Hilfestellung für Aussenseiter

  • Hallo,
    mein Sohn ist 16 Jahre und befindet sich seit drei Monaten in einer Lehre.
    Bereits zur Schulzeit hatte er Probleme Anschluß mit den Mitschülern bzw Freunde zu finden. Ich hatte gehofft, dass er, wenn er die Schule verlässt und eine Lehre anfängt, damit eine Situation vorfindet und dann dort besser Anschluß bekommt.
    Leider ist er auch in der Ausbildung ohne Freunde. Seiner Aussage nach, meiden ihn die anderen und Anschluß findert er kaum. Das widerum scheint sich deutlich auf seine Leistung auszuwirken, so dass er jetzt bereits so weit in Frage gestellt wird, dass nicht sicher ist, ob er die Lehre fortführen kann.
    Er lebt alleine bei mir (ich bin der Vater) und er hat nur sehr sporadische Kontakt zur Mutter. Von Ihr ist er vor zwei Jahren zu mir gezogen, weil die beiden ständig streit hatten (die Infos sind natürlich alle in extrem verkürzter Form widergegeben).
    Tatsache ist, dass ich nicht genau ausmachen kann, was ihn denn zum Aussenseiter macht. Zu Hause stelle ich nur fest, dass er extrem unorganisiert ist und es ihm große Probleme bereitet eine Arbei auch vollständig zu Ende zu machen. Wenn er etwas macht, muß man fast immer noch etwas nacharbeiten.
    Aber ich weiß nicht, ob das ausreicht um jemanden zum Aussenseiter werden zu lassen.
    Allerdings ist er auch der jüngste in seinem Lehrjahr. Der Ausbilder hat wohl wenig Verständnis für die Situation.
    Meine Frage ist nun: Gibt es Konzepte, Tips oder sonstige Hilfen um Jugendliche, die als Aussenseiter gelten, ihre Situation und die Ursachen klar zu machen bzw diese herauszufinden? Wie kann man solchen Jugendlichen helden?
    Vielleicht gibt es ja ein paar gut Ratschläge dazu?
    Vielen Dank vorab
    Gruß
    Mark

  • Hallo Mark,


    die Frage die sich mir stellt ist die, ob er überhaupt Freunde finden möchte. Es gibt Menschen, die gern allein unterwegs sind und keine Freunde zum Leben brauchen.
    Unorganisiertheit oder fehlende Arbeitsmoral sind kein zuverlässiger Indikator für fehlende Freundschaften.
    Was sagt denn dein Sohn selbst zu dieser Sache mit den Freunden?


    Viele Grüße


    Maik

  • Hallo Mark,
    erstmal herzlichen Willkommen hier :)
    Ich frag mich bei dem Bericht auch, wie dein Sohn zu dem ganzen steht. Du sagst nur das er sagt, die anderen würden ihn meiden. Wie sehr belastet ihn das und warum meiden ihn die anderen? Hat er darüber was gesagt?
    Ist die Lehre in Gefahr, weil ihm die Arbeit keinen Spaß macht oder weil er sich unwohl fühlt und dadurch seine Arbeit nicht gut erledigt?
    Wie kann man ihn stärken? Ich denk am besten durch eine starke Leitfigur - das wärst in dem Fall du als sein Vater.
    Ich weiß, Männer tun sich da manchmal schwer, aber nimm das Kind mal bei den Schultern, sieh ihm in die Augen, sag ihm das du stolz auf ihn bist, egal, was auch immer ist, das du ihm helfen willst und er dir sagen soll, was er empfindet/will, ganz gleich, wie blöd/peinlich es auch sein mag. Du wirst es ernst nehmen. Es ist Quatsch das Jungs/Männer immer alles in sich reinfressen, weil sie glauben, es sei nicht männlich.
    Zeig ihm, wie Mann Probleme löst. ;) Offen ansprechen, Problem analysieren, Lösung finden, Lösung durchziehen - und wenn die Lösung bedeutet das er diese Lehre gar nicht machen will.
    Jugendliche haben oft Probleme, sich zu orientieren und das richtige für sich zu finden, sei es nun der richtige Job oder die richtigen Leute. Das ist kein Beinbruch.
    Ich denk, Eltern verfallen da oft in Panik, weil sie denken das Kind ist einsam, wird nie Anschluss finden, es wird nie einen richtigen Beruf lernen, sich nie selbst ernähren können ... und das übertragen sie dann unbewusst auf ihre Kinder.
    Also mach ihm deutlich das es dir ganz egal ist, was er wählt (okay, außer zu Hause rumsitzen und nix machen), solange er dabei glücklich ist. So kommst du am ehesten an ihn ran und ihn auch am ehesten aus der vermeintlichen Außenseiterrolle. Oder hast du das schon auf diese Weise versucht?

  • Hallo Mark,

    auch ich möchte Sie herzlich hier im Forum willkommen heißen.

    Ich finde es gut und verständlich, dass Sie sich als Vater Sorgen machen und ihm nicht mit Vorwürfen begegnen, sondern versuchen, ihm zu helfen. Allerdings habe auch ich mich gefragt, wie es eigentlich ihrem Sohn mit der Situation geht. Hat er denn außerhalb von Schule/Ausbildung Freunde? Möchte er überhaupt Freunde? Fühlt er sich wohl in der Ausbildung? War es sein Wunsch, diese Ausbildung zu machen? Fühlt er sich dort vielleicht überfordert? Vielleicht mögen Sie dazu noch etwas schreiben?

    Wenn Ihr Sohn sich mehr Kontakte wünscht, wäre für mich die Frage, ob diese über die Ausbildung geknüpft werden müssen. Eine Möglichkeit kann auch sein, dass er in einen Verein eintritt und dort auf Menschen trifft, die vielleicht das gleiche Hobby, das gleiche Interesse haben wir er. Ein Sportverein z.B. oder eine Jugendorganisation. Dann gibt es schon mal ein gemeinsames Bindeglied, über das man dann vielleicht leichter in Kontakt kommen kann.

    Wenn bei ihrem Sohn der Wunsch besteht, die Ausbildung erfolgreich zu beenden, gibt es die Möglichkeit über die Agentur für Arbeit Unterstützung durch ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) zu bekommen. Die abH beinhaltet z.B. Nachhilfe in Theorie und Praxis aber auch Hilfestellung bei persönlichen Schwierigkeiten. Informationen dazu gibt es bei der Agentur für Arbeit. Dort muss auch die Hilfe beantragt werden, die übrigens kostenlos ist.

    Ich würde mich freuen, wieder von Ihnen zu lesen und wünsche Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute!

    Anne

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