Stieftochter im freien Fall

  • Hallo an Alle,


    meine Lebensgefährtin hat aus ihrer ersten Ehe 2 Kinder, ein Junge 18 Jahre alt und eine Tochter 16 Jahre alt.

    Die Kinder leben seit 7 Jahren bei ihrem leiblichen Vater rund 450km entfernt von uns.


    Meine Lebensgefährtin hat eine sehr schwere Zeit hinter sich und war damals an einem Punkt angekommen, wo sie nur noch überlegt hat ob sie ihre Kinder mit in den Freitod nimmt.

    Sie hat damals die einzig richtige Entscheidung getroffen und ist weggezogen. Alles in Absprache und Harmonie mit Ihrem Ex-Mann, dem Vater der Kinder. So weit der Hintergrund.


    Ich habe sehr früh, in unserer Beziehung, schon gesagt, dass die Kinder bei uns besser aufgehoben wären (meine Lebensgefährtin hat ihr Leben wieder in den Griff bekommen).

    Sie wollte ihrem Ex-Mann aber nicht die Kinder wegnehmen.


    Seit 2 Jahren hat der Vater der Kinder eine neue Partnerin an seiner Seite. Seit diesem Zeitpunkt befindet sich die Tochter im "freien Fall". Der Vater ist absolut empathielos und versucht es durch Materialismus zu kompensieren.

    Sie schwänzt die Schule (Gymnasium) und der Vater schreibt ihr Entschuldigungen für die Fehlzeiten. Als Konsequenz ist sie diesen Sommer nicht in die 11te Klasse versetzt worden.

    Sie geht kaum noch vor die Tür und sehr stark zugenommen. Aktuell befasst sie sich sehr stark mit dem Genderthema, was ich persönlich toll finde. Allerdings ist ihr Freundeskreis nicht der beste Umgang für das Thema.

    Heute habe ich erfahren, dass sie angefangen hat sich zu "ritzen". Deshalb ist sie seit 2 Monaten in psychologischer Behandlung.


    Ich bin tierisch besorgt um meine "Miettochter" ( Den Begriff hat sie selbst im Alter von 9 Jahren kreiert :) ) und ich bin immernoch der Meinung, dass sie bei uns besser aufgehoben ist.

    Kann ich da überhaupt irgendwas machen? Wenn ja, was!?


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und hoffentlich Antworten!

  • Hallo! :)


    Ich finde es großartig, wie du um das Wohl deiner Stieftochter besorgt bist - ich glaube tatsächlich, dass das nicht selbstverständlich ist...


    Auch toll finde ich, dass die junge Frau bereits in therapeutischer Behandlung ist. Das zeigt auf, dass sie durchaus bereit ist, einen Weg aus ihrer Situation zu suchen und hoffentlich zu finden... Außerdem hat ihr anscheinend jemand (der leibliche Vater? ihr?) dabei geholfen, Hilfe zu suchen/in Anspruch zu nehmen. Es gibt also Eltern-/Stiefelternteile, die besorgt um das Wohl der Jugendlichen sind und ihr unterstützend zur Seite stehen - damit hat sie mehr, worauf sie zurückgreifen kann als so manch anderer junger Mensch. Sie hat gute Voraussetzungen, das ist das Wichtigste!


    ---


    Zu deinen Überlegungen bzgl. Hilfe/Unterstützung:


    Wo sie besser aufgehoben ist, das kann sie meines Erachtens nach in ihrem Alter tatsächlich schon fast selbst einschätzen. In zwei Jahren ist sie volljährig. Was meint sie denn zu den Überlegungen bzgl. eines Umzuges? Was meint der leibliche Vater? Und - auch wichtige Frage - zieht deine Lebensgefährtin mit dir an einem Strang? Also würde sie die Tochter tatsächlich wieder bei sich wohnen lassen wollen, traut sie sich das zu? Die Aussage "Ich will sie dem Vater nicht wegnehmen" kann ja durchaus auch eine Schutzbehauptung sein. Immerhin wohnen die Kinder seit vielen Jahren nicht mehr mit ihr zusammen.


    Ein Rückzug kurz vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter könnte tatsächlich auch so manche Schwierigkeiten mit sich bringen. Das gebe ich allgemein zu bedenken. Wenn ihr 450 km entfernt lebt, dann zieht die Tochter ja nicht mal eben in eine andere Ortschaft, sondern wird tatsächlich "entwurzelt" (Schule, Freundeskreis etc.).


    Wäre denn für euch ein Umzug denkbar? Sodass ihr ihr vielleicht näher seid, um mehr Einfluss nehmen zu können, Unterstützung, Hilfe und ein offenes Ohr anbieten könntet?


    Alles Liebe!

  • Hallo Dani,


    vielen Dank für die Rückmeldung!!


    Wir haben anfangs alles sehr gut geregelt bekommen und waren perfekt auf Patchwork eingerichtet. Alle Erwachsenen waren sich einig, dass das Wohl der Kinder immer im Vordergrund zu stehen hat.

    Mittlerweile ist es allerdings so, das der leibliche Vater viele Dinge einfach nur macht, damit ihm formell niemand etwas negatives Unterstellen kann.

    Er ist mit seiner neuen Partnerin, an den Wochenenden, sehr viel unterwegs, legt den Kindern Geld auf den Tisch und überlässt sie sich selbst.

    Er ist extremst auf seinen eigenen Vorteil aus und möchte auf nichts verzichten.

    Vor einem Jahr hat meine Stieftochter den Wunsch geäußert zu uns zu ziehen. Meine Lebensgefährtin und ich ziehen da komplett an einem Strang und wir haben uns sehr gefreut.

    Vielleicht haben wir den Fehler gemacht, dass wir genau das Thema der "Entwurzelung" mit ihr besprochen haben.

    Gleichzeitig habe ich mit ihr aber auch besprochen, welches Zimmer sie bekommen könnte und wie ein Zusammenleben funktionieren könnte.

    Ich habe mit meiner Stieftochter eine Pro- & Contra Liste ausgearbeitet. Sie sollte sich sicher sein, da es wirklich ein großer Schritt ist.

    Die "Pro Umzug" Seite war aber deutlich stärker.

    Als sie wieder bei ihrem Vater war und mit ihm gesprochen hat, hat er ihr materielle Dinge versprochen. Das hat dann schon gereicht um sie umzustimmen.

    Der Vater möchte es einfach vermeiden Unterhalt zahlen zu müssen.


    Als ich bei der Themaeröffnung Freundeskreis geschrieben habe, habe ich etwas übertrieben. Sie hat eine "Freundin". Allerdings nicht so, wie man sich eine Freundschaft unter Mädchen vorstellt. Die beiden tauschen sich nicht über wichtige Dinge aus, sondern regen sich zusammen über gesellschaftliche Inakzeptanz beim "Gendern" auf.


    Meine Stieftochter entwickelt sich einfach nicht weiter und verschließt sich immer mehr. :(

  • Hm, wenn sie sich vor einem Jahr schon deutlich mit dem Thema Umzug beschäftigt und eigentlich dafür entschieden hat und nur wegen "materiellen Versprechen" umgeschwenkt ist, würde ich das Thema tatsächlich wieder aufgreifen und neu ansetzen...


    Unterhalt ist bei näherer Betrachtung wenig Argument. Ich denke, der die Kosten, die der Vater momentan durch das Zusammenleben bestreitet, werden vermutlich in Summe sogar höher sein, als der Unterhalt, den er bezahlen müsste. Vielleicht kann man das ganz rational besprechen. Vor allem, wenn du Kommunikationsebene eigentlich eine gute ist und alle am Wohl der Kinder interessiert sind. :)

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