Hallo,
ich muss es mir einfach mal von der Seele reden: ich frage mich seit einiger Zeit ernsthaft, ob wir mit unserem dreijährigen Sohn alles falsch gemacht haben, oder ob das Verhalten noch normal ist und zum normalen Trotz gehört. Wir haben zu Hause eigentlich fast nur Stress, woanders oder bei Besuch ist er lieb. Aber im Deteil:
Ich würde meinen Sohn als fröhlichen Charakter beschreiben, aber eben auch immernoch als Schreikind. ER hat als Baby fünf Monate durchgebrüllt und war eigentlich nur auf dem Arm. Nach dieser Phase blieb er aktiv und unzufrieden, sobald was nicht klappte. Ob es das Krabbeln, laufen war, oder das Spielzeug, das nicht so wollte wie er oder wir, wenn er kurz mal keine Aufmerksamkeit bekam. Dann schrie er los!Richtig wütend. War alles gut, hat er gelacht und gestrahlt, so dass man alles Nervige vergisst. Und er ist heute noch so...
1. Aufmerksamkeit: Wir müssen immer (und ich meine IMMER) daneben sitzen und zusehen. Egal womit er spielt. Es heisst den ganzen Tag " Mama / Papa zugucken" Oder "Mama / Papa hinsetzen". Natürlich muss er nicht den ganzen Tag alleine spielen, aber nach ner Stunde, wenn ich sage, "ich räume hier und dort auf, mache Wäsche o.ä. und Du darfst mitkommen / helfen, wenn Du magst oder hier weiterspielen..." Ach, und selbst wenn ich einfach mal nur mit meinem Mann eine Tasse Kaffee trinken möchte und ne halbe Std. quatschen; das ist nicht möglich. Dann sagt der kleine "nein". Ziehe ich es durch, geht das Geschrei los. Er protestiert lautstark. Wir ignorieren es, um ihm nicht für das falsche Verhalten auch noch Aufmerksamkeit zu schenken, aber dann geht es ja weiter. Zum einen hat er Ausdauer, d.h. er schreit schonmal auch 20 Minuten. Da schmeckt der KAffee auch nicht mehr und reden ist auch nicht. Zieht das Geschrei nicht, wird Gehauen, getreten, gebissen und gespuckt und/oder es fliegen Gegenstände oder haut auf unsere Möbel oder gegen meine Tapeten. Also Dinge, die man nicht mehr ignorieren kann. Es folgt eine Ansage, erst leise, dann irgendwann schreien auch wir. Es endet immer im Chaos und niemand ist glücklich. Mein Mann hat schon keine Lust mehr, von der Arbeit nach Hause zu kommen. Unser Spaß an Unternehmungen und Ausflügen schwindet, weil es sofort Geschrei gibt, sobals wir den falschen weg gehen, das zweite Bonbon, Eis oder Schoki verneien....bei "Nein" ist Theater.
2. Frust beim Spielen: Wenn er spielt und es klappt etwas nicht (Turm fällt um, Duplo fällt wieder ab...was auch immer, dann fliegt das Spielzeug.
Wenn meine Beschwichtigungsversuche und Hilfeangebote (meist will er ja keine Hilfe sondern Zuschauer) nicht fruchten, und er dann aus Wut immer wieder alles durch die Wohnung pfeffert, nehme ich es weg, lege es auf den Schrank und sage ihm, dass ich nicht möchte, dass sein Spielzeug kaputt geht und er es wiederbekommt, wenn er sich beruhigt hat.
Leider hat es natürlich den gegenteiligen Effekt und er findet etwas anderes zum Werfen oder haut beisst etc, wie oben beschrieben...
3. Aktivität: Unser Sohn ist sehr aktiv. Das heisst, an Dingen wie Buch lesen, puzzlen oder mit Autos oder Duplo spielen, malen usw hat er nur kurz Interesse. Er will Bewegung und Toben. Wir sind also relativ viel draussen, was ihm auch Spaß macht. Uns auch, wenn er dann mal gut drauf ist. Wobei es sich mit dem Laufrad und Trettraktor ähnlich verhält, was die Wut angeht... gehen wir spazieren und wir gehen nicht in die Pommesbude (das machen wir so einmal pro Woche höchstens), ist schon wieder Theater. Daher suchen wir schon immer einen anderen Weg oder bleiben am Hof. Also sind wir wiedermal in der Defensive, nur um das Theater zu vermeiden. Das kann doch nicht normal sein?
Wird er müde (gegen den Mittagsschlaf weigert er sich natürlich, ist auch okay, hier wird niemand zum Schlafen oder auch Essen gezwungen, wenn er nicht müde oder hungrig ist) wird dieses "problematische" Verhalten noch extremer. Dann ist nichts mehr richtig. Kein Spielangebot, kein Kinderfilm, kein gemeinsam Ausruhen oder lesen...nichts. Lasse ich ihn dann in Ruhe (ich sage es dann auch " Ich lass dich dann mal ein paar Minuten in Ruhe, und wenn Du Lust hast, komst Du zu mir und wir überlegen, was wir machen) ist wieder Geheuel...
So, nun habe ich ein drei Monate altes Baby noch hier. Gott sei Dank kein Schreikind, sondern ein ziemlich entspanntes Baby. Mit ihm erlebe ich, wie es eigentlich sein kann... aber schreit der Große, fängt auch der Kleine an. TRöste ich dann den kleinen, schreit der Große noch mehr aus Eifersucht, dabei brauche ich sonst ja zum Glück wenig Aufmerksamkeit für den kLeinen, DAMIT der Große sich hier nicht zurückgesetzt fühlt. Dem kleinen reicht es, uns zu sehen, wenn er wach ist, seine Milch zu trinken und zu schlafen. Gott sei Dank. Sonst wüsste ich gar nicht mehr, wo hinten und vorne ist... hat das Baby abends mal Bauchweh, sind wir hier ziemlich am rotieren. Denn der Große will ja dann natürlich auch nur Mama. Papa gibt alles, hat aber keine Chance.
Entschuldig diesen wahnsinns Text, aber ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe, und das musste mal raus... Ich weiß nicht, ob ich immernoch nicht konsequent genug bin, oder dem Großen immernoch zu wenig Aufmerksamkeit schenke...
Er darf hier toben, rennen, hüpfen. Wir haben eine Scheune, in der spielen kann bei schlechtem Wetter. Er ist nie allein. Alle Eltern die wir kennen, träumen von so einer Umgebung, damit sie ihre kinder nicht nur in der Wohnung bechäftigen müssen... Mein Sohn scheint mit nichts zufrieden zu sein.
Im Kindergarten ist er übrigens absolut unauffällig, normal aktiv und normal frech oder leib. Gehen wir irgendwo hin, benimmt er sich. Dann denke ich immer, er hat ja doch etwas angenommen, von dem was wir versuchen zu vermitteln. Haben wir Besuch, spielt er für sich. Ist der Besuch weg, gehts hier rund...
Ich liebe ihn doch, warum ist unser Leben so kompliziert?
Liebe Grüße,
Elise