Diese drei Begriffe sind in den letzten Jahrzehnten erstaunlich stark ins Hintertreffen geraten, wohl, weil man sehr von autoritären Erziehungsstilen abgewichen ist. Und nein, jetzt kommt keine Verteidigungsrede für den autoritären Stil.
Während viele Eltern immer noch darauf achten, dass ihre Kinder zeitig mit etwas fertig werden und eine gewisse Ordnung einhalten, haben sich die Schulen im Allgemeinen nicht auf die neuen Herausforderungen der Zeit eingestellt. Hier hat sich einfach nur der Erwartungsdruck erhöht.
Dieser Druck ist leider enorm hoch, ganz besonders, wenn Kinder das Gymnasium besuchen. Als Ursache dafür, dass Schulprobleme entstehen, habe ich in der Praxis oft ein falsches Zeitmanagement und mangelhafte Organisation festgestellt. Das Problem dabei ist, dass man beides lernen muss und die Schule dabei in der Regel weder die Kinder noch die Eltern unterstützt. An sich müsste das ein Schulfach sein!
So "ersticken" die Kinder oft in einer Masse von Hausaufgaben. In ihrem ureigentlichen Sinn dienen Hausaufgaben dazu, den Unterrichtsstoff zu wiederholen, zu sichern und zu vertiefen. In der Praxis werden sie oft als unnötige Mehrbeschäftigung und zum Abwälzen von Unterrichtsstoff benutzt, den man in der Unterrichtszeit nicht unterbringen konnte. Als solche werden sie dann auch empfunden.
Außerdem muss ja noch für Klassenarbeiten/Klausuren gelernt werden. Dieser Irrglaube hält sich hartnäckig und wird den Schülern auch so vermittelt. Tatsächlich dienen Klassenarbeiten lediglich dazu, festzustellen, wie gut der Schüler den Unterrichtsstoff verstanden hat und umsetzen kann. Theoretisch müsste man also überhaupt nicht für Klassenarbeiten lernen!
Eine gute Organisation zur Bewältigung von Schulaufgaben aller Art bedeutet, jeder Zeit in allen Fächern so auf der Höhe des Unterrichtsstoff zu sein, dass man eine Klassenarbeit ohne zusätzliches Lernen schreiben kann. Wie geht das?
Zunächst muss man in den Unterrichtsstunden natürlich aufmerksam zuhören, sich beteiligen, einbringen und auch Notizen machen. Je mehr Schüler sich aktiv am Unterricht beteiligen, umso mehr verinnerlichen sie den Stoff. Man sollte seine Kinder also immer dazu ermutigen, mitzumachen, zu diskutieren und auch Fragen zu stellen, wenn man etwas nicht verstanden hat - und zwar egal, was andere darüber vielleicht denken mögen. (Hinweis: Wenn sich Schüler viel einbringen, haben sie in dem Fach schon mal mindestens eine 3!) Sehr schüchterne Kinder sollten zumindest dazu angehalten werden, aufmerksam zu zuhören und sich Notizen zu machen.
Zu Hause angekommen, sollte erst einmal eine kurze Pause eingelegt werden, ehe es dann daran geht, den an diesem Tag gelernten Stoff aufzuarbeiten. Ich beobachte hierbei sehr oft, dass Kinder dazu neigen, ausschließlich Hausaufgaben zu machen und diese dabei zu verschieben. Also z.B. "Heute ist Donnerstag, Deutsch habe ich erst wieder am Montag, also mache ich die Deutschhausaufgaben am Sonntag."
Bis dahin hat sich die Deutschstunde dieses Tages aber wieder "verflüchtigt" und die Hausaufgaben sind nur noch lästige Routine, auf die man logischerweise keine Lust hat.
Besser ist es, nicht einfach Hausaufgaben zu machen, sondern sich ein Fach des Tages nach dem anderen vorzunehmen, ein kleines Stundenprotokoll zu schreiben und die Notizen, die man sich während des Unterrichts gemacht hat, auszuformulieren. (Natürlich sollten in dem Stundenprotokoll nur die unterrichtsspezifischen Fakten auftauchen, keine Nebensächlichkeiten.) Auf diese Weise prägt sich das Gehirn den Stoff ein und verinnerlicht ihn. Das Kind lernt dadurch mit der Zeit auch, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Eltern können hierbei z.B. helfen, indem sie sortieren helfen. Das Kind erzählt und trägt seine Notizen vor, die Eltern sagen, was davon in das Protokoll gehört und was nicht.
So ganz nebenbei entsteht auf diese Weise für jedes Fach eine lückenlose Dokumentation und diese ist es, die entscheidend dabei hilft, den geforderten Stoff zu bewältigen. Sie schafft einen Überblick, man kann jederzeit darin nachschlagen und darauf zurückgreifen.
An die Protokollierung schließen sich die Hausaufgaben in dem Fach an, die den Stoff noch weiter vertiefen. Hat man sich die Stunden so vorher in Erinnerung gerufen, fallen die Hausaufgaben nun leichter. (Hausaufgaben sollten Kinder an sich allein machen, denn SIE müssen mit dem Stoff schließlich klar kommen, nicht die Eltern. Eltern können aber z.B. mit praktischen Ratschlägen helfen, wie man die Hausaufgaben schnellstmöglich aber lern-efffizient bewältigen kann.)
Anschließend bereitet man den Unterricht der nächsten Stunde vor. Was kann ich einbringen? Was habe ich nicht verstanden? Was möchte ich erörtern? (Dieses "was habe ich nicht verstanden?" ist ein wichtiger Punkt, bei dem Eltern sich nicht allzu sehr als Erklärer versuchen sollten. Es ist Aufgabe des Lehrers, den Unterrichtsstoff so zu vermitteln, dass jedes Kind ihn versteht! Taucht also eine grundlegende Frage auf, sollte die erst mal der Lehrer beantworten, auch, wenn das bedeutet, dass die Hausaufgaben nicht ganz vollständig sind. Erst, wenn der Stoff nach nochmaligem Nachfragen nicht richtig verstanden wurde, sollten die Eltern eingreifen. Nachforschen, ob nur das eigene Kind das nicht verstanden hat oder ob mehrere Schüler damit nicht zurechtkommen. Betrifft dies mehrere Schüler, das Kind dazu anhalten, sich mit diesen Kindern zusammen zu tun und den Lehrer nochmals dazu auffordern, den Stoff zu erklären. Betrifft dies nur das eigene Kind, selbst erklären oder über einen Vermittler nachdenken, der den Stoff auf andere Weise darlegen kann. Bleibt das Problem mehrere Schüler betreffend bestehen, mal mit dem Lehrer reden.)
Weiterhin können Eltern an diesem Vorbereitungspunkt dazu anregen, sich weitergehend mit dem Stoff zu beschäftigen, indem sie etwas Interessantes dazu erzählen, mit dem Kind (nach den Hausaufgaben) eine Dokumentation zu dem Thema schauen oder etwas vorlesen. Je mehr man dies fördert, umso leichter wird es dem Kind mit der Zeit fallen, dies selbstständig zu tun. Dies ist insofern wichtig, da in höheren Klassenstufen immer mehr die eigenständige Recherche gefragt ist und Referate etc. eine Rolle spielen.
Die Protokollierung und die Vorbereitung auf die nächste Stunde sollten übrigens auch erfolgen, wenn es keine Hausaufgaben in dem Fach gab!
Das klingt sehr zeitaufwendig. Auf den ersten Blick ist es das auch. Auf den zweiten Blick sieht die Sache schon anders aus.
1. Die Wochenenden werden dadurch frei! Viele Schüler sind wirklich jeden Tag mit Schule beschäftigt, weil sie ihre Hausaufgaben als "lästiges Übel" auf sämtliche Tage verteilen und dann am Sonntagabend "noch schnell die Hausaufgaben für Montag" machen müssen. Dadurch kehrt nie eine bewusste Erholung ein. Mit dem System der direkten Aufarbeitung kann man am Freitagabend alle Bücher und Hefte zuklappen, mit der Gewissheit: Das Wochenende gehört mir ganz allein, ich kann alles machen, was ich möchte!
Eltern sollten auch bewusst darauf hinarbeiten, dass die Kinder allen Schulstoff unter der Woche bewältigen, sodass das freie Wochenende praktisch wie eine Belohung wirkt.
2. Man erspart sich sehr viel Lernen für Klassenarbeiten. Dadurch, dass der Stoff immer unmittelbar wiederholt und "gesichert" wird, prägt er sich ganz anders ein. Steht die Arbeit dann an, braucht man sich nur noch mal die Dokumentation durchlesen, schreibt sich ein paar prägnante Stichwörter auf und lässt sich diese abfragen. Eltern können hier zu Beginn dabei helfen, diese Stichwörter zu finden - und natürlich als "Abfrager" agieren.
Dies ist ein wesentlich entspannteres und auch nachhaltigeres Lernen. Denn in der Regel sieht das so aus, dass ein, zwei Tage vor einer Arbeit hektisch alles zusammengetragen wird, was "alles so dran kam" und dann versucht wird, das auswendig zu lernen. Leider ist das Kurzzeitgedächtnis nicht sehr zuverlässig und so kommt es dann leichter zu Aussetzern bei der Arbeit.
Das schrittweise Lernen, bei dem immer wieder wiederholt wird und darauf geachtet wird, dass man immer den gesamten Stoff im Blick hat, führt zu einer Verankerung im Langzeitgedächtnis. Dort können sich leichter Verbindungen bilden, sodass bestimmte Stichworte Reize ausgelösen, die zu einem Ergebnis führen. Man findet sozusagen leichter wieder, was man dort abgelegt hat.
Wichtig ist hierbei, dass man jedes Kind ein eigenes System entwickeln lassen muss. Jeder Mensch prägt sich Dinge anders ein. Entscheidend ist letztlich nur das Unmittelbare und die Erfassung allen Stoffs für jedes Fach als ein (für den Schüler) übersichtliches System. Eltern sollten also kein spezielles System vorschreiben, sondern nur verschiedene Möglichkeiten aufzeigen und dazu anregen, den geforderten Stoff auf diese Weise anzugehen, und die Disziplin aufzubringen, notfalls mehrere Stunden am Tag für diese Arbeit zu opfern.
Wendet man dieses System schon früh an, lernt das Kind im Laufe der Zeit, immer effizienter zu werden, da es eigene Methoden und Systeme im System entwickeln wird. So bleibt dann auch unter der Woche noch Zeit für Hobbys.