Was haltet ihr von der Schulfrei-Bewegung?

  • Natürlich ist das ihr gutes Recht.


    Doch das sehe ich als Chancengleichheit, wenn jeder die Möglichkeit hätte, dass Lernen zu dürfen was er gerne möchte und es nicht an Noten oder dem Abschluss liegt, ob ja oder nein.


    Man lernt nur dann nachhaltig, wenn man mit Freude und Begeisterung seinen Talenten nachgehen kann.
    Was sagen da schon Noten aus - gar nichts!!

  • Guten Morgen alle,


    das sehe ich wie Bea und die Chancengleichheit besteht doch irgendwie darin, dass jeder in der Grundschule anfängt und sich dann ab dort nach eigenen Möglichkeiten und später Vorstellungen weiterentwickeln kann, allgemeine Oberschule oder eben die Leistung für das Gymnasium aufbringen. Folglich kann jeder im Grunde alles erreichen. Da kommen nun natürlich diverse Leistungs- und Motivationsfaktoren hinzu, die sehr individuell werden, aber eben auch vom Kind, vom Elternhaus und meines Erachtens nur zuletzt von der Schule beeinflusst werden müssen.


    Wenn es hier und da in Landkreise keine akzeptablen Schulen gibt, ist das für mich noch mal ein anderes Thema. Unser Bildungsgrundsystem ist für mich jedenfalls erst mal gerecht aufgebaut bis hin zur Förderung von Kindern, die mehr Unterstützung brauchen. Warum das immer mehr werden - angeblich - kann man mal hinterfragen.


    Aber kein System der Welt ist sie flexibel, plötägliche Massenänderungen oh e Weiteres von jetzt auf gleich zu verarbeiten. Wenn ich 6 l Wasser in einen 5l Topf schütte, läuft er nun mal über und vergrössert sich nicht, da muss man dann technisch ran gehen.

  • Ich frage mich gerade, wie die Gesellschaft sich wohl entwickeln würde, wenn jeder morgens aufsteht und sich auf seine Arbeit freut, weil man genau das tun darf, was man gerne tut und worin man ein "Profi" ist - mit Leidenschaft, mit Begeisterung, mit Herzblut... nach Hause kommt und sich auf den nächsten Tag freut - wäre das etwa so schlimm??


    Die Bedingungen heutzutage lassen dies jedoch leider nicht immer zu!

  • Das ist aber erst ab einem gewissen Lebensstandard möglich, der wiederum nur gehalten werden kann, wenn irgendwer die Arbeit macht (zu schlechter Bezahlung), die keiner machen will. Irgendwer muss den Müllkübel leeren. Wie man genügend Leute finden mag, die sich dazu berufen fühlen und sich darauf freuen, es auch morgen wieder zu tun, erschließt sich mir nicht.


    Dass Arbeit Freude macht und erfüllt, ist eine Erscheinung, die bislang immer (feudalen und sonstigen) Oberschichten und kleinen Randfiguren zugefallen ist.


    Dennoch ist es ein schöner Traum. Und wenn man es Kindern zumindest ermöglichen kann, dass Lernen Freude macht, und wenn es überhaupt möglichst vielen Menschen möglich ist, ein möglichst leidensarmes oder sogar ein möglichst erfülltes Leben zu führen, dann bin ich dabei. :)

  • Da bin ich mir ziemlich sicher. Oder glaubst Du im Ernst, dass es genügend Reinigungskräfte gibt, die völlig erfüllt von ihrer Tätigkeit sind? Oder Pflegekräfte. Gerade im nicht gehobenen Dienstleistungsbereich gibt es viele Tätigkeiten, die keine Freude bereiten. Deswegen muss man es nicht gerade hassen, aber dass man sich unbedingt darauf freut...


    Ich halte es für eine idealisierte Vorstellung, dass Arbeit Spaß machen sollte. Arbeit ist oft genug anstrengend, und zwar so, dass es irgendwann keinen Spaß mehr macht, weil man über seine Grenzen gehen muss. Dass Arbeit an sich Spaß machen kann, und das vordergründig, und keine Notwendigkeit ist, die auch mal Spaß macht, ist wohl eher eine neuere Erscheinung.


    Anders ist das bei vielen anderen Tieren, deren Verhalten durch angenehme Reize belohnt wird, z.B. wenn Vögel in der Aufzucht der Jungen sehr viel Jagen und Füttern müssen. Davon hat sich der Mensch evolutiv sehr entfernt. Übergänge gibt es übrigens bei anderen Primaten, und je komplexer Verhalten und Gehirn, desto häufiger (wenn auch nicht gleichmäßig gehäuft) treten als solcher explizit und mehr oder weniger bewusst empfundener Frust auf.

  • Wenn Luxus oder Elite das Ziel oder der Standart ist, @Lynn
    Da hat ja zum Glück jeder andere Vorstellungen...


    Nur weil man nicht studiert oder eine Leitungsstelle hat, heißt das noch lange nicht, dass man unzufrieden ist!
    Ich habe weder studiert noch Abitur und bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit!


    Ja, es gibt Jobs die evtl. nicht jeder gerne macht und die gemacht werden müssen, deshalb muss man sie noch lange nicht schlecht machen, sondern anerkennen, dass es Menschen gibt die es tun und froh sind damit Geld verdienen zu können!

  • Viele Jobs wären auch viel atraktiver, wenn sie besser bezahlt werden würden, wenn sie mit ein wenig mehr Anerkennung bestückt wäre oder wenn alleine der Umgang mit den Mitarbeitern freundlicher wäre.


    Über jemanden zu lässtern, nur weil er einen Job macht, der ihm nicht passt, ist sicher nicht das letzte.


    Es gibt so viele Menschen, die einfach nur froh sind Arbeit zu haben um einfach ihrer Familie etwas zu Essen und ein Dach über den Kopf geben wollen.

  • Wenn Luxus oder Elite dein Ziel oder dein Standart ist, @Lynn

    Wo liest Du DAS denn? Das habe ich doch gar nicht geschrieben?

    Nur weil man nicht studiert oder eine Leitungsstelle hat, heißt das noch lange nicht, dass man unzufrieden ist!
    Ich habe weder studiert noch Abitur und bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit!

    Das ist richtig. Und auch das habe ich nicht gesagt. Ich weiß echt nicht, was Du in meinen Text hineinliest.

    Ja, es gibt Jobs die evtl. nicht jeder gerne macht und die gemacht werden müssen, deshalb muss man sie noch lange nicht schlecht machen, sondern anerkennen, dass es Menschen gibt die es tun und froh sind damit Geld verdienen zu können!

    Es gibt eine Menge Jobs, die wenige Menschen gerne machen. Ich mache diese Jobs gar nicht schlecht, und ich frage mich wieder, WO Du das liest.


    Wir leben einfach in einer privilegierten Gesellschaft hier in Westeuropa. Wir haben einen hohen Lebensstandard. Bildung, die nicht bis zum Abitur geht, ist dennoch in den meisten Fällen qualifiziert. Der Druck, schlimme Arbeitsbedingungen ertragen zu müssen, ist hier relativ gering, selbst wenn der Druck auf Menschen, die staatliche Leistungen wie ALG II beziehen oft sehr hoch ist und oft genug krank macht.
    Das hat aber damit zu tun, dass wir hier insgesamt betrachtet, also als Gesellschaft, sehr gut leben. Und das ist nur deswegen möglich, weil unter anderem woanders Leute Arbeit machen, die keinen angemessenen Ausgleich für ihre Wertschöpfung erhalten. Davon profitieren vor allem die ohnehin schon reichen Gesellschaften, wie die unsere (oder die ohnehin schon reichen Menschen in den weniger reichen Gesellschaften).
    Und auch hier gibt es eine Menge Job, die die Menschen nicht erfüllt, die sie nicht gerne machen, die aber gemacht werden müssen. Bzw. die man sich evtl. nicht auswählen kann.
    Ich denke nicht, dass es möglich ist, allen Menschen eine Arbeit zu verschaffen, die sie erfüllt, die ihnen Freude macht. Auch wenn es schön wäre. Und es Sinn macht und völlig legitim ist danach zu streben.


    Ich fühle mich davon angegriffen, dass Du mir unterstellst, Luxus oder Elite seien mein Standard oder mein Ziel. Das finde ich nicht fair und auch jenseits der Netiqette... Ich hoffe mal, dass das auf einem Missverständnis beruht.

  • Übrigens habe ich nicht über irgendjemanden gelästert. Und Randfiguren sind wir hier in Westeuropa sicherlich, wenn man bedenkt, wie die Mehrheit der Menschheit lebt.


    Und für's Protokoll: Ich gehöre zu keiner Elite und führe auch nicht irgendeine hochqualifizierte Tätigkeit im Managementbereich aus.

  • Irgendwer muss den Müllkübel leeren...

    Das hörte sich für mich nicht wirklich wertschätzend an - unabhängig davon wie derjenige nun diesen Job findet!
    Auch die Pflegekraft kommt nicht wirklich gut weg...
    Eine Bekannte, die einen sehr guten Realschulabschluss hat und locker Abitur machen könnte, hat sich bewusst für den Beruf der Altenpflegerin entschieden - es gibt also durchaus Menschen die diesen Beruf gerne ausüben!


    Der Lebenstandart sollte für mich nicht am materiellen Wohlstand festgemacht werden, sondern im Sinne von Lebensqualität neu und nachhaltig definiert werden!


    Ich wollte dir auf keinen Fall irgendetwas unterstellen - da habe ich dann wohl manches missverstanden!
    Entschuldige ||

  • Der Lebenstandart sollte für mich nicht am materiellen Wohlstand festgemacht werden, sondern im Sinne von Lebensqualität neu und nachhaltig definiert werden!

    So sehe ich das auch.


    Es gibt auf jeden Fall Jobs, für die sich Menschen berufen fühlen sollten - und das sind meiner Meinung nach all die Jobs, bei denen man Verantwortung über andere Menschen oder auch Tiere hat: Pflegekräfte, Pädagogen, Erzieher, Ärzte, Polizisten, Sozialpädagogen, Alltagsbetreuer, Tierpfleger, Hebammen usw.
    Nur dann kann man diese Berufe auch qualitativ gut ausüben und anderen helfen und "Gutes" tun.


    Und in unserer Gesellschaft leben wir in einem solchen Wohlstand und in einer solchen Fülle, dass man sich einen Beruf aussuchen sollte, den man gerne machen möchte, was nicht heißt, dass er jeden Tag nur Spaß macht und was auch nicht gelichzeitig beinhalten muss, dass er einen persönlich erfüllt.


    Es gibt sicherlich Menschen, die sich z.B. für eine Tätigkeit bei der Müllabfuhr oder am Fließband entscheiden, weil das Gehalt stimmt oder für eine monotone Tätgkeit, weil sie das gerne so wollen. Und es gibt auch Menschen, die einfach arbeiten wollen, um Geld zu verdienen und die sich keine Gedanken darüber machen, ob es einen Job gäbe, der sie erfüllt. Und es gibt ebenso Menschen, die aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten mit weniger zufrieden sind als andere.


    Wir haben hier auch je nach Person unterschiedliche Ansprüche und Definitionen, was Arbeit ist und wie sie auszusehen hat.


    Klara

  • Doch das sehe ich als Chancengleichheit, wenn jeder die Möglichkeit hätte, dass Lernen zu dürfen was er gerne möchte und es nicht an Noten oder dem Abschluss liegt, ob ja oder nein.



    Man lernt nur dann nachhaltig, wenn man mit Freude und Begeisterung seinen Talenten nachgehen kann.
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    Was sagen da schon Noten aus - gar nichts!!

    Das sehe ich komplett anders. Bestimmt gibt es wissbegierige Kinder, die vielfältige Interessen haben - und mit besonderen Talenten punkten können. Andere würde aber lediglich ihren Interessen nachgehen, die sich auf einen kleinen Randbereich beschränken. Allerdings wissen die meisten Kinder schon in der ersten Klasse, dass sie Abitur machen wollen.


    Da es sich heutzutage etabliert hat, die Stärken des Kindes zu sehen und die Schwächen herunterzuspielen, haben häufig Schüler Probleme. Es gibt kaum Berufe, denen man rein hobbymäßig nachgehen kann. Und die Allgemeinbildung von Schulabgängern weist große Lücken auf.


    Die Frage, wie viel 75% von 200 Euro sind, können bereits viele Schulabgänger nicht ohne Hilfsmittel sagen. Oder das Ergebnis der Aufgabe 12,7 * 10 nennen.....


    Ich finde schon, dass eine Eins oder Fünf im Zeugnis viel Aussagekraft besitzen.


    Chancengleichheit gibt es meines Erachtens nicht.

  • Chancengleichheit im Bildungssystem ist ohnehin eine Utopie... Hier in Ö ist es so - und ich denke, das ist in D nicht anders - dass Bildung entsprechend vererbt wird. Jetzt, wo immer mehr Fördergelder gestrichen werden, ist die Sache mit der Chancengleichheit in noch entferntere Sphären gerückt! :(

  • Chancengleichheit im Bildungssystem ist ohnehin eine Utopie... Hier in Ö ist es so - und ich denke, das ist in D nicht anders - dass Bildung entsprechend vererbt wird. Jetzt, wo immer mehr Fördergelder gestrichen werden, ist die Sache mit der Chancengleichheit in noch entferntere Sphären gerückt!

    Ja, es wird immer mehr auf groteske Weise gespart.


    Allerdings nimmt die Gleichmacherei unter dem Deckmäntelchen der "Chancengleichheit" dubiose Züge an. So erzählte mir kürzlich eine Dreizehnjährige, dass sie ein Buch (welches alle Schüler kaufen mussten) nur bis Kapitel 11 gelesen werden dürfte - da es "unfair" wäre, wenn andere noch nicht so weit kämen....

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