Bin am verzweifeln! Hilfe !

  • Hallo ihr lieben !
    Ich bin mit meinem 5 jährigen Sohnemann völlig am ende meines Latein... Er hält sich nicht an regeln und sprengt ständig den Rahmen! Und das schlimmste daran ist, das er es wirklich nur in meiner Gegenwart tut! Sobald ich die Bildfläche verlass ist er ein höflicher und wohlerzogener, intelligenter 5-jähriger Junge!!
    Was mich daran fertig macht ist das ich mich genau so verhalte wie sein Papa und seine Großeltern... und auch die regeln und Konsequenzen vertrete ich genau so wie die anderen auch... dennoch reagiert er auf mich mit auslachen und ungehorsam teilweise sogar frech indem er seine Tonlage erhöht ...
    Ich hab es schon versucht ihn im.guten zurecht zu weisen sowohl auch in dem ich ihn dann weg schicke... Aber es ändert nix daran und manchmal (in letzter Zeit immer häufiger ) hab Ich das Gefühl das er mich gar nicht mehr lieb hat und überhaupt eine rolle für ihn spiele ... ;( was mach ich falsch ? Was soll ich noch tun?
    Vielleicht kann mir hier jmd helfen ??

  • Sehr geehrte Brina,


    Das erste, was ich Ihnen mitteilen möchte, ist dass ich mir sicher bin, dass Ihr Sohn Sie nach wie vor liebt und Sie weiterhin eine große Rolle in seinem Leben spielen. Ein Beweis dafür, ist seine Verhaltensänderung in Ihrer Gegenwart. Wenn Sie in seinem Leben keine Rolle mehr spielen würden, würde er sich nicht entsprechend verhalten. Wenn Sie den Glauben an dieser Tatsache (wie wichtig und elementar Sie für ihn sind) verlieren, wird sich Ihre ganze Art mit Ihrem Sohn umzugehen danach richten und Ihr Sohn wird sich Ihren Vorgaben anpassen. Jesper Juul schreibt in diesem Zusammenhang von der Kooperation der Kinder, dass sich die Kinder so verhalten wie die Eltern es von Ihnen erwarten.


    Ich gehe sogar davon aus, dass Sie sehr wichtig für ihm sind, weil er sich sonst nicht mit Ihnen messen würde. An diesen Spielchen wachsen Kinder, deshalb dürfen sie nicht kategorisch abgestellt werden.


    Ich empfehle Ihnen, sich genau zu beobachten. Auch wenn Sie der Meinung sind, dass Sie sich genauso verhalten wie der Vater und die Großeltern, so vermute ich doch, dass da ein großer Unterschied besteht. Allein schon in Ihren verunsicherten Reaktionen wird für den Jungen der Unterschied sichtbar.


    Woher dieses Verhalten stammt, und was Ihr Kind damit erreichen möchte, kann ich aufgrund der wenigen Informationen werden diagnostizieren noch vermuten, kann Ihnen aber eine Tipps geben, wie Sie einen erneuten Zugang zu Ihrem Sohn finden.


    • Treten Sie heraus aus den Konkurrenzsituationen mit Ihrem Kind. Lassen Sie sich bitte nicht mehr auf einen Machtkampf mit Ihrem Kind ein. Jedes Mal, wenn Sie Ihrem Kind eine Anweisung geben, die es nicht befolgen wird, verfestigt sich bei dem Kleinen das Gefühl, dass Sie nicht wissen was Sie wollen, und es fühlt sich verpflichtet die Regie zu übernehmen. Versuchen Sie doch mal Ihrem Kind nur Anweisungen zu geben, die es auch befolgen wird, oder beobachten Sie sein verhalten und befehlen ihm in dem Augenblick in dem er eine Handlung durchführen will, dass er diese macht. Wenn er unterbricht, drehen Sie sich um beschäftigen sich mit irgendetwas, so dass er das Gefühl bekommt, dass sein Ungehorsam sie nicht tangiert. Führt er hingegen sein Handlung wie gewollt weiter aus, loben Sie ihn mit den Worten wie z.B.: „Super, hast du toll gemacht, bin stolz auf dich“, drehen sich danach um und beschäftigen sich mit irgendetwas anderem. Wichtig ist, dass Sie sich nicht auf eine Diskussion einlassen, vor allem nicht auf eine Rechtfertigung, wenn Ihr Kind Ihnen sagen will, dass er das was er gemacht hat, eh machen wollte. Der Hintergrund dieses Ratschlags besteht darin, dass Ihr Kind dadurch lernen kann, dass es sich lohnt auf Mama zu hören, dass Mama weiß was ich möchte, dass Mama mich versteht…
    • Zeigen Sie ihrem Kind durchgehend wie lieb Sie es haben. Vor allem aber schicken Sie ihn nie weg, wenn er Sie ärgert, weil der Junge dadurch das Gefühl bekommt, dass Sie ihn nicht mehr lieb haben. Ich versichere Ihnen, dass ich als dreifacher Vater sehr gut nachvollziehen kann wie schwierig die Durchführung dieses Rats ist. Ihr Sohn muss aber erneut die Überzeugung gewinnen, dass Sie ihn lieb haben, auch wenn er sich nicht so verhält wie Sie es gerne hätten. Vor allem wird er sich entsprechend verhalten, wenn sich die Situation verbessert hat, um für sich zu klären ob Sie ihn weiterhin lieb haben, auch wenn er Sie Ärgert. So können Sie z.B. wenn er seine Tonlage erneut erhöht, grinsen. Ihn mit einem liebevollen lächeln sagen wie süß er ist, wenn er so tut als sei er groß, und dass Sie ihn auch deshalb so lieb haben.
    • Tun Sie sich bitte den gefallen, und hören Sie auf alles mit Ihrem Sohn zu diskutieren. In meinem Buch: „Nicht mehr über Tyrannen reden!“ gehe ich ausführlich auf dieses Thema ein.
    • Machen Sie sich bewusst, dass Provokation nur vom Ärger des Gegenübers lebt. Also versuchen Sie sich nicht zu ärgern und reagieren Sie unter Umständen paradox. Z.B. sagen Sie Ihrem Sohn, dass er Sie jetzt auslachen soll, weil Sie ihm gleich dies oder jenes sagen werden… Ausführlich hat Rohmann in seinem Buch „Manchmal könnte ich dich…“ über die paradoxe Intervention geschrieben.
    • Geben Sie ihrem Kind viel Körperkontakt, bedingungslosen Körperkontakt, also nicht davon abhängig ob er gerade „lieb“ gewesen ist oder nicht. Positiver, angenehmer Körperkontakt führt dazu, dass Botenstoffe im Körper freigesetzt werden, die einem Menschen dazu bringen sich gut zu fühlen und mit schwierigen Situationen fertig zu werden.
    • Verbringen Sie viel „leere“ Zeit mit Ihrem Kind. Das heißt, seien Sie da, ohne unbedingt mit ihm zu spielen oder zu reden. Einfach nur da, und in seiner Nähe sein, aber ohne etwas anderes zu machen. Und wenn er fragt warum Sie das machen oder ihn beobachten, sagen Sie ihm einfach weil Sie ihn lieb haben und stolz auf ihm sind, oder dass es Ihnen Freude bereitet ihn anzusehen…


    Wenn Sie Fragen haben, oder bei der Ausführung nicht weiter wissen, fragen Sie hier einfach.


    In dieser schweren Zeit wünsche ich Ihnen viel Kraft und vor allem Geduld und grüße Sie ganz Herzlich.

  • Hallo brina,


    ein herzliches Willkommen meinerseits!
    Peter Bandali hat Ihnen ja bereits sehr viele Impulse, Ideen und Denkanstöße gegeben, sodass ich hier lediglich einige Gedanken ergänzen möchte.


    Ich denke auch, dass Ihr Sohn Sie unglaublich lieb hat und dass Sie ihm sehr viel bedeuten, denn sonst würde er sich nicht so an ihnen "reiben". Er reagiert sehr stark auf sie, auch wenn die Art und Weise nicht das ist, was Sie sich wünschen.


    Sie sind sich zwar sicher, dass Sie sich genau so verhalten wie der Papa und die Großeltern, doch ganz offenbar empfindet ihr Sohn das nicht so und da Sie Sie sind und eben nicht der Papa und auch nicht Oma und Opa mag es zwar sein, dass Sie den Eindruck haben, sich gleich zu verhalten, doch wir sind alle individuell. ^^


    Ich frage mich, wie es Ihnen beim Umsetzen und Durchsetzen von Regeln und Konsequenzen gegenüber Ihrem Sohn geht? Machen Sie das gerne oder fällt es Ihnen schwer, konsequent, d.h. ja im Grunde auch "streng" oder "hart" zu sein? Wie empfinden Sie diese Rolle? Wäre es möglich, dass Ihnen Ihr Sohn durch sein rebellisches und ja auch provozierendes Verhalten (unbewusst) etwas zeigen will? Springt Ihre Stimme, wenn Sie angestrengt sind z.B. wirklich nach oben? Könnte es sein, dass Sie an einem Strang mit den anderen ziehen, aber von manchen Regeln und/ oder Konsequenzen nicht so ganz überzeugt sind - und Ihr Sohn spürt das?!
    Alles nur Gedanken...


    Ich wünsche Ihnen viel Kraft in dieser anstrengenden Zeit und alles Gute!
    Klara

  • Hallo Brina,


    ich habe selbst keine Erfahrung mit Situationen wie deiner, möchte dir aber erzählen, was ich einmal von einer Familienbegleiterin gelernt habe.


    Sie erzählte, dass wir für die Kinder wie ein Spiegel sind. Sie nehmen die kleinsten Änderungen unserer Mimik wahr und achten sehr stark darauf, wie unsere Reaktion auf ihr Verhalten ist. Schließlich lernen sie so, wie sie sich wann richtig verhalten.


    Ein Kind tut etwas und bemerkt, dass die Mutter die Augenbrauen hochzieht. Das versteht es nicht und fragt nach. Es fragt aber nicht, indem es der Mutter mündlich eine Frage stellt, sondern wiederholt das Verhalten. Dabei beobachtet es wieder die Reaktion der Mutter. Die Reaktion dieser wird natürlich nicht positiver sein und so geht es immer weiter und schaukelt sich hoch.

  • Hallo,


    ich gehe auch davon aus, dass es eine Phase war, eine Situation, die auch wieder vorbeigeht.
    Dennoch sind "Phasen" dazu da, gemeinsam an ihnen zu wachsen, sich zu entwickeln. Leider impliziert der Begriff "Phase" oftmals, dass das alles von alleine wieder vorbeigeht, wenn man nur geduldig genug ist und leider sitzt so mancher Zeitgenosse auch Phasen genau deshalb aus - und dieses Aussitzen finde ich nicht richtig.


    Ich bin auch gespannt, wie es weiterging.


    Klara

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