Beiträge von Dani

    Lieber Dan! :)


    Ich würde bei Überlegungen zu Unterstützungsangeboten unbedingt nach dem Motto "weniger ist mehr" agieren... Besser aus 2-3 gut gemachte und sinnvolle Hilfen setzen, als von überall "ein bisschen was" mitzunehmen und damit aber nicht wirklich effektiv arbeiten zu können...


    Sinnvoll wäre mEn: Präventionsangebot (von externer Stelle) und Supervision o.ä. für euch Mitarbeiter (sollte regelmäßig stattfinden und wird nicht gerne finanziert... dabei ist (Gruppen-)Supervision gerade in solchen "Burnout-Berufen" eigentlich unerlässlich.)


    Dinge wie intensivere Elternarbeit/Vernetzung mit anderen Schulen etc. sind unbedingt hinsichtlich "Kosten-Nutzen" abzuwägen. Das sind leider oftmals die Klassiker für viel Aufwand für wenig Output... Nichts ist trauriger als Stunde um Stunde in gute Konzepte für Angehörigenarbeit/Vernetzung etc. zu stecken, die dann nicht bis schleppend angenommen wird. Das ist unterm Strich nicht effizient... (Dort, wo nicht genügend Output für meine hineingesteckte Energie rausschaut, arbeite ich das Nötigste, nicht mehr. Anders geht es im Sozialbereich oft nicht. Das hat nichts mit Desillusionierung zu tun, das ist halt oft die Realität, die einen nach vielen, vielen Jahren im Sozialbereich einholt... ;))


    Alles Liebe!

    Hallo! :)


    Gibt es eventuell deutschsprachige Kindergruppen in der Nähe? Ich bin der Meinung, dass Interaktion mit anderen Kindern in (Klein-)gruppen für die Gesamtentwicklung förderlich ist...


    Genau hier sind wir beim Punkt: Gesamtentwicklung! Vor allem im Alter deines Sohnes musst du Entwicklung ganzheitlich betrachten. Die einzelnen Gebiete hängen eng zusammen. So hängt Sprachentwicklung zB eng mit der motorischen Entwicklung zusammen... Nachdem dein Sohn nicht nur ein Extremfrühchen ist, sondern die Entwicklungsverzögerung auch schon sehr früh festgestellt wurde, gilt es hier, unbedingt dranzubleiben.


    Die "Therapiemühle", die du in Deutschland erlebt hast, mag mühsam sein, ist aber unbedingt notwendig, um "das Bestmögliche" herauszuholen. Je jünger das Kind, desto besser die Erfolge, die durch Therapie erzielt werden können - das ist so. Ich bin absolut dagegen, ein Kind überzutherapieren. Aber bei einem entwicklungsverzögerten Kind, gehört ein guter Therapieplan aufgestellt und verfolgt. Da ist in vielen Fällen wirklich viel möglich.


    Wie hat die Logopädie stattgefunden? Wurden auch eventuelle muskuläre Defizite bearbeitet? Die Lautbildung hängt ja nicht zuletzt damit zusammen, dass es muskulär möglich ist, Laute zu bilden.


    Habt ihr das Gefühl, er versteht passiv alles, oder steht auch eine intellektuelle Verzögerung im Raum?


    Ist das Gehör abgeklärt? Auch Polypen, Paukenerguss etc.?


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    Ich kenne mich mit der Therapiesituation in Sydney nicht aus, das musst du abschätzen. Aber empfehlen würde ich eine neuerliche Entwicklungsdiagnostik, um den Ist-Stand zu ermitteln. An diese angelehnt einen Therapieplan. Und ich würde Gruppensituationen mit anderen Kindern fördern. Das muss nicht zwingend ein Kindergarten sein, kann ja auch ein Kinderkurs sein. Die Angst vor Sprachverwirrung stünde für mich persönlich nicht unbedingt im Vordergrund. Wieso auch? Wenn ihr in Sydney lebt, ist er mit der Sprache ohnehin konfrontiert. In der Interaktion mit anderen Kindern werden aber so viele Gebiete mehr gefördert. :) (und die sprachliche ohnehin auch, wenn auch nicht MUTTERsprachlich...


    Alles Liebe!

    Hatten die Deeskalationstrainings einen Mehrwert und positive Auswirkung? Wie hast du die empfunden? Es wäre eine Möglichkeit, diese auszuweiten. In meinem Bereich (psychiatrischer) ziehen sich solche Trainings als Fortbildung durch wie ein roter Faden und ich erlebe die mehrheitlich als sehr positiv...


    Eines meiner Geschwister ist seit Jahrzehnten Grundschullehrerin an einer "Brennpunktschule" (finde den Begriff schon problematisch, ist aber halt der gängige) in Wien. Mit ihren Erfahrungen im Hinterkopf schockiert es mich dann noch viel mehr, was du vom Grundschulbereich erzählst. Ich kenne aus Erzählungen zwar sehr wohl punktuell sehr problematische und eskalierende Situationen, aber in diesem Ausmaß eher nicht. Also als "Massenphänomen", wo es 6-10jährige Kinder schaffen, sich gewaltbetont in Gruppen zu organisieren, entsprechend gegen Lehrer vorzugehen ("verhindern, dass diese eingreifen können), mit Handy zu filmen (die sind bei uns in der Grundschule gar nicht erlaubt) etc. Das ist schon ein ganz anderes Kaliber...


    Da geht es nicht um Deeskalation im eigentlichen Sinn (also eine Eskalation zu durchbrechen), sondern darum, alle Vorkehrungen zu treffen, dass das beschriebene Verhalten gar nicht auftreten kann... Wie werden die Kinder beschäftigt? Vor allem in den Pausen? Wie werden Regeln (Handy, alleine herumlaufen,...) kommuniziert und deren Einhaltung gewährleistet? Warum kann trotz verstärkter Pausenaufsicht Eskalation passieren? (Mangelt es den Fachkräften an der Fähigkeit, entsprechendes Verhalten frühzeitig zu erkennen und ins Positive umzulenken? Dann gehört da dringend angesetzt) Wie ist die Zusammensetzung der Pädagogen? (am besten: heterogen) Welche Rolle nimmt die Direktion ein? Schafft sie es, auch mit "schwierigen" Kindern/Elternhäusern eine Kommunikationsbasis zu schaffen? Stützt und schützt sie ihre Mitarbeiter? Wie viele männliche Pädagogen gibt es (männliche Bezugspersonen, um Körperlichkeit ausagieren zu können, durchaus wichtig...)?


    Ich glaube nicht, dass es in solchen Fällen um Strafen/Sanktionen geht. Dadurch funktioniert kein Miteinander... Es muss viel mehr gelingen, die richtige Basis zu schaffen... Und die steht und fällt mit den Ressourcen und dem pädagogischen Knowhow (deshalb sind Fortbildungen so wichtig und eine gute Durchmischung von Pädagogen). Vereinfacht gesagt: Besser, als eine Eskalation deeskalieren zu müssen, ist es immer, eine Eskalation durch bestmögliche Vorkehrungen möglichst zu verhindern...


    Ich arbeite in einem Bereich (mit erwachsenen Menschen), wo Deeskalation (leider) immer wieder Thema ist. Deeskalation ist extrem anstrengend, deshalb muss/sollte das auch eher die Ausnahmesituation sein, wenn es halt - trotz allem Einsatz - nicht abzuwenden war. Wenn ihr solche eskalierende Situationen ständig/regelmäßig als "Arbeitsalltag" habt, ist das bedenklich. Weil Eskalation/Deeskalation psychisch extrem anstrengend ist. Habt ihr denn dahingehend auch professionelle Ressourcen für euch? Supervision? Extern moderierte Teamsitzungen o.ä. So etwas macht auch extrem viel Sinn. Ist halt eine Frage des Budgets...


    Liebe Grüße


    Alles Liebe!

    Hallo, Dan! :)


    Unangemessenes/Unrechtmäßiges Verhalten totzuschweigen kann mAn nicht Ziel sein, denn ignorieren bedeutet gewissermaßen akzeptieren. Da kann es dann natürlich keinen Lerneffekt geben...


    Am Sinnvollsten ist es vermutlich, solche Dinge zwar nicht unmittelbar danach (da haben andere Dinge Priorität, nämlich aufgekommene Dynamik zu unterbrechen), aber doch recht zeitnah zu bearbeiten. Im Schulbereich gemeinsam mit den Eltern, im fremdbetreuten Bereich gemeinsam mit den Betreuern...


    Hier gilt es, altersgemäß über Zivilcourage zu sprechen und aufzuzeigen und zu bearbeiten, dass der Grat zwischen "tolerierbarem Verhalten" (Ich bin mit der Situation überfordert, schaffe es nicht, sie zu durchbrechen, indem ich zB Erwachsene hole... Wie kann das besser gelingen?) und inakzeptablem Verhalten (anstacheln etc.) schmal ist. Generell, aber besonders bei strafmündigen Jugendlichen, ist auch unbedingt darüber aufzuklären, dass manches Verhalten strafrechtlich relevant ist (Hilfe vereiteln, filmen,...). Das wird in Zukunft sicher noch viel stärker geahndet und ich glaube, der Handy-Generation fehlt da oft der Bezug zu Realität und Gesetz... Bei der professionellen Bearbeitung dieser Themen würde ich - wenn möglich - auf Unterstützung und Expertise betrauter Stellen (Gewaltprävention, Polizei,...) setzen und anfragen, ob man jemanden buchen kann für Fortbildungen o.ä. zum Thema...


    Was mich persönlich sehr irritiert: Wie ist derartiges Geschehen im Grundschulbereich denn bitte möglich? Zumindest hier in Österreich ich die Aufsichtspflicht am Schulgelände so eng gefasst, dass es gar nicht möglich wäre, dass es zu solchen gewaltbetonten Aufläufen am Schulhof, Klo oder sonst irgendwo kommt... Ich rede da jetzt nicht von zwei "Gewaltbrüdern/Gewaltschwestern", die getrennt werden müssen (kommt vor, schon klar), sondern Aufläufen von schaulustigen Kindern, die anstacheln, filmen o.ä. In den höheren Schulen ist das Thema, ja. Aber - zum Glück - noch nicht bei den 6-10jährigen...


    Alles Liebe,


    Dani

    Hallo! :)


    Wer hat rückgemeldet, dass das Kind sehr laut und dominant ist? (Wie kommt die Person zu diesem Schluss?) Wie äußert sich das beobachtbare dominante und laute Verhalten genau? Wie erlebst du ihn im Umgang mit anderen Kindern beziehungsweise in Gruppensituationen?


    Eventuell lässt sich dann besser herausfinden, was Thema ist (und ob überhaupt was Thema ist).


    Ich persönlich bin immer eher vorsichtig, wenn kleinen Kindern ganz normale Eigenschaften (extrovertiert, introvertiert, laut, leise, schüchtern, neugierig,...) als "auffällig" umgehängt werden. Nicht selten liegt die Problematik mehr beim "Zuschreiber" (Erwachsener), weniger beim "Beschriebenen" (Kind). ;)


    Innerlich kichern muss ich ein wenig bei der Vorstellung eines dominanten fünfjährigen Kindes. Nachdem Kinder relativ lange ich-bezogen sind (ist ganz normal), treffen Beschreibungen wie dominant, fordernd etc. wohl auf ziemlich viele kleinere Kinder zu. :)


    Empfindest du dein Kind als "auffällig" in seiner Art? (Die Art, nicht der Intellekt. Der scheint mir "auffällig".)

    Hallo Papa! :)


    Weil du noch einmal danach fragst: Ich würde keine (!) Strafe (!) für normales Kinderverhalten verhängen (und auch nicht danach suchen). Versuche es wirklich mit Augenhöhe und Interaktion. Meist reicht das aus. Passt das Verhalten gar nicht, dann geht es - wie bereits besprochen - um angemessene Konsequenzen. Keine Strafen... Ein "braves" Verhalten mit Strafen zu konditionieren, ist mEn nicht der richtige Weg...


    Warum denkst du, dass dein Kind einen geistigen/physischen Vorteil anderen Kindern gegenüber haben sollte, der von dir "gepusht" werden muss? Er klingt nach einem Kind, das gut aufgestellt ist. Es reicht da meist in Interaktion liebevoll zu fördern. "Pushen" kommt in unserer Leistungsgesellschaft schon früh genug... Ich bin da aber in meinen Ansätzen eher alternativ und "kindgerecht" unterwegs. Kindheit sollte Kindheit sein und nicht "Leistung"...


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    Das Programm deines Sohnes scheint mir für das Alter sehr üppig... Wenn ihr die Kinder jeden Tag zwischen 17 und 18 Uhr abholt, wo bringt ihr zwei Mal schwimmen und ein Mal Fußball unter? Oder findet das in der Schulbetreuung statt?


    Eine Idee von mir: Vielleicht bräuchte er öfter "Freizeit" (im Sinne von: kein Programm). Manchmal hilft das "hibbeligen" Kindern beim Runterkommen... Von früh bis spät Programm ist schon für viele Erwachsene von den Eindrücken her sehr erschlagend...


    (Ich finde es super, dass es bei euch momentan scheinbar wieder entspannter zugeht. Zumindest liest sich das so! :))


    Alles Liebe

    Oje, Gilfy, dass die OP so spontan verschoben wurde, ist ärgerlich... Wenn man sich schon fix darauf eingestellt hat, ist das mental etwas schwierig... :(


    Wir vertagen das Daumendrücken also auf nächste Woche... Versuche, es dir die Tage bis dahin richtig gutgehen zu lassen!!! Soweit es halt geht! :)

    Alles, alles Gute, Gilfy!!! Denke jetzt einmal nur (!) an dich. Du meldest dich einfach wieder, sobald du kannst.


    Und auch wenn es "blöd" klingt: Die Medizin ist bei solchen Dingen schon sehr, sehr weit! :)


    Alles Gute!!!

    Hallo Bettinka! :)


    Das klingt ja spannend! Fein, dass sich beide Berufstätigkeiten so gut vereinbaren lassen!


    Alles Liebe und auf regen Austausch!

    :D Keine Ahnung, ich habe einen faulen Sohn. Der würde sich immer noch nachputzen lassen, wenn ich das nicht abgestellt hätte. :D Aber ihm sind seine Zähne wichtig, er legt sich selbst ins Zeug! :D


    Ich gebe aber auch zu, dass ich bei Zähnen heikel bin. Da soll möglichst lange alles in Ordnung bleiben! :)

    Ich finde - egal, ob bei kleineren oder größeren Kindern - es macht immer Sinn, sich die Schauplätze der Gefechte weise zu wählen. Sich genau anzuschauen, wo kann ich das Kind "machen lassen" (und auch mit Konsequenzen und Entscheidungen leben, die mir nicht passen) und wo muss ich mich durchsetzen, weil es um mehr als nur Prinzipien geht. Mit dieser Strategie fährt man oft sehr gut, weil Kinder ein ganz gutes Gespür dafür entwickeln, wo die "wirklichen" Grenzen sind...


    Bei uns ist es in Bezug auf Hygiene/Gesundheit zB. (und war es auch, als die Kinder kleiner waren): Zähneputzen - keine Kompromisse! (Gesunde) Ernährung - eher weniger Kompromisse! Wetterentsprechende Kleidung: sehr viele Kompromisse (meine Kinder sind sehr hitzig und nie krank; ich bin mir dann irgendwann tatsächlich blöd vorgekommen, sie in Pullis und Westen zu zwingen, die sie nicht wollten und brauchten); Haare bürsten: nur Kompromisse (meine Tochter hat lange Locken, die sie oft nicht frisieren möchte, wenn sie wie ein "Besen" :D durch die Gegend laufen möchte, ist das ihre Sache,...) etc. pp.


    (Ich habe schon lange aufgehört, Grabenkämpfe dort auszufechten, wo sie nicht notwendig sind und stecke meine Energie lieber in die Bereiche, die mir/uns wirklich wichtig sind und wo stetige Konsequenz Sinn macht. :))

    Hallo! :)


    Mein Sohn ist im selben Alter und bei ihm schieben auch die Hormone an. Dass das schon so bald passiert, hat mich anfangs auch etwas überfordert (dachte, das hat noch Zeit). Stimmungsschwankungen und aggressives Verhalten (aber verbal, er schlägt nicht oder so) kommen bei ihm momentan auch relativ unvermittelt vor. Für mich ist das klar hormonell, weil er von der Persönlichkeit her so überhaupt nicht ist und auch selbst überfordert mit sich wirkt. War das bei deinem Sohn auch dein Eindruck?


    Zu deiner Schilderung: Ich finde, bis zu der Stelle mit dem Schreien und dem Schlagen (geht natürlich ganz klar gar nicht, wobei ich gut finde, dass du dich entschuldigt hast) hast du dich eigentlich sehr gut verhalten. Ich denke, Konsequenz und Grenzen sind in jedem Alter wichtig. Pflege/Hygiene ist wichtig. Da kann es keine oder kaum Kompromisse geben (bei den Zähnen keine, da gesundheitlich relevant; beim Haarewaschen oder so würde ich verhandeln :D). Das hast du ihm klar gemacht, du hast ihn mit seinem "Ich putz nur Zähne, wenn ..." keinen Raum gegeben. Das ist gut und richtig so.


    Wie du schon gemerkt hast, bist du aber darauf angewiesen, dass er mitmacht. Ein 11-jähriger, der nicht Zähne putzt, das wird schwierig, weil im Endeffekt hast du wenig Auftrag. Du kannst nur sehen, was du mit Worten und eben deeskalierendem Verhalten erreichst.


    Bei älteren Kindern hilft es nach der Grenzsetzung ("Du putzt Zähne, das ist wichtig für die Gesundheit") erst einmal Raum zu geben. Also ihn alleine zu lassen. ("Erledige das in der nächsten halben Std., wenn es halt für dich am besten passt. Wenn du fertig bist, machen wir das mit deinem Rad") So ist er für sich und kommt nicht unmittelbar in die Verlegenheit, sich mit seiner anwesenden Mama duellieren zu müssen. Es geht hier nämlich um Provokation, Kontrolle und Macht und damit geht man in dem Alter (und älter, Erwachsene können das auch gut ;)) am besten um, indem man relativ rasch eine Grenze aufzeigt (hast du getan) und sich dann aus der Situation nimmt, sich also auf die Machtspielchen nicht einlässt.


    Wenn er in dem Fall dann keine Zähne geputzt hätte, wäre mir das für den einen Tag egal. Wenn sich die Fronten geklärt haben, kann man versuchen, das rückblickend zu besprechen. Ich würde das Kind dann auch fragen: "Was findest du, hätte ich als Mama in der Situation machen sollen. Womit hättest du leben können?" Da kommen oft wirklich gute Antworten. Und diese Gesprächsbasis zeigt auf, dass du dein Kind (und seine Gedanken und Lösungsvorschläge) ernst nimmst. In der eskalierenden Situation ist das aber in der Regel nicht möglich, da zu dynamisch und emotionsgeladen.


    Einfach nicht in die Schule zu gehen, hätte ich nicht akzeptiert und das so kommuniziert. Ich hätte in seinem Beisein der Schule Bescheid gegeben, dass er später kommt. Dann hätte ich ihm eine Stunde gegeben, um noch die Kurve zu kriegen (hätte ich ebenfalls klar kommuniziert). Wäre er dann nicht gegangen, hätte ich ihn wohl erst einmal ganz entschuldigt (bei meinem Sohn würde die eine Stunde "Gnadenfrist" wohl fürs Umdenken reichen) und dann in einem ruhigen Moment wirklich ganz ernsthaft mit ihm gesprochen, dass das den Rahmen sprengt und so nicht mehr passieren darf.


    ---


    Also in der Kurzfassung:


    Grenze setzen - nicht auf Machtspielchen einlassen - aus der "Schusslinie" gehen (räumlich) - Gespräch, wenn sich die Wogen geglättet haben


    Klingt in der Theorie aber alles einfacher, als es in der Praxis ist. Ich weiß das ja mittlerweile aus Erfahrung! :D


    Alles Liebe!

    Hallo! :)


    Zunächst zu der "Ab-ins-Zimmer"-Sache: Davon halte ich nur etwas, wenn das eine positiv konnotierte Sache wäre ("liebevolles, gemeinsames Runterkommen") und einer von euch bei ihm bleibt. Für mich ist das sonst ganz klar eine Strafe und klar zu vermeiden. Er zeigt durch sein provokantes Verhalten auf, dass er Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht (versucht sie sich so zu holen, leider eben auf eine problembesetzte Weise) und das Ergebnis ist die Verbannung von der restlichen Familie. --> Nicht gut!


    Zu deiner Frage nach der Reduktion von 100 auf 50 % Rebellion, versuche ich es salopp:


    Er ist keine Rechenaufgabe, du kannst seine "rebellischen" Verhaltensweisen nicht "reduzieren". Du kannst versuchen, dich in ihn hineinzuversetzen und deine Verhaltensweisen zu ändern, um die Dynamik herauszunehmen. Dann kann es IHM gelingen, sein Verhalten zu verändern. Verhaltensänderung geht immer von der Person selbst aus, nicht von seinem Umfeld. Du kannst fremdes Verhalten nicht ändern, nur u.U. beeinflussen.


    Das ist ein sehr intuitiver Prozess, den du nicht nach dem "Ursache-Wirkungs-Prinzip" planen und durchziehen kannst. Das ist von so vielen Faktoren abhängig.


    Versuche es nicht so verkopft nach dem Motto: "Es muss gelingen, sein Verhalten durch Maßnahme XYZ zu verbessern/verändern!" Das ist nicht der richtige Weg. Versuche, dich auf ihn und sein Verhalten einzulassen, ihm zugewandt zu bleiben, ihm nicht ablehnend ("böses Verhalten") zu begegnen und Anreize zu setzen (Sport, Natur, Freunde, Auspowern - das sind alles GUTE Ansätze), um euch beide aus der Dynamik rauszubringen.


    DAS kann etwas bewirken, ein stures Beharren darauf, dass sein Verhalten von außen diszipliniert werden muss, verändern ganz sicher nicht. Er kann sein Verhalten nur selbst ändern und dazu braucht er Veränderungen in der Dynamik. :)


    (Du darfst auch bitte sein Alter nicht vergessen. Er ist erst fünf Jahre alt! :))

    Lieber Papa! :)


    Fein, dass du uns durch die Schilderung des Verhaltens deines Sohnes und Verortung in Kontexten ein breites Diskussionsfeld eröffnest. Ich möchte es aufgreifen und einige Ratschläge hier lassen. Beziehung ist immer geprägt von Dynamik, die zwischen Eltern und Kindern ist mitunter schwer aushaltbar. ;) Verhaltensveränderungen passieren meist wechselseitig. Es wird seinerseits keine Verhaltensänderung geben (können), wenn ihr (als der reifere und reflektiertere Part) nicht entsprechend einwirkt. Ihr habt dahingehend viel "in der Hand". Manchmal ist es dabei ein erster kleiner (und so wichtiger!) Schritt, aus der Perspektive des Elternteils wegzugehen und versuchen, sich in das Kind hineinzuversetzen! :)


    Einiges, das ich aus deinem Beitrag herauslese, irritiert mich. Ich habe das Gefühl, da wird ein (doch noch recht kleines Kind) problematisiert und in die Rolle eines "kleinen Erwachsenen" gedrängt, der diszipliniert zu gehorchen hat. Für manche Kinder wäre die Vorgehensweise kein Problem. Die können sich ganz gut anpassen und "parieren" leicht. Euer Kind funktioniert da anders (und das ist gut so!!!). Ich lese da extrem viel Persönlichkeit, Intellekt und Willen heraus. Alles gute Eigenschaften, wenn man sie gut zu kanalisieren weiß und nicht "abdrehen" möchte... Deine Wortwahl an manchen Stellen lässt mich aber vermuten, dass ihr durchaus ein Problem damit habt, dass euer Kleiner eben nicht so "hört", wie ihr euch das wünscht/als Ideal vorstellt...


    Irritierende Ausdrücke in diesem Kontext für mich: Strafe - Disziplin verbessern - Disziplinschwäche


    Sehr interessant für mich (hättest du es nicht geschrieben, hätte ich nachgefragt): In institutionellem Kontext (Vorschule) kann er sich einfügen, fällt nicht unangenehm auf. --> Sagt viel darüber aus, dass er sich eigentlich (dem Alter entsprechend) wohl schon ganz gut im Griff hat. Aus irgendeinem Grund geht es im familiären Kontext nicht. Für den familiären Kontext ist er aber nicht alleine verantwortlich --> Es muss eine Dynamik geben, die ihn triggert.


    --> Die Frage ist nicht: "Wie ist er zu disziplinieren? Welche Strafen könnten greifen?" sondern UNBEDINGT


    --> "Warum reagiert/agiert er so? Was könnte ihm helfen?"


    Ich bin eine alte Verfechterin des Spruches: "Kinder machen keine Probleme, sie haben welche."


    --> Genau hinschauen: Wo sind seine Stärken? Was kann er gut? Ressourcenorientiert mit ihm umgehen. Ihm das Gefühl geben, akzeptiert zu sein in seiner Art, das ist wichtig. Vielleicht muss er dann nicht mehr so viel "rebellieren" und die Aufmerksamkeit mit unangenehmen Verhalten suchen (bringt sich in Gefahr; macht Dinge kaputt)...


    Dinge, die ihm spürbar nicht guttun ("Screentime") reduzieren! Dinge, die ihn "auspowern" und seinen Stärken entgegenkommen, fördern. Natur bringt "hibbelige" Kinder auch gut runter. Ihm Zeit widmen, ihm zuhören, ihn verstehen wollen,... Da gilt es anzusetzen. DAS kann negatives Verhalten verändern. Strafen und (falsch verstandene) Disziplin brechen (kleine) Menschen im Normalfall eigentlich nur...


    Aber Vorsicht: Strafen und Konsequenz ist NICHT dasselbe. Konsequenz für unangebrachtes Verhalten (Zerstörung etc.) muss es geben, aber immer im Kontext. Hier müssen Grenzen gesetzt werden. Für die meisten Kinder in dem Alter, die ich kenne, ist so ein "Ab ins Zimmer" oder "Jetzt gibt es keine Screentime" eigentlich maximal irritierend, mehr nicht.


    ---


    Ich würde euch tatsächlich eine Erziehungsberatung empfehlen, weil ich glaube, dass da viel negative Dynamik abgebaut werden muss und ein anderer Blickwinkel aufs Kind (nämlich kein so problembehafteter) sinnvoll wäre, damit sich familienintern etwas entspannen kann. Für mich in dem Kontext tatsächlich eben sehr aussagekräftig, dass die Schwierigkeiten im institutionellen Rahmen (wo ihr eben nicht dabei seid und keinen Einfluss nehmen könnt) überschaubar sind. Lägen eventuelle Problemfelder vor (zB Wahrnehmungsstörung o.ä.) würde man das im Regelfall in jedem anderen Kontext auch beobachten können. Und gerade Betreuungseinrichtungen melden sich in der Regel sehr schnell, wenn sie auffälliges Verhalten feststellen. Die haben dort ja auch recht viel Vergleichsmöglichkeit. ;)


    ---


    Alles Liebe euch - und dem Kleinen ganz besonders! :)


    (Man merkt es vielleicht an meiner Antwort. Ich kann mich in kleine Rebellen und Rebellinnen im Regelfall gut hineinversetzen...)

    Hallo! :)


    Ich freue mich auch, dass dir der Austausch gut tut...


    Denke, der Vaterschaftstest ist das A&O und erst danach kannst du wirklich für die Zukunft planen. Eine gerichtliche Vorgehensweise (Sorgerecht, Besuchsrecht etc.) kann ja nur im Falle einer biologischen Vaterschaft angedacht werden. Die alleinige emotionale Vaterschaft sichert dir deine Rechte und Pflichten nicht ab...


    @ Gilfy: Meinst du mit dem Antrag auf Befreiung von den Anwaltskosten Verfahrenshilfe bzw. Prozesskostenhilfe? Das wäre im Falle eines Gerichtsverfahrens relevant. Bei uns in Ö (und ich denke, es ist in D nicht anders) wird dann aber im Anschluss regelmäßig das Einkommen abgefragt, um zu sehen, ob man nicht doch zurückzahlen kann (zB wenn man erbt oder einen gut bezahlten Job antritt).


    Es gibt aber generell die Möglichkeit von einer einmaligen kostenfreien rechtlichen Beratung. Da würde ich mich am nächsten Pflegschaftsgericht/Familiengericht erkundigen. Dort können etwaige rechtliche Fragen im Falle einer Vaterschaft beantwortet werden. Das kann man vorab durchaus schon einmal andenken, um gewappnet zu sein. Am besten im Vorfeld konkrete Fragen notieren...


    Alles Liebe

    Hallo! :)


    Freut mich, dass du da bist!


    Habt ihr überlegt, nach der Geburt einen Vaterschaftstest zu machen? Je nachdem, wie er ausfällt, wüsstest du über deine Rechte und Pflichten Bescheid... Ich stelle es mir sehr schwierig vor, mich jetzt emotional auf ein Kind einzustellen, dass dann im Endeffekt vielleicht gar nicht meines ist. Wenn du dein "vermeintliches Kind" dann nicht sehen darfst (weil du eben nicht der biologische Papa bist), wirkt das traumatisch, wenn du bereits eine enge Bindung hast. Welche emotionalen Sicherheitsvorkehrungen hast du da für dich getroffen? Ich würde jedenfalls einen Vaterschaftstest relativ knapp nach der Geburt empfehlen und das nicht schleifen lassen...


    Zu deinen Gedanken und Befürchtungen punkto Erziehung: Da würde ich mir jetzt einmal keine Gedanken machen, sondern es auf mich zukommen lassen. Jede Mama und jeder Papa kann dir versichern: Erstens kommt alles anders, zweitens als man denkt. ;) Man kann sich alles wunderbar vorstellen und perfekt planen, wenn das Kind nicht mitspielt, wird es schwierig. Die Kleinen haben nämlich tatsächlich einen eigenen Willen... Mein eines Kind (Mädchen) würde im Leben nie rosafarbene Kleidung anziehen. Mein anderes Kind (Bub) war bis zum Schuleintritt NUR in rosa- und lilafarbener Kleidung unterwegs. ;)


    Alles Liebe!

    Ich glaube, gerade diese Schuldgefühle sind etwas, das sich professionell wirklich gut bearbeiten lässt... Ich würde dir hier wirklich eine Therapie empfehlen. Das hilft dir nicht nur dabei, zu reflektieren und die Problematik von unterschiedlichen Warten zu betrachten, es kann dir auch Möglichkeiten zur Abgrenzung aufzeigen...


    Rein objektiv betrachtet trägst du natürlich keine Schuld! Wie gesagt ist eine Drogensucht multifaktoriell. Das heißt, da spielen einfach mehrere Faktoren sehr ungünstig zusammen...

    Hallo Sulola!


    Du kannst gerne ein eigenes Thema mit "deiner Geschichte" aufmachen und wir werden uns mit Rat, Ermutigung und Hilfe bemühen! :)


    Rat- und hilfesuchend an andere heranzutreten, ist der erste wichtige Schritt für Angehörige und Freunde Betroffener. Auf sie darf man nicht vergessen und hier kann viel bewirkt werden - auch professionell!


    Alles Liebe - und vielleicht bis bald in deinem Thread! :)