Frustrationstoleranz bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, mit Enttäuschungen und Misserfolgen umgehen zu können.
Diese Fähigkeit gehört zur emotionalen Intelligenz des Menschen und trägt wesentlich dazu bei, dass man als Erwachsener ein gesundes und zufriedenes Leben führen kann. Die Frustrationstoleranz wirkt sich auf wesentliche Bereiche des Lebens wie beispielsweise das soziale Miteinander und den beruflichen Erfolg aus.
Im Kleinkindalter ist es normal, dass Kinder noch keine Frustrationstoleranz entwickelt haben. In diesem Alter stehen für das Kind noch die eigenen Bedürfnisse und Wünsche im Mittelpunkt. Dies äußert sich dann im - für Eltern oft anstrengenden - Trotzverhalten. Bis zum Eintritt in die Grundschule sollten Kinder jedoch gelernt haben, mit Frustrationen umgehen zu können.
Eltern können die Frustrationstoleranz der Kinder stärken und fördern.
Wenn Eltern ihrem Kind keine Enttäuschungen zumuten und sie vor allen negativen Erfahrungen beschützen wollen, lernt es nicht, mit Misserfolgen und negativen Gefühlen umzugehen. Erleben Kinder jedoch auch Enttäuschungen, Kritik und unangenehme Erfahrungen und lernen dabei, dass dies nichts Schlimmes ist, werden sie daran wachsen und sich weiter entwickeln. Sie sind dann für negative Erfahrungen, die zum Leben dazu gehören, gewappnet. Eltern sollen natürlich nicht(!) bewusst und absichtlich ihre Kinder in Not bringen, aber im Alltag gibt es eine ganze Menge Situationen, die dazu geeignet sind, die Entwicklung der Frustrationstoleranz der Kinder zu fördern, weil sie unangenehme Gefühle auslösen:
- im Spiel mit den Freunden wird nicht das gespielt, was sich das Kind gewünscht hat, sondern ein anderes Spiel
- das Kind verliert ein Spiel
- das Kind kann eine gestellte Aufgabe nicht sofort und nicht alleine bewältigen
- im Supermarkt an der Kasse bekommt das Kind nicht die gewünschte Süßigkeit
- das Kind möchte etwas erzählen, muss aber warten, weil noch jemand anderes spricht
- das Kind möchte mit der Mutter spielen, muss aber warten, weil die Mutter noch telefoniert
- ...
Besitzt das Kind genügend Frustrationstoleranz wird es mit diesen Situationen gut umgehen können. Hat es jedoch nicht genügend Frustrationstoleranz
- reagiert es trotzig, wütend, aggressiv, deprimiert, entmutigt,
- bricht es die Aufgabe/das Spiel ab, beendet das Spiel/die Aufgabe nicht,
- ist es nicht motiviert, die Aufgabe oder eine vergleichbare Herausforderung noch einmal zu versuchen,
- spielt es nicht mehr mit den Kindern, weil nicht das gespielt wird, was es möchte,
- redet es dazwischen obwohl es noch nicht an der Reihe ist
- ...
Spätestens in der Schule führen diese Verhaltensweisen zu Problemen hinsichtlich der Leistungsmotivation und im Kontakt zu Lehrern und Mitschülern.
Was können Eltern tun?
- Stellen Sie Ihrem Kind Aufgaben (Mithilfe im Haushalt) und achten Sie darauf, dass die Aufgaben erledigt werden, auch wenn dies keinen Spaß macht.
- Erfüllen Sie nicht jeden Wunsch (Süßigkeiten, Spielzeug,...)sofort.
- Reagieren Sie nicht immer sofort, wenn das Kind ein Bedürfnis äußert. Die begonne Aufgabe darf ruhig beendet werden.
- Lassen Sie das Kind beim Spiel nicht immer absichtlich gewinnen.
- Lassen Sie nicht zu, dass das Kind die Spielregeln zu seinen Gunsten verändert, sobald es merkt, dass es zu verlieren droht.
- Kritisieren Sie unangemessenes Verhalten offen. Achten Sie aber darauf, dass Sie nur das Verhalten kritisieren, nicht die Persönlichkeit.
- Erzählen Sie dem Kind, dass Sie solche unangenehmen Gefühle auch kennen und dass diese normal sind.
- Und wie so oft in der Erziehung: GEHEN SIE MIT GUTEM BEISPIEL VORAN! (Wenn Sie selbst das Brett vom Tisch fegen, wenn Sie verlieren,... !)
Einen gelassenen Umgang mit Frust wünscht
Anne