Hallo ihr lieben Eltern,
ich mache mir Sorgen um meinen Urcousin. Er wird im Dezember 2020 6 Jahre alt und ist somit eigentlich ab nächstem Jahr schulpflichtig.
Leider hat er gewissen Entwicklungsrückstände. Soweit ich immer wieder höre, spricht er nicht richtig, er lallt eher noch. Verstehen kann ihn keiner, außer meine Tante (weil sie die Wörter kennt). Daher kann er auch momentan zu anderen Kindern keinen Kontakt aufbauen. Meine Cousine war mit ihm schon bei einem Sprachtherapeuten, die Therapie wurde aber aufgrund eines Umzugs nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Zum Zahnarzt wird er nicht gebracht. Hält man nicht für notwendig. Man möchte wohl warten, bis die bleibenden Zähne kommen (Ich weiß, dass auch die Milchzähne wichtig sind. Leider hat meine Cousine diverse Ängste, dazu gleich mehr.). Da er alles versteht, liegt kein Hörschaden vor.
Ebenso braucht er noch Windeln. Er hat zwar schon versucht auf die Toilette zu gehen, aber es klappt wohl nicht so richtig. Er hatte bei der Geburt eine Fehlbildung am Harnleiter, die aber wohl nicht weiter schlimm war. Laut damaligen Kinderarzt verwächst sie sich. In die Hose machen kann er jedenfalls gut.
Ich bin mir sicher, dass er so nächstes Jahr nicht eingeschult werden kann. Soweit ich mich belesen habe, werden Kinder dann ein Jahr zurückgestellt. Ich weiß aber nicht, was in diesem Fall noch alles unternommen wird. Entweder bin ich zu doof zum googlen oder es steht echt nichts im Netz.
Im Falle, dass er einfach weiter bei meiner Cousine verbleibt, sehe ich das Problem, das nichts unternommen wird. Meine Cousine ist, wie oben beschrieben, schwer psychisch krank und das nicht erst seit gestern. Kurz, sie ist selbst wie ein Kleinkind. Sie kann nicht alleine bleiben, weil sie dann Panikattacken bekommt. Früher war es so, dass sobald ihre Mutter nur mal den Müll runter gebracht hat, sie schon gesagt hat, sie würde keine Luft mehr bekommen (Standardsituation). Auch heute kann sie nicht alleine bleiben und träumt sich ihre Welt zusammen. Zuerst hatte ihr Mann einen Bürojob und hat diesen aufgegeben, weil sie zu eifersüchtig auf ihn war. Danach haben sie einen Laden für Tierfutter aufgemacht. Weil niemand dort je etwas gekauft hat und sie zudem dort nicht selbst arbeiten konnte wegen ihrer Erkrankung (meine Tante hat stattdessen dort kostenlos gearbeitet, bis das Amt es verboten hat aufgrund Arbeitnehmergesetze etc., was aber offiziell niemanden gestört hatte) haben sie auch noch einen Haufen Schulden gemacht. Zuerst hat ihr Mann seine Lebensversicherung dafür aufgelöst, aber trotzdem machten sie erneut Schulden und haben somit jetzt keine Rücklage. Seitdem arbeitet ihr Mann für alle drei von Zuhause aus. Jetzt haben sie auch noch ein Haus mit ihrem Bruder zusammen gemietet und sind dafür extra umgezogen. Bitte fragt mich nicht, wovon sie das bezahlt haben, das kann nicht gut gehen.
Ständig heißt es, sie sind knapp bei Kasse. Sie selbst bekommt vom Amt nichts, weil sie nichts macht. Da sie nicht arbeitsfähig ist, ist sie nicht arbeitslos gemeldet. Zum Arzt geht sie aber auch nicht (War früher schon ein Problem.).
Wenn sie mal Hilfe brauchte, war irgendwie immer jemand da. Entweder ihre Eltern oder ihre Großeltern (sind mittlerweile beide über 80).
Das war schon seit der Pubertät bei ihr so. Immer wenn wir zu Besuch kamen, sperrte sie sich aus irgendeinem Grund in ihr Zimmer ein und war für mich (10 Jahre jünger) die mysteriöse Cousine, die immer da war, aber man nie sah. Ihr Bruder hat übrigens einen normalen Beruf erlernt, hat aber mittlerweile auch einige Panikattacken gehabt. Er kann aber normal arbeiten gehen.
Um den Haushalt kümmert sich ebenfalls komplett ihr Mann.
So viel zum allg. Umfeld.
Um ihren Sohn kümmert sie sich nicht wirklich. Soweit ich höre, sitzt er ständig vorm Fernseher. Was er dort schaut, weiß ich nicht, aber auf jedenfall die Teletubbies. Ihr Mann versucht sich um das Kind zu kümmern, aber ich aufgrund der hohen Arbeitsbelastung teilweise sehr überfordert. Er würde gerne noch ein Kind haben. Es ist jedoch fraglich ob dies in der derzeitigen Situation eine gute Entscheidung wäre. Auf der anderen Seite ist meine Cousine bereits 40 Jahre alt und wohl bald nicht mehr fruchtbar (Ich lehne mich hier weit aus dem Fenster.).
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es normal ist, dass ein Kind bis 6 Jahren kaum sprechen lernt und bin am verzweifeln.
Besser gesagt, ich mache mir richtig Sorgen.
Überall heißt es: "Das geht uns nichts an.", "Da kann man nichts machen." etc. Das erinnert mich teilweise an meine eigene Kindheit, wo auch solche Sprüche gefallen sind und wodurch heute mega Nachteile für mich resultiert sind.
Ich selbst habe zudem auch noch eine Autismusdiagnose und daher tauchen jetzt Gerüchte auf, dass der Junge auch betroffen sein könnte. Eine Abklärung möchte man wohl aber nicht machen, da Mama nicht zum Arzt will.
Ich fühle mich teilweise schuldig und versuche mittlerweile so zu tun, als ob ich nicht zur Familie gehöre. Momentan arbeite ich selbst an einer genetischen Abklärung für mich, die aber aufgrund der Forschung eher nicht möglich erscheint. Dank Corona liegt alles derzeit auf Eis, da die Labore überlastet sind.
Wir sind nicht mehr direkt verwandt. Er ist der Urenkel der Schwester meiner Oma. Durch die enge Bindung kennen wir diesen Familienteil jedoch sehr gut.
Ich wurde in der humangenetischen Beratung auf das Fragile-X-Syndrom hingewiesen, da jenes auch autistische Züge zeigt. Jedoch ist es was anderes, wenn man autistische Züge hat, als wenn eine Autismusdiagnose besteht. Bitte nicht verwechseln.
Das Fragile-X-Syndrom ist bei Frauen oft nur schwach bis gar nicht ausgeprägt, da sie zwei X-Chromosomen haben. Häufig sind die Personen geistig behindert bis leicht lernbehindert. Da ich Abitur gemacht habe, scheidet diese Diagnose zumindest symptomatisch für mich aus, was aber nicht heißt, dass sie genetisch nicht vorhanden ist.
Ich frage mich daher, ob der Junge evtl. das Syndrom haben könnte.
Auch frage ich mich, wie es weitergehen soll. Jedenfalls nicht so, dass er zurückgestellt wird und dann, wie meine Mutter sagt, auf eine Sonderschule abgeschoben wird, weil sich die Eltern nicht richtig um ihn kümmern.
Auch ist die Frage, was wirklich schuld der Eltern ist, da es noch mehr Kinder gibt, die von alleine viel lernen. Mir musste niemand sprechen beibringen und mir musste auch niemand beibringen, aufs Klo zu gehen.
Im Vergleich zu Minh habe ich bereits mit 1,5 Jahren ganze Sätze gesprochen. Auf Klo hätte ich theorethisch schon gekonnt, wollte aber erst mit 3 gehen (Warum auch immer... ich war ein Dickkopf.).
Bestimmt kennen einige Eltern die Situation, wenn die Kinder aus irgendwelchen Gründen vor der Einschulung zurückgestellt werden müssen.
Was geschieht dann? Wird man irgendwie überwacht oder kontrolliert?
Was kann man tun, wenn ein Kind mit 5 Jahren noch lallt?
Was kann man tun, wenn ein Kind mit 5 Jahren noch Windeln trägt?
Ich denke jedes Elternteil hier kann verstehen, wenn man bei sowas nicht wegsehen möchte. Er gehört ja irgendwie zu einem.
PS: Beim Kinderarzt war meine Tante mit ihm natürlich schon, da fand man nichts. Meine Cousine kann dort aus besagten Gründen mit ihm leider nicht hin.
Bitte keine Vorwürfe und Hasspredigten, es ist wirklich ein psych. Problem, dass man mit Anschuldigungen nicht lösen kann.
Die Beziehung zu ihrem Mann tut nichts zur Sache. Es geht hier alleinig um das Kindeswohl.