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Warum Kinder keine Tyrannen sind

von Newsredaktion Familie

Kind wütend

Vor 13 Jahren schockte der Bonner Kinderpsychiater Michael Winterhoff die Öffentlichkeit. Sein Buch „Warum unsere Kinder zu Tyrannen werden, oder: Die Abschaffung der Kindheit“ zeichnete eine Horrorvision von dem Nachwuchs und prophezeite eine düstere Zukunft. Die ARD-Doku „Warum Kinder keine Tyrannen sind“ geht seinen Thesen nach und nimmt sie kritisch unter die Lupe.

Seit der Veröffentlichung von Winterhoffs Buch ist viel Zeit vergangen. Der Autor etablierte sich seither als konservativer Kritiker moderner Pädagogik. Die ARD versucht nun seinen Thesen auf den Grund zu gehen. Immerhin löste er einst eine heftige öffentliche Debatte rund um das Thema Erziehung aus.

Die falsche Form der Erziehung?

Seine Kernthese lautete damals wie heute: Viele Probleme unserer Zeit und die zunehmenden psychischen Krankheiten von Kindern basieren auf einer falschen Form der Erziehung. Diese war seiner Meinung nach in den 1990er Jahren aufgekommen und gehe von einem falschen Ansatz aus. Wer seinen Nachwuchs als Partner erziehe, tue nichts ihm nichts Gutes, ganz im Gegenteil, so eine Erziehung sei nicht altersgerecht.

Seine Alternative sieht eine Rückkehr zu alten Rezepten vor. Das legte er auch in seinen nachfolgenden Büchern ausführlich dar. Eltern müssten klare Ansagen machen und Grenzen setzen. Dass diese Ratschläge auf massive Empörung stoßen würden, war abzusehen. Zuletzt bekam auch das deutsche Bildungssystem massiv sein Fett weg. In dem 2019 erschienen Buch „Deutschland verdummt. Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut“ kritisierte der Kinderpsychiater das bestehende Schulsystem.

Respektlos und unhöflich

Winterhoffs Meinung nach sind Kinder heute respektlos und unhöflich. Sie hören nicht mehr zu und ignorieren die Vorgaben ihrer Eltern. Gleichzeitig sind sie süchtig nach Aufmerksamkeit und werden aggressiv, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen können. In der Schule haben sie Probleme sich zu integrieren und treiben Lehrer und Mitschüler zur Verzweiflung. Hält dieser Trend an, dann wird diese Generation seiner Meinung nach massive Probleme bekommen sich in der Arbeitswelt zurechtzufinden.

Diese düstere Vision ist die zentrale Botschaft der Thesen von Michael Winterhoff. Er diagnostiziert eine Gesellschaft, die ihre Kinder hasst, weil sie zu Despoten herangewachsen sind. Seine Ansichten untermauerte er mit zahlreichen drastischen Beispielen. Mit seiner Diagnose traf der Kinderpsychiater damals offenbar einen Nerv. Sein Buch hielt sich wochenlang in den Sachbuch-Bestsellerlisten ganz oben. Doch seine These, dass Kinder ihre Eltern wie einen Gegenstand steuern, stieß auch auf heftigen Widerspruch.

Gerne gesehener Gast in Talkshows

Doch nicht nur zahlreiche Eltern zeigten sich entsetzt über die Diagnosen von Winterhoff, sondern auch Fachleute. Immerhin hält der prominente Autor nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg. Er ist ein gerne gesehener Gast in Talkshows und vertritt dort seine provokanten Thesen nachdrücklich. Der 66-Jährige betreibt nach wie vor seine Praxis in Bonn und engagiert sich landesweit für die Einrichtungen der Jugendhilfe.

Die ARD-Dokumentation „Warum Kinder keine Tyrannen sind“ von Nicole Rosenbach beschäftigt sich mit seinen Thesen, Kritikern und Befürwortern. In einer Zeit, die von Eltern und ihren Kindern alles abverlangt, greift der Sender hier ein brisantes Thema wieder neu auf. Der Film wird am Montag, dem 9.8.2021 um 23.15 ausgestrahlt und ist anschließend in der Mediathek abrufbar.

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