Hallo, ihr zwei!
Ich finde das Thema vor allem deshalb so spannend, weil hier wirklich ein guter Meinungsaustausch zu konträren Standpunkten stattfinden kann. Wir haben auch nicht nur das Luca-Fallbeispiel, wir können auch auf die Erfahrungen unserer eigenen Jugend zurückblicken, die ja oftmals noch recht präsent sind (im Gegensatz zu mancher Kindheitserfahrung).
Ich finde Johannas Sichtweise absolut sinn- und verantwortungsvoll - aus Erwachsenensicht. Ich glaube nur, einer Vielzahl von Leuten in dem Alter wäre ein "Kontaktverbot" absolut egal. Insofern wäre ich geneigt (als Elternteil) andere Wege zu finden, diese Situation zu begleiten. Die wenigsten Jugendlichen empfinden ihre Eltern als Maßstab aller Dinge. Die Peer Group steht da einfach drüber. Dazu kommt die ganz normale Rebellion gegen die Eltern. Ich selbst hätte es in dem Alter vermutlich nicht so empfunden, dass meine Eltern nur das Beste für mich wollen und fürsorglich sind. Und ich hätte mich gnadenlos dagegen zu Wehr gesetzt.
Während man die Sozialkontakte eines 5-, 8- oder 10-jährigen noch gut "im Griff" hat (wage im einmal zu behaupten), hat man bei einem Kind im Alter von Luca weniger Handhabe. Der Radius ist da einfach schon zu groß. Dann ist er mit irgendwelchen Kumpels an Ort XY und gaaanz zufällig kommt Junge 1 vorbei. Die Kinder sind ja nicht blöd, die wissen schon, wie man die Vorgaben der Eltern umgeht...
Ich denke, da muss man darauf bauen, seinem Kind insofern Werte vermittelt zu haben, dass es halbwegs zwischen gutem und schlechtem Umgang unterscheiden kann...
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Bzgl. "krimineller Energien": Ich fahre bei vielen Dingen grundsätzlich eine "Null-Akzeptanz-Schiene" (Gewalt, Drogen,...). Ich bemühe mich aber bewusst, nicht bedingungslo zu werten. Die Welt ist nicht Schwarz und sie ist nicht Weiß. Es gibt Zwischentöne. Problematische Verhaltensweisen (egal ob bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen) können durchbrochen werden. Ein Kind/Jugendlicher, das klaut, schlägt etc. ist nicht grundsätzlich ein hoffnungsloser Fall. Ich arbeite viel mit Erwachsenen mit problematischen Biografien. Da gibt es teilweise recht "haarsträubende" Lebensläufe dabei. Und manche Menschen haben tatsächlich die Kurve bekommen, weil man ihnen eine Chance gab. Manchmal muss man auch hinter die Fassade blicken.
@ Gilfy: Ich schätze deinen Luca so ein, dass der sich durchbeißt und aus seinem Elternhaus ein ganz gutes Wertesystem mitbekommen hat. Außerdem wirkt er mir - aus deinen Erzählungen heraus - sehr reflektiert. Ich denke, die Situation mit Junge 1 wird sich von selbst wieder geben (wenn Luca draufkommt, dass der tatsächlich kein Guter ist). Du schreibst selbst, dass Luca recht dominant ist. Solche Kinder setzen sich meist recht schnell zu Wehr, wenn ihnen etwas nicht passt.
Sollte der Kontakt weiterhin bestehen, könntet ihr versuchen, euch selbst ein Bild von Junge 1 zu machen? Klingt jetzt ein bisschen seltsam, aber vielleicht eine gemeinsame "coole" Unternehmung oder so? Es wäre für mich recht spannend, mir das "Bürschchen" selbst einmal genauer anzusehen. Ich bin vielleicht aber kein Maßstab, ich kann mit "Problemfällen" generell recht gut umgehen. Meinen Eindruck mach ich mir auch ganz gerne selbst.
Generell finde ich hier manche Dinge sehr problematisch (Gewalt, Polizeieinsatz) und andere sehe ich - wenn auch mit keinem Augenzwinkern! - als vernachlässigbar... Gerade das Stehlen aus der elterlichen Geldbörse kommt in dem Alter verdammt häufig vor, da würde man sich wundern. Die Dunkelziffer ist wohl hoch, weil Eltern oft nicht richtig über ihre Barbestände Bescheid wissen. Mir fallen auf der Stelle einige Beispiele ein, die als Kinder/Jugendliche zugelangt haben und dennoch redliche Menschen geworden sind. Unter anderem mein Mann ("Ich wollt das halt gerne haben, da habe ich nicht weiter drüber nachgedacht!"). Heute klaut er meines Wissens nach nirgendwo mehr etwas! (Das meinte ich mit "Nicht Schwarz und nicht Weiß"...)