Guten Tag

  • Mein Name ist Rosi, mein Sohn ist 1 3/4 und z.Zt. ein kleiner Terrorhase. Er will keinen Mittagsschlaf mehr machen, wacht in der Nacht regelmäßig 3-4X auf, will sich die Windeln nicht wechseln lassen, nicht anziehen, nicht in seinem Stuhl zum Essen setzen, nicht Mittag essen, nicht im Kinderwagen sitzen, nicht an der Hand laufen, usw, usw. Meine Nerven liegen Blank. Wenn er seinen Willen nicht bekommt kann er locker mal 1 Std. lang kreischen und mit Spielzeug um sich werfen, wenn ich dann versuche ihn in den Arm zu nehmen haut er mich oder reißt mir die Haare aus, kneift mich o.ä. Wer weiß da Rat ???

  • Hallo Rosi,
    die Zeiten hatten wir auch ...und nicht nur um die 1 1/2 - 1 3/4 Jahre. Wir haben versucht mit viel Einfühlungsvermögen den Kindern gewisse Grenzen aufzuzeigen. Unsere beiden hatten mehrere unterschiedliche Phasen, in denen sie einfach probieren "Wie weit kann ich bei Mama und Papa gehen, bevor ich die Toleranzgrenze überschreite?" Gehört meines Erachtens zur Entwicklung dazu. Es ist eine Phase des gegenseitigen Lernens und ist manchmal für die Eltern nervenaufreibender als für´s Kind. Euer Junior testet halt einfach aus. Da heißt es konsequent aber trotzdem gerecht bleiben. Ihr schafft das schon :thumbup:
    LG, Regine

  • Hallo Rosi,


    dieses Alter ist ein Alter, das sowohl für Eltern als auch für Kinder sehr schwierig ist. Kinder testen tatsächlich Grenzen aus, wie Regine schon geschrieben hat, sie testen aber auch ihren eigenen Willen aus. Das erklärt so ambivalentes Verhalten wie nicht in der Karre sitzen wollen aber auch nicht laufen wollen. Nähe suchen, dann aber auch wieder nicht zulassen können.


    Im Grunde wissen Kinder in diesem Alter manchmal selber nicht wo genau, was sie wollen und was nicht. Sie wollen mehr Freiraum und eigenen Handlungsradius (sie sind keine Babys mehr) suchen aber nach wie vor auch den Schutz der Eltern, wenn sie sich unglücklich fühlen, denn sie wissen, bei den Eltern gibt es Trost. Es ist für Kinder in diesem Alter auch ein großes Gefühlswirrwarr und sie reagieren oft unlogisch, impulsiv und vehement, weil sie nicht wissen, wie sie mit all dem umgehen sollen.


    Lassen Sie ihn durchaus auch neue Dinge ausprobieren, damit er seinen Horizont erweitern kann, in den Bereichen, wo es ihm nicht schadet. Geben Sie ihm aber auch einen festen Orientierungsrahmen (z.B. an einer befahrenen Straße darf er nicht alleine laufen). Vermitteln Sie ihm klar und bestimmt, was er nicht darf, ohne lange auf ihn einzureden oder laut zu werden.


    Wenn er Ihre Nähe braucht, lassen Sie ihn zu sich kommen. Wenn er dann anfängt, zu schlagen oder zu kneifen, sagen Sie ihm klar und deutlich, dass das kein Kuscheln ist, dass Ihnen das weh tut und Sie das nicht dulden und nehmen ihn dann vom Arm. Wenn er wieder kuscheln möchte, ohne aggressiv zu werden, darf er gerne wieder kommen.


    Wichtig finde ich auch, sich als Eltern klar zu machen: Das tut der nicht, weil der mich ärgern will - nein, er tut das, weil er es erst noch lernen muss, seinen eigenen Willen zu entdecken, aber gleichzeitig immer wieder Grenzen und damit zusammenhängenden Frust zu spüren.


    Loben Sie ihn ganz viel, wenn er etwas gut macht und ein Nein akzeptiert. Dann weiß er, was von ihm erwartet wird.


    Ich weiß, das alles schreibt sich so leicht hier runter und die Umsetzung ist so viel schwerer. Aber es geht vielen Eltern so wie Ihnen und viele Eltern haben dieses schon erlebt. Das Gute ist, die Phase geht vorüber und wenn Sie diese zusammen liebevoll konsequent gemeistert haben, werden die nächsten Jahre echt einfach!


    Alles Gute und viel Kraft, Geduld und Gelassenheit wünscht


    Anne

  • Hallo Rosi!


    Die wichtigen Aspekte:


    - Geduld üben (Kind und vorallem Eltern)
    - Rücksicht auf das Autonomiebestreben nehmen
    - den Aktionsradius erweitern
    - viel Liebe und Nähe in solchen turbulenten Zeiten geben
    - Grenzen suchen versus Grenzen setzen
    - Trösten (denn meist ist ein "Wutanfall" Reaktion auf eine enttäuschte Erwartung)


    haben meine Kolleginnen ja bereits beleuchtet. Mir fällt als Ergänzung zum Thema noch folgendes ein:


    Trotzverhalten hat in der Regel eine Ursache. Sicher lässt sich diese nicht immer erkennen und die Reaktion des Kindes fällt (für unseren Geschmack) unverhältnismäßig heftig aus, aber der Grund ist gegeben. Und es lohnt sich den aufzuspüren, denn dann lässt sich so mancher Gefühlsausbruch verhindern oder zumindest abmildern.


    Oftmals geht es dabei um Selbstbestimmung. Das Kind möchte selbst entscheiden dürfen und das ist ein toller Entwicklungsschritt. Natürlich kann das ein so kleines Kind nur in sehr eingeschränktem Maße, aber wenn sich der Kleine z.B. weigert die Jacke anzuziehen, kann es hilfreich sein eine Alternative anzubieten. Dann hat das Kind den Rahmen (eine Jacke muss angezogen werden, denn es ist kalt), aber dennoch ein Mitbestimmungsrecht (die Jeansjacke oder die mit Krümmelmonster darauf). Oder der kleine Wüterich will alles in den Einkaufswagen legen (ihm ist dabei völlig egal, ob sie es brauchen oder nicht), das geht natürlich nicht, aber er könnte doch auswählen: nehmen wir den Apfel- oder doch lieber den Pfefferminztee. Manchmal reichen schon so kleine Tricks aus, um dem Autonomiewillen des Kindes gerecht zu werden und Wutanfälle abzumildern.


    Eine weitere "beliebte" Ursache für Trotzverhalten, kann das Ignorieren von Ritualen sein. Kinder lieben in der Regel Rituale und Wiederholungen und sind phasenweise recht unerbittlich ist, was Veränderungen angeht. Lernen ist ja letztlich nichts anderes, als Umstände miteinander in Beziehung zu setzen und einen Zusammenhang zu erkennen. Und wenn der kleine Mensch festgestellt hat "Ach, immer wenn ich den Becher umwerfe, läuft das Wasser heraus" oder "Immer wenn ich die kleine Schwester kneife heult sie" oder "wenn ich die Nudeln auf den Boden werfe, wird Mama jedes Mal ärgerlich", liebt er diese Thesen, denn sie geben Sicherheit in der Welt, die noch mit so vielen Fragezeichen behaftet ist. Deshalb kann es hilfreich sein, besonders wenn Kinder viele neue Erfgahrungen machen und schnell die Kontrolle über ihre Emotionen verlieren, ganz konsequent an Ritualen festzuhalten. Lassen sie ihrem Kleinen, das Schnuffeltuch, obwohl Sie es ihm eigentlich abgewöhnen wollen, spielen Sie ihr Familienrituale immer gleich durch. Es soll jeden Abend die gleiche Geschichte oder CD sein? Gönnen Sie Ihrem Kind das Ritual, das gibt ihm Sicherheit und diese "friedlichen Momente" können auch Ihren Nerven gut tun. Meist verabschiedet sich das Kind dann selbst von dem geliebten Ritual und sie merken selbst, wann es ihm nicht mehr wichtig ist.


    Ich wünschen Ihnen und Ihrem Kind viel Geduld und gute Nerven - denn das ist eine wirklich anstrengende Zeit! Aber das Ende ist nah! In der Regel wechseln sich anstrengende mit ruhigeren Phasen ab und wenn die kleinen "Trotzköpfchen" noch besser Sprechen können, fällt es leichter sich verständlich zu machen, und das "wütend werden" ist nicht mehr so notwendig.


    Viele Grüße
    K.Gandras

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