Ich möchte zu diesem Thema gerne einen Eintrag posten, den ich für meine Internetseite verfasst habe, die eigentlich erst im September diesen Jahres Online gehen soll.
Es ist schon fast unglaublich wie viele Eltern immer wieder behaupten ihre Kinder dürften bei ihnen Zuhause keine Serien, Filme oder andere mediale Inhalte genießen. Die Dunkelziffer kann nur höher sein als es offiziell vermittelt wird.
Bevor ich mit meinen Ausführungen beginne möchte ich gerne auf das BmfSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) hinweisen. Es stellt nämlich ein wirklich gutes, informatives PDF zum Download bereit, das sich besorgte Eltern, oder jene, die es werden wollen, gerne durchlesen dürfen.
Geflimmer im Zimmer – Informationen, Anregungen und Tipps zum Umgang mit dem Fernsehen in der Familie
Mal abgesehen von dieser Broschüre kann man sich im Internet die Angst durchaus auch anlesen. Diese Angstschürerei ist allerdings kein Novum in der Geschichte der Erziehung, der Pädagogik und auch nicht in unserer Gesellschaft. Denken Sie zurück an die Zeit des Buchdrucks. Man hatte plötzlich Angst vor dem neuen Medium Buch und mit den Leiden des jungen Werther schienen sich Kritiker auch bestätigt zu sehen. Die Zeitung war das nächste Medium, dann kam der TV, dann der PC, dann das Internet und jetzt ist das Smartphone der neue Dämon – bis die Virtuelle Realität Einzug in die Kinderzimmer nimmt.
Wo also setzt man jetzt seine persönliche, moralische Toleranzgrenze?
Schauen wir uns doch einfach mal reelle Zahlen an. Gibt man auf YouTube den Suchbegriff für eine derzeit populäre Kinderserie ein, findet man am Beispiel „Peppa Wutz“ direkt dieses Video: Peppa Wutz - Der Verlorene Schlüssel
Dieses Video wurde am 14.12.2015 gepostet und hat zum jetzigen Stand (Februar 2016) sage und schreibe 1.115.011 Aufrufe. 1.115.011!
Andere Videos, nur von der Serie „Peppa Wutz“, eine nicht so weit verbreitete und eher nicht so bekannte Serie in Deutschland, haben deutlich mehr. So hat ein Video vom Kikaninchen sage und schreibe 20.189.120 Aufrufe. Sie lesen richtig!
Ich denke nur mit diesen zwei Videos kann ich verlangen, dass wir die Diskussion ob TV geschaut wird oder werden sollte einfach ad acta legen. Denn fakt ist, es wird doch schon so TV geschaut! So viel, dass selbst ich, als Befürworter und Verfechter der Multimedialen Pädagogik nicht glauben kann was ich sehe.
Laut Statista – Das Statistik Portal lebten im Jahr 2014 10.941.201 Kinder unter 14 Jahren in Deutschland. Das bedeutet, dass, statistisch gesehen, jedes zehnte Kind in Deutschland dieses Clip gesehen haben könnte. Meiner Meinung nach eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass in dieser Statistik auch die Kinder mitgezählt werden, die definitiv noch kein TV gucken. Ziehen wir, ganz grob, unter Rücksichtnahme des Geburtenrückganges 20% davon ab. So schließen wir die ersten zwei Lebensjahre aus. So hat schon jedes achte bzw. neunte Kind im Alter zwischen 2 und 14 Jahren diesen Clip gesehen, wobei wir eigentlich auch die älteren Jahrgänge getrost abziehen könne, denn diese Altersgruppe stürzt sich eher auf heroische Zeichentrickformate wie Batman, Spiderman & Co. Nehmen wir also an, Peppa Wutz sei ein Format für die Altersgruppe 3 bis 6 Jahren. Leider habe ich keine verlässlichen Angaben zur Anzahl gefunden, deswegen habe ich sehr grob, subjektiv unter Zuhilfenahme diverser auffindbarer Statistiken, 2,38 Mio. Kinder errechnet.
Wir brauchen jetzt nicht mal mehr einen Taschenrechner um uns zumindest ein Bild davon zu machen wie viele Kinder diese Folge vielleicht schon gesehen haben könnten, nämlich fast jedes zweite Kind im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Schockiert?
Dann bedenken Sie jetzt bitte noch, dass wir hier nur von einer einzigen Folge einer einzigen Serie, die keinen hohen Bekanntsheitsgrat besitzt, sprechen.
Hier noch ein paar Links zu Videos mit sehr hohen Aufrufzahlen:
Die Sendung mit der Maus – Waschanlage | 9.206.590 Aufrufe
KIKANINCHEN Lied | 20.189.606 Aufrufe
Sesamstraße – Mana Mana | 5.678.609 Aufrufe
Bibi und Tina – Der Pferdeflüsterer | 4.219.275
Machen Sie sich also keine Sorgen! Sollten Sie zu den Eltern gehören, wie auch ich, die dem Medienkonsum positiv gegenüberstehen, dann stehen sie dazu. Sie werden überrascht sein.