Meine Erfahrung mit intellektuell sehr begabten Kindern im (Grund-)Schulwesen: Es steht und fällt mit den Lehrkräften. Wenn da eine engagierte Lehrkraft vorhanden ist, die das Kind dort abholt, wo es steht (egal, ob hb oder nicht) und ganzheitlich fördert (dazu gehören auch Sozialverhalten, Arbeitsverhalten, Selbstorganisation etc.), braucht es gar nicht zwingend etwas "Offizielles" (IQ-Wert). Umgekehrt bringt einem eine ausgewiesene hohe Intelligenz wenig, wenn das Kind nicht entsprechend gefördert wird.
Sowohl in Österreich als auch in Deutschland wird Begabtenförderung sehr stark nach "Gutdünken" durchgeführt, weniger nach vorgegebenen Konzepten und leider kaum etabliert. Das ist ein ganz großes Problem...
Bei unserem Sohn stand von Kleinkindalter an eine Hochbegabung im Raum. Die Zeichen dafür waren und sind eindeutig und die Betreuungspersonen/Lehrkräfte haben das stets sehr rasch rückgemeldet. Wir haben lange daran gearbeitet, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind - und vor allem seine "anderen" Kompetenzen zu fördern (Sozialverhalten etc.). Den Intellekt füttert er sich ohnehin seit jeher selbst. Die Grundschulzeit hat er in einer sog. Mehrstufenklasse verbracht und ist tw. mit "den Älteren" unterrichtet worden.
Wir hatten und haben das Glück (auch jetzt im Gymnasium), dass seine Begabung auffällt und gefördert wird - nicht mehr und nicht weniger. Das ist für uns - und vor allem ihm - stimmig so. In seinen bisher fünf Schuljahren hat er vier Mal das Angebot bekommen, eine Schulklasse zu überspringen und das jedes Mal abgelehnt, weil er sich in seiner Klasse sehr wohlfühlt. Das war für mich stimmig so.
Er ist schulisch betrachtet der absolute Minimalist (macht gar nichts und hat einen Schnitt von 1,0) und kommuniziert auch, dass ihm das gut so passt. Er muss sich nicht anstrengen und hat genug Zeit und Muße für "seine Themen". Er fördert sich intellektuell eigentlich selbst (beschäftigt sich mit Bio, Geschichte etc. auf Uni-Niveau, hat sich dem Umweltschutz verschrieben etc.) in seiner Freizeit. Mir selbst war es eigentlich immer ein Anliegen, sein Sozialverhalten und sportliche Ambitionen etc. zu fördern...
Mir ist aber auch bewusst, dass wir schulisch bisher sehr, sehr viel Glück hatten und er stets entsprechend gefördert worden ist. Punkto Unterforderung/Begabung sind die Lehrer immer an uns herangetreten. Wenn du aber entsprechende Tendenzen bei deinem Kind bemerkst, würde ich an deiner Stelle das Gespräch suchen. Ich finde, über Intellekt darf man ruhig auch sprechen!
Eine Austestung war bisher für uns kein Thema, weil "nicht notwendig". Nun ist erstmals vom Sohn selbst der Wunsch/Vorschlag gekommen, weil er erfahren hat, dass er mit einer ausgewiesenen Hochbegabung ab dem Jugendalter als außerordentlicher Hörer an der Uni inskribieren dürfte. Die Vorstellung gefällt ihm... Mal sehen, ob er das in 1-2 Jahren auch noch so sieht. Wir werden ihn aber vermutlich über kurz oder lang tatsächlich austesten lassen...
Alles Liebe,
Dani