Hallo!
Da die Mädels sich hier zurückzuhalten scheinen, kann ich euch das Thema Geburt gern mal aus Sicht des Mannes, Vaters und Begleiters schildern. Ich war von Anfang an überzeugt, dass ich dabei sein möchte und es war auch der Wunsch meiner Frau.
Wir haben ein Dezember-Kind und wie es immer so spielt kommt alles auf einmal. Wir hatten am Abend Betriebsweihnachtsfeier, als ich eine Nachricht bekam, dass die werdende Mutter Bauchschmerzen hat, quasi Menstruationsschmerzen. Mir war recht klar, dass jetzt keine Menstruation ansteht (in Bio aufgepasst ;-), meiner Frau "musste ich - soweit mein Empfinden - da sogar noch auf die Sprünge helfen". habe also flott die illustre Runde verlassen, um zu Hause einer wieder entspannteren Gattin zu begegnen die Dschungel Camp guckte. Witziger weise stellte eine Teilnehmerin im TV gerade die mittlerweile bekannte Frage "Was geht los darein?" - das habe ich den dicken Bauch dann auch mal gefragt, prompt gab es wieder Schmerzen. Ich fragte, ob wir in Krankenhaus wollen - kam ein klares nein, wir haben noch 14 Tage. Bitte, bin ich eben duschen gegangen und anschl. schlafen. Aber nur kurz, etwa 1h später würde ich dann doch unsanft geweckt und gebeten, mal flux ins Krankenhaus zu fahren. Da war er dann, der Moment, auf den ich irgendwie gewartet zu haben schien, der tapfere Vater fährt die kleine Familie zur Geburt. Es war Dezember, es regnete und überfror und war glatt - egal, es war Nacht und die Straßen leer. Ich war wohl auch etwas flotter unterwegs...
Im Krankenhaus dann leider quasi eine Warteschlange vor dem Kreißsaal (12.12.12) - es gibt tatsächlich Menschen, die sich Kinder zum Wunschdatum per Kaiserschnitt holen lassen - irgendwie nicht schön aus meiner Sicht. An diesem Tag dann sowieso nicht, weil die den Kreißsaal damit unnötigerweise blockiert hatten. Kamen wir also in einen Aufnahmeraum und niemand kümmerte sich wirklich, Wehenschreiber angeschlossen - allein gelassen. Die Frau kam auch immer mehr in Fahrt und irgendwann kam dann doch mal eine Schwester ("hier ist Wasser") und später auch mal eine Ärztin ("habe jetzt Schichtwechsel, schicke die Ablösung"). Meine Frau kann sich an all das gar nicht mehr erinnern, war mit sich und dem kommenden Nachwuchs beschäftigt und es muss mörderisch weh getan haben - so wie es klang. Was macht man da, so allein ohne Helfer, die das täglich machen? Händchen halten, Wasser reichen, Frau Umlagern, Personal der Klinik suchen... Ach ja, der Wehenschreiber fing irgendwann aufgeregt zu piepsen an, da rutscht einem das Herz in die Hose, gucken kam keiner, also guckte ich, Papierstau und dann wars nach meiner kurzen Reparatur ganz alle... man macht sich schon Sorgen, wenn medizinische Geräte plötzlich hysterisch piepsen...
Was ich aus dem Geburtshilfekurs übrigens noch wusste: "Als Erstgebärende kommen Sie idR 1-2x umsonst in die Klinik und müssen noch mal Heim..." - Wir waren ja 2 Wochen vor Termin, jetzt 2-3 Std. ohne ärztl. Kontakt in der "Warteschleife" und dann kam doch noch eine frische Schichtärztin, schnelle Ultraschall- und Tastuntersuchung, ihr Telefon piepst, sie wieder auf dem Weg nach draußen... aber nicht mit mir. Habe sie aufgehalten und mal gefragt, wie es denn so aussieht, ob wir wieder gehen und was dieser Wehenschreiber so mitteilt. Klare Antwort:
"Sie gehen heute bestimmt nicht mehr nach Hause, bereiten Sie sich lieber darauf vor, hier im Zimmer zu entbinden, dachte eine Hebamme war schon hier..." --> In diesem Augenblick hatte ich das erste Mal Tränen in den Augen, es war klar, dass die Zweisamkeit nun vorbei war und das lang ersehnte Glück zu uns stößt. Hab ich mich gefreut War ich der Geräuschkulisse nach aber der Einzige, später erfuhr ich, dass auch schreiende Frauen Freude empfinden können
Dann wieder warten, man starrt dann immer im Raum umher, an die Decke, wo das Mobile mit den größer werdenden runden Scheiben hängt... an dem wird einem ja idR erklärt, wie weit der Muttermund schon offen ist und wann die heiße Phase beginnt. Wir waren nun mitten in der heißen Phase, als doch tatsächlich eine Hebamme auftauchte --> "Nun aber Husch, wir haben einen Kreißsaal für Sie frei bekommen...", nett, oder? Deswegen waren wir ja da! Auf jeden Fall gabs noch eine Runde Schmerzmittel (für meine Frau), dann wurde kurz erbrochen und auf ging es ich habe wirklich alles gegeben, um bei ihr zu sein und wenigstens seelisch zu unterstützen, aber man ist da machtlos... habe das Radio ihren Wünschen entsprechend bedient. Mal Oldies, mal Black & Dance... irgendwann kam da in einem schmerzhaften Moment im Radio "She is a Monster, beautiful Monser..." Seit dem heißt unsere Kleine als Spitzname auch Monster
So, dann im Kreißsaal mit seinen 4-5 Wundermaschinen, haben wir im Vorbereitungskurs alles kennen gelernt, einfach nur das Bett genutzt, keine Wanne, kein Rhönrad, kein Hocker, keine Hängevorrichtung - das schnöde Bett. Ich glaube diese ganzen Geräte werden nie benutzt Es ging nun alles immer öfter und schneller und scheinbar schmerzhafter voran. Aber zum Glück auch ohne Komplikationen. Man will es nur noch hinter sich haben, wenn man seine geliebte Frau so schreien hört... mittlerweile fand sich auch medizinisches Personal ein, eine Hebamme, eine Schwester und eine Internistin. Letztere verunsicherte mich, viel geredet wurde mit uns ja im Vorfeld nicht, man denkt dann, dass evtl. Probleme aufgetreten sind, die sofort behandelt werden müssen, warum sonst ist eine Internistin da? In diesem ganzen Wirrwarr traute ich mich aber gar nicht zu fragen, was die da will. Sonst bin ich nicht auf den Mund gefallen, aber hier ging es nicht um mich und ich dachte, ich will auch meine Frau nicht beunruhigen. Die konnte ja gar nicht mitbekommen, wer da alles so da war...
Es war spannend, ja, für mich war es spannend. Vieles, was im Kurs vorher hatten kam nicht zu Anwendung immer aufmunternde Worte und ständig hört man, gleich ist es so weit, pressen, nochmal pressen usw. Die arme Frau ackert, schreit, schwitzt, man steht an ihrer Seite und sieht leider nicht, ob da wirklich was kommt... ich bin dann einfach mal gucken gegangen konnte nicht viel erkennen... es ging also noch ca. 10 Min so: "Ist schon fast da, weiter, weiter..." Da würde ich mich als Gebärende verschaukelt fühlen... aber man hat sicher andere Sorgen.
Endlich aber griff die Hebamme zum Telefon und sagte nur "Kind kommt!", es wurde noch 1-2x gepresst und dann war das "beautiful Monster" da, zeitgleich mit dem Arzt in der Tür und mit den Tränen der alles beobachtenden Internistin - die Gute hat noch vor Mutter und Vater geheult. War wahrscheinlich froh, dass sie es hinter sich hatte, wir erfuhren später, sie war gerade in der Ausbildung für den Rettungswagen und da gehört Geburt auch mit dazu (habe der Klinik jedenfalls am Ende noch mitgeteilt, dass man die Teilnehmer in so einer Runde kurz mal mit 1-2 Worten vorstellen sollte, um den Eltern Sorgen zu ersparen).
Kind wurde also kurz gecheckt und direkt an Mutters Brust angedockt. War das toll, ein süßer kleiner Mensch, der einen jetzt ein Leben lang begleiten wird, wohlauf und munter, kurz geschrien und dann die Parallelen zum Vater "Erst mal Nahrung aufnehmen" Das kam jedenfalls zwischen 2.30 Uhr und der Geburt um rd. 9.15 Uhr zu kurz. Nix gegessen, nix getrunken... trotzdem war es toll und ich würde jedem Vater empfehlen, diesem Ereignis beizuwohnen. Ja, es ist blutig, laut, man ist machtlos, aber man begrüßt das neue Leben direkt, es ist faszinierend und es schweißt zusammen! Klar, die Nabelschnur wurde auch von mir durchtrennt.
Wir durften dann etwa 1,5h allein im Kreißsaal bleiben, die kleine trank, schrie, nickte weg (die Mutter auch) - waren beide geschafft, noch schnell erstes Foto und Infos an die Welt, bevor die Hebamme das Kind dann noch mal wusch und witzig verpackte bzw. einwickelte (Fachjargon: einpuckte)... dann sah sie aus wie eine Made (heute ihr zweiter Spitzname ;-). Dann gings ab zum Wochenbett. Wäre gern dabei gelbeiben die beiden Nächte, aber diese Termin-Kaiserschnitt-Menschen haben natürlich auch hier alles blockiert :-/
Meine Frau sagt jedenfalls immer wieder, dass diese paar Stunden Geburt (bei uns ca. 10h ab den ersten stärkeren Wehen) schnell vergessen waren, insbes. der Schmerz und es soll ja auch noch Nummer 2 kommen
Als Vater fährt man dann jedenfalls stolz aus der Klinik heim und geht erst mal schlafen hielt aber nicht lange, die ganzen Gratulanten waren so schlau bei mir anzurufen... sicherlich ein kleines Opfer meinerseits im Vergleich zur Leistung meiner Frau.