Schule, nein danke

  • Mein Sohnemann geht jetzt in die 8 Klasse einer Realschule. Das ewige hin und her zwischen Homeschooling und Unterricht im cenario B hat deutliche Spuren hinterlassen. Dabei meine ich nicht den versäumten Stoff, sondern die Motivation.

    Mein lieber Sohn kann es sich nicht leisten, nichts für die Schule zu tun und er weiß das auch. Seine Begabung nutzt er leider nicht, was ich / wir als Eltern nicht verstehen können.

    Leider fährt er seit längerem auf der Schiene, Schule ist unnötige Zeitverschwendung und braucht kein Mensch. Tun für die Schule ist auch überflüssig. Hausaufgaben machen wird überbewertet und Einträge zu bekommen für nicht gemachte Hausaufgaben kann man ja sammeln, ebenso wie die Einträge für Material nicht dabei.

    Lernen oder die Nase ins Buch stecken wenn eine Arbeit ansteht, lieber nicht!

    Gestern war wieder so ein Tag! Heute steht eine Arbeit in Chemie an und unser Sohn meinte gestern zu mir: ,, ist doch egal, ich kann das eh nicht!"

    Also hat mein Mann ihm gesagt, das er mit ihm erst zusammen Chemie übt und danach mit ihm zusammen sein Fahrrad repariert. ( Das ist nämlich schon seit ca 10 Tagen kaputt und Luca fragt ständig wann es fertig gemacht wird.) Luca antwortete darauf hin aber nur:,, dann bleibt das Rad halt kaputt!"

    Also, wir bekommen ihn nicht motiviert, es interessiert ihn nicht, das er in zwei Schuljahren seine Prüfungen hat und alles andere was mit Schule zu tun hat ist auch unwichtig.

    Nun sitzen wir als Eltern da und sind ziemlich Ratlos, mit Gewalt bringt es das erwünschte ja auch nicht. Was können wir noch tun, damit er endlich den Dreh bekommt, damit der Gros chen fällt bei ihm? Wir haben schon alles mögliche versucht, mit Belohnung, mit nicht dürfen, mit Zuspruch und so weiter!

  • Hallo Gilfy! :)


    Ganz klar: Das ist eine Kombination aus Pandemie und Pubertät... Ich persönlich würde wirklich raten, es für dieses Schuljahr (wie lange dauert es noch bei euch, bei uns ist demnächst Notenschluss...) abzuschreiben, sofern die Versetzung nicht gefährdet ist (ist sie das?).


    Dieses Schuljahr hat europaweit (wenn nicht weltweit) jeder Struktur entbehrt... Da kann man meiner Meinung nach wirklich nicht verlangen, dass sich die Kinder (! mit Betonung auf KINDER) noch strukturieren können. Selbst die, die sich anfangs mit der Umstellung leicht getan haben, können und wollen nicht mehr... Es muss eingestanden werden, dass sich die Pandemie stark negativ aufs Bildungssystem ausgewirkt hat (auf Leistung, Motivation, Bildungsabschlüsse, Psyche etc.). Dass der Wegfall von Struktur für alle Menschen Gift ist - für Kinder und Jugendliche noch mehr. Meiner Meinung nach müsste ein regelrechter Schulbetrieb (auch im Herbst) Vorrang vor so manch anderem haben. Die negativen Folgen lassen sich sonst irgendwann nicht mehr auffangen. Und ganz ehrlich: Es gibt auch ohne geschlossene Schulen/Homeschooling/Wechselunterricht etc. schon viele, viele Schwachstellen im Schulsystem - in Deutschland wie Österreich! ;)


    Wäre es eine Option, jetzt bis zu den Ferien den Druck rauszunehmen und das Thema Schule/Motivation mittels Gesprächen im Sommer immer wieder mal zu aufzunehmen? Eventuell auch wirklich Ziele fürs nächste Schuljahr formulieren, auf Positives fokussieren, um so wieder zu ein bisschen Motivation finden? Luca ist ja ein gescheiter Kerl, die Wahrscheinlichkeit, dass er sehr stark abfällt, ist gering, oder? (Notenabfall von 1-2 Noten ist während der Pubertät ABSOLUT normal)


    Dann würde ICH die letzten paar Wochen Fünfe gerade sein lassen und mich eher auf den Herbst konzentrieren. Das entstresst die Situation enorm. Oder hängt jetzt noch viel dran? (Versetzung etc.)

  • Ich kann dir nicht sagen ob die Versetzung gefährdet ist, im Frühjahr hatte er in Mathe und Englisch eine 4 im Zeugnis. Physik und ein paar andere Fächer auch. Wenn er nun in zwei Hauptfächern eine 5 bekommen sollte, dann ist die Versetzung gefährdet.

    Ich weiß das durch die Pandemie alles noch schlimmer wurde, es ist aber auch so das er vor der Pandemie schon 0 Bock hatte, halt nur nicht ganz so schlimm reagiert hat.

    Wir haben ab dem 22.7 Sommerferien und es stehen noch einige Arbeiten an.

    Ich denke das er diese Abneigung, seine Einstellung und sein Verhalten zum lernen nicht ändern wird nach den Ferien.

  • Liebe Dani,

    Ich muss jetzt noch mal auf dem was du geschrieben hast und dem Beitrag den Drachenherz eingestellt hat, eingehen. Heute Mittag hatte ich nicht wirklich die benötigte Ruhe und Zeit.


    Ich weiß nicht so Recht wie ich mich ausdrücken, es in Worte fassen soll!

    Ich fange einfach mal im groben an.

    In den ersten beiden Schuljahren lief alles super gut, Luca hatte richtig Spaß an der Schule, beim Hausaufgaben machen hat er gesungen. Direkt nach der Schule wurde gegessen und danach Hausaufgaben gemacht. Hilfe hat er natürlich bekommen wenn er welche brauchte, aber meistens hat er es alleine und selbständig gemacht. 3 und 4 Klasse änderte sich alles. Von der Klassenlehrerin wurde er nur noch nieder gemacht, kein Lob, Arbeiten falsch benotet weil sie selbst Fehler gemacht hat, ihm wurde nichts geglaubt nur gewissen anderen Mitschülern. Da verlor er den Spaß an Schule und das Vertrauen in Lehrer. 5 Klasse wurde er von der neuen Klassenlehrerin richtig mißhandelt. Sie hat sogar eine Negertivliste geführt mit Datum, Uhrzeit und co. Da hat sie alles eingetragen, wenn er im Unterricht lachte, wenn er sich bewegte, wenn er Fragen stellte die ihr nicht passten und und und. Natürlich haben die Mitschüler schnell mitbekommen das sie ihn loswerden wollte. Sie hat es auch geschafft. Ab da wurde Luca ein gutes Jahr nicht beschult. Er ging zwar auf eine Förderschule weil unser damalige Helfer vom Jugendamt uns dazu gedrängt hat bis mein Mann dem zustimmte, aber da hatte Luca schon keine Lust mehr. Er brachte nur noch 5 mit Heim und das als HB Kind. Nach wenigen Wochen habe ich die Landesschulbehörde eingeschaltet und mit der Hilfe haben wir Luca da weg geholt und auf eine Realschule bekommen. Dort lief es dann deutlich besser, aber von den Leistungen her nicht gut, weil er keinen Spaß mehr an Schule findet , er Monate gebraucht hat um wieder Vertrauen zu Lehrern zu bekommen.und sowas. Den Spaß hat er bis heute nicht zurück. Dann kam Corona. Homeschooling im letzten Jahr, also das erst mal klappte richtig gut zu meinem Erstaunen. Er hat alle Aufgaben selbständig erarbeitet, sauber und ordentlich gemacht, ganz ohne Stress. Ich war richtig stolz auf ihn und habe die Freizeit mit ihm genossen. Das Homeschooling ab Dezember bis Ende März war ein reiner Kampf. Nur gebrüll, nur Theater, nichts freiwillig machen, viel zu viele Tränen, kaum bis keine Rückmeldung von den Lehrern, keine Anerkennung für die Arbeit, bis heute wissen wir nicht ob und was für Noten es für die wirklich unendlich vielen Aufgaben gab.

    Seit Ende März Schule im cenario B und Luca fehlt alles. Motivation, Lust, Hausaufgaben werden nicht mehr aufgeschrieben, niemand von den Lehrern kümmert sich oder achtet darauf. Hausaufgaben werden nur kurz und knapp geschrieben, meistens nur schlecht zu lesen. Ihm ist es völlig egal. Wir bitten Ihm Hilfen an, Unterstützung, manchmal sagen wir ihm das sogar vor, aber auch das interessiert ihn nicht.

    So geht es bis heute, obwohl er schon wieder normal Unterricht mit der ganzen Klasse hat. Es wird sich auch nicht ändern, befürchte ich. Deswegen bin ich / wir ratlos!!!

  • Hallo Gilfy! :)


    Oje, das hört sich ja schlimm an... Es ist so traurig, wenn Kindern früh das Interesse an Schule/Lernen/Bildung genommen wird. Das bekommt man aus den Kindern auch nicht mehr wirklich raus, diese Prägung.


    Wobei: Lucas Schulbiografie (nicht beschult - Förderschule - Realschule) zeigt auf, dass er 1. Eltern hat, die kämpfen und 2. das Zeug dazu hat. Das sind schon einmal gute Ressourcen...


    Ich denke, die meisten Kinder/Jugendlichen sind nicht besonders erpicht darauf, ein Schuljahr zu wiederholen. Dann müssen sie in eine neue/fremde Klasse und das macht in der Regel Angst. Wie sieht Luca das? Ist er dahingehend greifbar oder motivierbar? Mein Credo wäre in dem Fall: Hauptsache durch! Ob der Lernstoff verstanden wird bzw. er darauf aufbauen kann, darüber sagen die Noten ohnehin wenig aus... (Meine Meinung) Er scheint ja eine besondere Begabung zu haben. Damit ist er ziemlich sicher gut fähig, Inhalte zu verbinden/kombinieren, sich herzuleiten. Außerdem hat er vermutlich eine hohe Auffassungsgabe. Von all dem profitiert er, auch wenn die Noten das nicht abbilden.


    Hat er Zukunftspläne? Hat er schon Ideen, in welche Richtung es beruflich gehen soll? Vielleicht ist er darüber motivierbar?

  • Ja, es war eine sehr sehr schlimme Zeit, kam uns vor als würde es kein Ende nehmen. In der 5 Klasse stand auch eine Klassenfahrt an, wir haben aber schon vorab gesagt das Luca da nicht mitfahren wird da wir ihm dieser Lehrerin nicht aussetzen werden. Diese Verantwortung konnten wir nicht tragen. Zum Kinderpsychologen ist er dann auch zwei Jahre gegangen um das alles zu verarbeiten. Stimmt, raus bekommen tun wir das leider nicht mehr, echt schade!


    Ja, er könnte viel mehr, wir wissen das, er hat einen IQ von 136. Wir haben ihn mal auf ADHS testen lassen, da kam eine Hochbegabung bei raus. Darauf hin sind wir mit ihm zum Spezialisten und haben ihn auf alle möglichen Bereiche vernünftig testen lassen. Eigentlich könnte er locker das Gymnasium schaffen. Doch leider nutzt er seine Begabung nicht.


    Luca ist es egal ob er in eine andere, neue Klasse kommt, er sagt das jedenfalls. Er hat ja nun schon zwei Mal mitten im Schuljahr gewechselt in eine neue Klasse, das hat ihm nichts ausgemacht. Nein, dahingehend ist er nicht greifbar.


    Zukunftspläne, nicht wirklich! Er wollte eine ganze Zeit lang Mechatroniker werden, doch das will er wohl nicht mehr. Auf jeden Fall soll es etwas werden mit viel Dreck, Matsch und Öl. Eine Werkstatt für Landmaschinen oder so. Ich denke auch das ihm das praktische arbeiten eher liegt und hoffe das er daran Freude findet, aber ob das wirklich so sein wird, kann ich noch nicht sagen. Er hat ja Dank Corona noch nie ein Praktikum machen können.



    Luca hat mich vor 45 min angerufen, das ich ihn abholen soll wegen Unterricht Ausfall. Da in den letzten Tagen schon so viel Unterricht angeblich ausgefallen ist und mir das komisch vor kam, habe ich nun in der Schule nachgefragt. Siehe da, es fällt kein Unterricht aus, Luca fängt jetzt auch noch an zu schwenzen. Wir haben ihn angerufen, ihm gesagt das sehr wohl Unterricht ist und er zur Schule gehen soll. Doch er ist nicht zum Unterricht gegangen, sondern hält sich gerade beim Supermarkt auf. Jetzt ist mein Mann losgefahren und fängt Luca vor dem Geschäft ab. Das gibt gleich wieder Stress, das nervt mich jetzt schon!!!

  • Hm, ich würde dennoch das Schuljahr abwarten. Jetzt noch großartig anzusetzen und zu intervenieren, bringt nicht mehr so viel. Ich glaube, es ist momentan schlicht überall die Luft raus... Vielleicht braucht es einen Neuanfang im nächsten Schuljahr.


    Das mit dem Schwänzen würde ich aber keinesfalls hinnehmen. Müssen die Schulen bei euch nicht rückmelden, wenn ein schulpflichtiges Kind unentschuldigt fehlt? Bei uns kommt da in jedem Fall ein Anruf vom Sekretariat, wo das Kind denn sei... (Kann ja auch am Schulweg etwas passiert sein...)

    Wenn ihr nicht automatisch informiert werdet bei Nichterscheinen, würde ich das von der Schule einfordern...


    @ Begabung: Wenn er seine Begabung auch nicht im Schulalltag nutzt, wie er könnte, im Alltag, im "echten Leben" tut er das langfristig bestimmt. Ich glaube, das passiert bei Begabungen (egal welcher Art) automatisch. Eine intellektuelle Begabung schlägt sich häufig nicht in den Schulnoten nieder...

  • Ja, das Schuljahr ist natürlich gelaufen, dennoch muss er seine Hausaufgaben bis zu den Ferien machen.



    Zum Schwenzen:

    Wir wissen nicht ob er das schon öfter gemacht hat, ich weiß nur das er sich in den letzten Wochen sehr oft abholen lassen hat weil angeblich Unterricht ausgefallen ist. Eben weil es so häufig ist, habe ich heute in der Schule angerufen, sonst wäre es nicht aufgefallen.

    Nein, die Schule gibt keine Rückmeldung und das kann ich auch nicht einfordern, dafür hat er täglich zu viele unterschiedliche Lehrer und die Schule ist viel zu groß für Rückmeldung. Wenn ihm auf dem Schulweg was passiert, weiß ich das immer sofort, weil ich dabei bin. Ich muss ihn täglich fahren!


    Hingenommen haben wir es aber nicht. Über Google Maps können wir sehen wo er sich aufhält. Statt zum Unterricht zu gehen, wie wir ihm sagten, ging er aber zum Supermarkt. Mein Mann hat ihn dort abgefangen als er raus kam. Luca hat sparsam geschaut. Zuhause haben wir ihm deutlich gesagt, das Schwenzen nicht geht. Zudem habe ich mir von ihm erklären lassen, warum er gegangen ist. Luca sagte mir, das der Lehrer seit Monaten immer das selbe macht ( Musikunterricht ), und zwar nur irgendwelche Fragen am PC beantworten oder diese Fragen auf Papier beantworten. Ich kann das nur bestätigen, denn diese Aufgaben macht er seit dem letzten Homeschooling, also seit Dezember. Er und ein Mitschüler haben den Lehrer darauf angesprochen und als Antwort bekommen, das wenn ein Schüler sich nicht benimmt, alle bestraft werden. So geht es nun schon 7 Monate immer die gleichen Fragen, keine Musik machen.

    Ok, kann ich verstehen, dennoch hat er nicht zu schwenzen. Das haben wir ihm erklärt. Auch habe ich ihm zugesagt, ein Gespräch mit dem Klassenlehrer zu führen, denn das geht so auch nicht.

    Zur Konsequenz habe ich Luca das Handy abgenommen und an der Konsole das Welan sperren lassen. Zudem durfte er heute nicht mit dem Rad zum Konfiunterricht fahren

    , damit er den nicht auch noch schwenzst.


    Nach dem Konfi hat er seine Strafe hingenommen.


    Ich weiß das die meisten Kids ihre Begabung erst ab der 11 Klasse wirklich nutzen können und das die Noten nicht wirklich was aussagen, doch bei Bewertungen werden auf die Noten geschaut!

  • Oh, das ist ja blöd, dass die Schule nicht von selbst aktiv wird. Bei uns ist das mWn gesetzlich so geregelt, dass bei einem unentschuldigten Nichterscheinen eines Kindes in der Pflichtschulzeit (also inkl. 9. Schulstufe) das Sekretariat die Eltern benachrichtigen muss... Ich würde an deiner Stelle im kommenden Schuljahr da ganz genau hinschauen (wenn man einmal die Grenze zum Schwänzen hin übertreten hat, tut man es immer wieder... kenne ich von mir selbst, ich war eine eher unangepasste Schülerin ;)) und eventuell mit der Schule/Klassenvorstand vereinbaren, dass ich bei Nichterscheinen kontaktiert werde, so das möglich ist... Schwierige Situation, "nachspionieren" zu müssen, manchmal geht es nur nicht anders...

  • Ich habe mit dem Klassenlehrer darüber gesprochen und er war doch recht erstaunt, das Luca geschwenzt hat und es scheint wohl auch das erste Mal gewesen zu sein.

    Auch habe ich mit dem Musiklehrer gesprochen und ihm das gesagt was Luca mir erzählt hat und warum er dort geschwenzt hat. Er hat es locker gesehen, aber auch gesagt das es natürlich nicht geht. In den Arbeiten bei ihm hat Luca zwei 1, eine 2 und eine 4 geschrieben, sagte er mir und bekommt auf dem Zeugnis eine 1 oder 2, das wisse er noch nicht genau. Aber er wird mit Luca nochmal sprechen, warum es mit dem Musikunterricht leider nicht so klappt wie der Lehrer es gerne gemacht hätte. Vielleicht reicht es ja. Das Luca nochmal schwenzt, gehen wir erstmal nicht von aus. Ich hoffen das er durch das Gespräch zwischen uns und ihm und seiner Konsequenz daraus gelernt hat.

  • Durch Corona ist es sehr schwierig da Elternsprechtage ausfallen. Ich persönlich muss sagen, das mir das Telefonieren mit den Lehrern besser gefällt da diese mehr Ruhe und Zeit haben. Ja, ich spreche oft mit vor allem dem Klassenlehrer und er findet es auch gut.

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