12jähriger zeigt Verhaltensstörung wegen fehlender Mutterliebe

  • Hallo, leider habe ich meinen letzten Beitrag nicht mehr gefunden um da wieder anzuknüpfen.

    Ich bräuchte wieder einmal einen Tipp wegen Niklas, dem 12jährigen Sohn meines Lebenspartners. Zur Zeit ist er wieder extrem anstrengend was wiederum sehr belastend ist für mich. Kürzlich kam meine große Tochter zu Besuch und im Beisein von Niklas war es nicht möglich ein gutes Gespräch zu führen bzw einen schönen Abend zu verbringen,weil er ständig stört. Zum Beispiel den Hund ärgert, sich am Boden wälzt, laut ist, Krach macht. Nun ist es aber nicht so, dass er ausgeschlossen würde, mit Sicherheit nicht. Eigentlich benimmt er sich immer so, sobald er nicht das einzige Kind ist. Wie soll man sich verhalten? Liebe Grüße!

  • Hallo! :)


    Ich hab noch gut im Kopf, dass ihr Niklas wirklich auf Augenhöhe behandelt und ihm viel Verständnis und Aufmerksamkeit entgegenbringt. Das ist gleich noch einmal mehr Grund dafür, dieses Verhalten deutlich zu durchbrechen/Konsequenzen zu setzen. In dem Fall wäre meine Herangehensweise ihn deutlich aufzufordern, den Raum zu verlassen. Nachdem man einen 12jährigen schwer aus dem Raum tragen kann, wäre bei "Nichtbefolgen" die logische Konsequenz, dass deine Tochter und du die Situation verlasst und ihn so mit seinem Verhalten auflaufen lässt. Älteres Kind schnappen und raus! Welcher Weg auch klappt, es ist wichtig, ihm die Bühne für Provokation zu nehmen und erst ins Gespräch zu gehen, sobald das möglich ist (erst zeitverzögert). Das ist auch deiner älteren Tochter gegenüber fair, die vermutlich nicht gekommen ist, um provoziert zu werden. ;)


    Meine Erfahrung in solchen und ähnlichen Situationen: sehr massiv Grenzen setzen! Das Gegenüber (egal, ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener übrigens) geht nur so weit, wie man es lässt.


    Alles Liebe (und starke Nerven)! :)

  • Vielen Dank Dani, das mit dem wegschicken könnte dann ja als Ausgrenzung aufgefasst werden? Ja aber das stimmt, er ist jetzt in einem Alter, wo man wirklich mal deutlich werden muss und er das kapieren muss, Verhaltensstörung hin oder her.

    Ja gute Nerven braucht man. :(

  • Es geht viel weniger darum, als was es aufgefasst wird, sondern was es IST: eine Konsequenz auf ein grenzüberschreitendes Verhalten. Manche Menschen sehen die Grenzen ihrer Mitmenschen nicht von selbst. Werden sie ihnen aufgezeigt, wird das aber eigentlich intuitiv richtig erfasst und kann meistens auch ganz gut genommen werden, wenn auch manchmal etwas verzögert. Außerdem ist es auch lebenspraktisch sinnvoll. Er lernt, dass sozial unerwünschtes Verhalten eben zu Sanktionen führt und auch Ausgrenzung bedeuten kann. Über kurz oder lang wird er aber verinnerlichen (müssen), dass nicht er ausgegrenzt wird, sondern sich durch eben dieses Verhalten selbst ausgrenzt. Wird ihm das bewusst, wird er sein Verhalten anpassen - ganz bestimmt! :)

  • Hallo, ich suche wieder mal Rat und gute Tipps. Wir waren kürzlich im Urlaub und da hat sich für mich wieder deutlich die ganze Problematik gezeigt. Niklas zeigt meiner Meinung nach starke Anzeichen später einmal stark suchtgefährdet zu sein. Mein Freund und ich machen uns viele Gedanken deshalb. Niklas kennt kein gesundes Maß. Egal um welches Thema es geht. Von allem so viel wie möglich. Süßigkeiten, Medien, Deo, Interesse an Alkohol,... Sobald er Geld in die Hände bekommt, muss es ausgegeben werden. Man muss ihn diesbezüglich behandeln wie ein kleines Kind, weil er es selbst nicht begrenzen kann. Das macht natürlich große Sorgen in Bezug auf später... Alkohol, Umgang mit Geld usw.

    Seine Mutter sieht das natürlich ganz anders, er wird ja so kurz gehalten meint sie und überschüttet ihn mit Süßigkeiten, Medien und Shopping Touren. Der Kontakt ist weiterhin sporadisch, er muss teilweise betteln, um zu ihr zu dürfen. Es kommt aber nie soweit, dass sie den Kontakt komplett abbricht, das wäre doch das beste oder? Wie können wir uns in Bezug auf die Mutter und ihren schlechten Einfluß verhalten?

    Was können wir tun, außer die richtige Richtung angeben und alles Grfährdende begrenzen?

    Er kommt ja auch immer mehr in das Alter, wo er sich nichts mehr gefallen lassen möchte, was tun, wenn er sich weigert beim Tisch abräumen zu helfen usw? Er stellt sich inzwischen sehr oft quer, früher war mit freundlichem Ton viel zu erreichen, inzwischen oft nicht mehr...

    Liebe Grüße!

  • Hallo! :)


    Im Hinblick auf die Handlungen der Mutter könnt ihr ganz wenig bis nichts machen, wenn sie ihn nicht direkt gefährdet. Ihr könnt nur bei euch daheim gegensteuern, indem ihr ihn reglementiert, was ihr bereits macht. Das würde ich weiterhin so handhaben, denn ihr macht vermutlich intuitiv das Richtige...


    In Bezug auf Suchtverhalten würde ich es so handhaben, wie bei jedem anderen Kind an der Schwelle zum Jugendalter: Das Verhalten in den nächsten Jahren ganz genau beobachten und bei Auffälligkeiten, die aus der Norm zu fallen scheinen, recht schnell das Gespräch suchen und zunächst Beobachtetes zurückmelden. Das kann man auch jetzt schon machen, wo man meint, es ist angemessen. Nicht werten, sondern nur Beobachtungen rückmelden (zB in Bezug auf Süßigkeiten oder Taschengeld) und ggf. ins Gespräch gehen, so er das zulässt.


    Beim Grenzen austesten wäre ich in jedem Alter konsequent. Ganz genau aufs Bauchgefühl hören: Welches Verhalten möchte ich in meinem Haushalt nicht tolerieren, weil es über meine Grenzen geht? Welches Verhalten kann ich mit einem Augenzwinkern akzeptieren, weil es meine persönlichen Grenzen nicht erreicht? Wenn man danach geht, bleibt man recht authentisch und schafft es am ehesten, seine Grenzen zu wahren.


    Dein Beispiel würde ich persönlich wahrscheinlich spontan so handhaben: Räumt er den Tisch nicht ab, obwohl das sein Beitrag/Job ist, wäre eine klare Ansage fällig, was von ihm erwartet wird. Danach wäre etwas Raum notwendig, um das zu erledigen, sodass er sein Gesicht nicht verliert, nachdem er gerade noch rebelliert hat. Ich würde also ein Frist setzen, eine Konsequenz nennen (sollte mit der Situation zusammenhängen), sollte es nicht passieren und dann den Raum verlassen. Bleibt er bei einer Entscheidung, würde ich die Konsequenz durchziehen. Was diese ist, ist offen. Eventuell erledigt man dann auch etwas für ihn nicht, das ihm wichtig wäre. Oder man nimmt beim Essen keine Rücksicht mehr auf Wünsche/Bedürfnisse seinerseits... Wesentlich ist in erster Linie die klare Ansage (was man erwartet und wo die Grenze liegt) und Konsequenzen durchziehen. Man darf sich genau überlegen, WO man Grabenkämpfe führt (geht ja auch zulasten der eigenen Energie), sollte aber keinesfalls in die Gleichgültigkeit gehen.


    Tatsache ist halt auch, dass das in der Theorie alles wunderbar klingt und in der Praxis leider oft nur mäßig klappt. Ich weiß es, meine Kinder sind gerade in einem ähnlichen Alter, 11 und 13 - mühsam... Was aber IMMER klappt, ist die eigene Grenzsetzung. Das kann man in jedem Fall machen, auch wenn diese vom Gegenüber boykottiert werden. Hat man eine Grenze gesetzt, hat man damit automatisch schon etwas erreicht, denn das ist eben auch ein Statement ans Kind: Ich sehe dein Verhalten und toleriere es nicht!


    Alles Liebe (und viel Energie!!!)! :)

  • Vielen Dank Dani,


    Ja Theorie und Praxis sind oft zwei Paar Schuhe. Aber wir bleiben dran!

    Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Niklas mich im Urlaub heimlich gefilmt hat, als er mich herausgefordert hat. Er wollte wissen, warum ich immer sage, seine Mutter ist keine richtige Mutter. Entsprechend kommt mein Ärger gut rüber auf dem Video. Dieses Video hat er im Anschluss gleich seiner Mutter geschickt.

    Darüber sind mein Freund und ich derart schockiert, das ist für mich richtig hinterhältig. Ich war der Meinung, bin ich auch weiterhin, dass er mich gerne hat, aber scheinbar bringt es null, wenn man ihm Werte vorlebt, es scheint alles komplett sinnlos, was wir vorleben. Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen, aber mein Freund sagt, er zeigt keinerlei Einsicht, dass das falsch ist.

    Nach einer schwierigen Anfangszeit war er mir richtig ans Herz gewachsen, aber jetzt tu ich mich wieder richtig schwer. Gut ich weiß, dass es falsch ist, irgendetwas über seine Mutter zu sagen, was ich nun mit Sicherheit nicht mehr tun werde, aber leider ist der Mensch nicht unfehlbar und man lässt sich manchmal im Ärger zu Worten hinreißen, die man später bereut.

    Am Telefon gestern hat er ganz normal mit mir gesprochen, er hat also keinerlei Skrupel in Bezug auf sein Verhalten, ich werde aber schon versuchen mein Empfinden darzustellen.

    Wird aus ihm ein Erwachsener ohne Werteempfinden, Empathie, Einfühlungsvermögen, ohne soziale Kompetenzen???

    Liebe Grüße!

  • Hallo! :)


    Nein, aus ihm wird ziemlich sicher kein Erwachsener ohne Werteempfinden, Empathie, Einfühlungsvermögen oder soziale Kompetenzen... Du darfst nicht vergessen, dass er auch gerade in die Pubertät gestartet ist. Meine Tochter ist im selben Alter und ich bin manchmal auch irritiert, ob der Egozentrik und der wenigen Einsicht. Allerdings weiß ich, wie ich sie erzogen habe und dass solche Verhaltensweisen eben ein Stückweit altersgemäß ist. Es ist dann "unsere" Aufgabe, da gegenzusteuern und die "lieben Kleinen" wieder mit der Realität und Konsequenzen zu konfrontieren. Dass sie wirklich "skrupellos" sind, ist ja nicht der Fall. Sie müssen sich nur emanzipieren und zeigen dabei nicht gerne Schwäche. Entschuldigen kommen meistens, wenn überhaupt, recht verzögert. Sie müssen ja ihr Gesicht wahren...


    Ich kann es verstehen, dass du sauer bist, wenn du provoziert und heimlich gefilmt wirst. Dem dürfte aber auch ein wenig ein Loyalitätskonflikt gegenüberstehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er dich gern mag und da selbst mit sich kämpft, weil das widersprüchliche Gefühle macht. Seine Mama liebt er und möchte sich ihr gegenüber loyal verhalten. Das ist ein ganz natürliches Verhalten. Auch wenn Eltern objektiv betrachtet deutliches Fehlverhalten zeigen - Kinder sind immer loyal und lassen nichts und niemanden über die Eltern kommen. Es wird für ihn sehr schwer auszuhalten sein, dass du seine Mutter kritisch siehst und das aussprichst.


    Ich würde mich in einem ruhigen Moment zu ihm setzen und ehrlich mit ihm reden. Was kränkt ihn, wenn du über seine Mutter sprichst? Was wäre eine Lösung, mit der er umgehen kann? Wie würde er sich wünschen? Wie soll über seine Mutter gesprochen werden?


    Bleib so weit wie möglich auf Augenhöhe. Ich habe den Eindruck, dass du das gut hinkriegst! :)


    Alles Liebe!

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