir haben Regeln und Konsequenzen und ganz überwiegend hält er sich auch daran. Er versucht natürlich oft diese Regeln zu ändern oder abzuschwächen - da halten wir natürlich ruhig und gelassen dagegen und an den bestehenden Regeln fest.


    "Ihr müsst dabei keinesfalls von 0 auf 100 gehen. Konsequenz kann auch schrittweise passieren. "

    > wie soll das funktionieren? Er stört zb häufig beim Essen, er ist in 5-10 minuten fertig und dann liegt er sich zb auf den Tisch oder muss auf den Schoß sitzen - was er nicht darf. Wo gibt es da einen Kompromiss?

    Großes Problem sind seine Wutanfälle und Racheanfälle für vermeintliches Unrecht was er ertragen musste.

    Das geht teils so weit das er mir weh tut oder sich selbst in Gefahr bringt, um mich zu "bestrafen". Er rennt zb über eine befahrene Straße oder fährt mit dem Fahrrad mitten auf der Straße und nicht auf dem Gehweg.. Natürlich reagiere ich dann und wir gehen sofort aus der Situation raus und ich sage ihm ganz deutlich und wütend, dass so etwas nicht geht.


    Situation heute:

    Ich hole Ihm im Kindergarten ab. Auf dem Parkplatz ist eine kaputte Bierflasche, er legt diese mit einem Stock unter den reifen eines anderen Autos. Ich entferne Sie natürlich, er wird wütend weil ich sein "Werk" zerstört hat und attackiert mich. Meine Erklärungen was mit kaputten reifen alles passieren kann interessiert Ihn nicht - er lacht nur darüber... wir gehen direkt im Anschluss ins Auto, er macht dort seinen Stock kaputt und macht eine Menge Dreck - ich dadurch noch genervter...sage das auch. Er darf Stöcke mit nehmen, da es normalerweise kein Problem ist.


    Ich schimpfe auf heimfahrt und sage, dass er mir hilft sauber zu machen. Er fängt an mich zu schlagen im Auto. Ich lasse einen brüller los - dann ist Ruhe und er fängt an zu weinen. Ich schimpfe weiter und sage das er dumm ist und mache Ihn schlecht.

    Ich weiß, dass das gar nicht geht, aber die Menge an "Mist" die er in der kurzen Zeit fabriziert macht mich einfach rasend. Achja, abschnallen im Auto macht er bei schlechter Stimmung auch oft, wir haben Gottseidank nur 1km nach Hause zu fahren.


    Was hätte ich jetzt besser machen können?

    Wenn ich Ihn gleich von der Bierflasche entfernt hätte, dann wäre er sofort durchgedreht...


    Er ist natürlich nachtragend und wird jetzt bis einschließlich morgen beleidigt sein und vom "bösen" Papa sprechen, der der "schlimmste Papa" ist welchen es gibt.


    Mich macht das fertig, weil wir ein enges Verhältnis haben und er mir sehr wichtig ist.

  • Hallo! :)


    Zunächst: Das enge Verhältnis werdet ihr natürlich weiterhin haben, daran ändert sich nichts, nur weil du Grenzen setzt bzw. der "Buhmann" bist. Glaub mir, ich habe das mit einem seeeehr verhaltenskreativen Kind auch durch. Es mag mich immer noch und unser Verhältnis ist gut. Nachtragend war meine Tochter in dem Alter übrigens auch sehr. ;) Sie hat es geschafft, mal mehrere Tage kein Wort mit der Kindergartenpädagogin zu sprechen, weil diese es gewagt hat, sie zu kritisieren...


    ---


    Ich glaube, es geht manchmal gar nicht darum, etwas "besser" zu machen, sondern als Elternteil einfach auszuhalten, dass man in eine unliebsame Rolle kommt, wenn man konsequent ist. Wenn er "durchdreht", wenn du "erziehst" (Bierflasche), dann müsst ihr da beide durch...


    Nachdem du es als Fallbeispiel gebracht hast und fragst, ob du die Bierflasche gleich wegnehmen hättest "müssen", sage ich mal intuitiv und salopp: Ja, wäre sicher gut gewesen! Es war eine zerbrochene Flasche (Verletzungsgefahr, auch wenn er den Stock verwendet hat, er hätte die Flasche binnen Millisekunden in die Hand nehmen können), es war ein Parkplatz (= kein Spielplatz) und er hat sie unter einen Autoreifen gelegt (geht gar nicht).


    Gerade bei den Dingen, wo Gefahr im Verzug ist (Fahrrad, Auto abschnallen, dich während des Fahrens schlagen etc.) würde ich an deiner Stelle sehr schnell sehr konsequent reagieren und absolut nicht viel erklären. NEIN - und sofort nach Hause (wenn möglich), Wege nicht fortsetzen etc. Tatsächlich auch nicht in die Erklärung gehen (außer er mag es hinterher - mit zeitlichem Abstand - nachbesprechen). Du brauchst ihm da gar nicht großartig viel erklären. Er weiß mAn genau, was er da tut (er ist fünf Jahre alt und kein Kleinstkind) und provoziert gezielt. Nämlich, um eine Reaktion zu erhalten. Diese muss deinerseits knapp und sehr konsequent ausfallen - in solchen Situationen! Das wäre für mich auch dann der Fall, wenn er andere körperlich attackiert... (Weil du schreibst, er schlägt dich...)


    Locker wäre ich persönlich bei Dingen, die Kompromisse gut zulassen... Da ist die von dir beschriebene Essenssituation der Klassiker. Gut überlegen, was ihr nicht wollt (er soll nicht auf eurem Schoß sitzen, wenn er fertig ist, habe ich herausgelesen) und klarmachen, was seine MÖGLICHKEITEN sind (aufstehen, spielen gehen, ein Buch anschauen etc.). Er kann aus Kompromisslösungen wählen. Nicht mehr, nicht weniger!


    ----


    Wie gesagt, ich habe selbst ein sehr stures und bestimmtes Kind. Mittlerweile ist sie 11, aber ich habe die Zeit noch gut in Erinnerung... Auch die Ohnmacht, wenn alle gute Theorie in der Praxis nicht hinhaut... Mein Tipp ist da wirklich: Bauchgefühl, eiserne Konsequenz bei den Dingen, die wichtig/gefährlich sind und ein bissl lockere Zügel bei den Dingen, wo Kompromisse möglich sind... Konsequenz gibt immer auch Struktur. Behalte im Hinterkopf, dass du es gut machst, wenn du dich in manchen Situationen durchsetzt! :)


    Alles Liebe,


    Dani


    Achja, ein nicht ganz unwesentlicher Nachtrag noch: Auch wenn er zum Brüderchen lieb und zugewandt ist, die Geburt hat bestimmt etwas in ihm aufgewühlt, das ist normal... Oftmals werden die älteren Geschwister dann nach einiger Zeit "anstrengend", weil die Psyche einfach ein wenig zeitversetzt reagiert. Es ist tatsächlich gar nicht ungewöhnlich, dass er in dieser Lebenssituation, in der er großer Bruder geworden ist, ein wenig mehr "Verhaltensstärke" zeigt als sonst. Nur zur Info... Mir ist kein Kind bekannt, das da nicht reagiert hätte... Heißt nicht, dass er/es keine Konsequenz braucht. Hilft euch aber vielleicht etwas, ihn besser zu verstehen...

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