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Verantwortungsbewusstsein fördern: Tipps für den Alltag

von Redaktion

Abspülen im Haushalt

Verantwortung für sich selbst und sein Leben zu übernehmen gehört zu den wichtigsten Lernprozessen für Kinder und Heranwachsende. Klar ist: Entwicklung benötigt Zeit. Doch Verantwortungsbewusstsein ist kein Hexenwerk, sondern ein Bestandteil ganz vieler, simpler und alltäglicher Situationen. Eltern können dies bereits früh mit ihren Kindern üben und diese Fähigkeit Schritt für Schritt fördern und stärken.

Dabei genügt es allerdings nicht, den Kindern gelegentlich Aufgaben zu übertragen. Es geht darum, deren Einstellung zu fördern, sich nicht allein auf Mama und Papa zu verlassen, sondern auch selbst die Initiative zu ergreifen und etwa stolz darauf zu sein, das Geschirr in die Spülmaschine zu tragen oder den Goldfisch regelmäßig zu füttern.

 

Die Psychologie hinter dem Lernprozess

Kinder zu verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen ist keine leichte Aufgabe. Sie werden nicht von heute auf morgen Erfolge verbuchen können. Oftmals können Jahre vergehen. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mit Stolz kann beobachtet werden, wie das Kind zu einem verantwortungsbewussten Menschen heranwächst und dieses Bewusstsein irgendwann einmal vielleicht an die darauffolgende Generation überträgt.

Bevor wir praktische Tipps aufführen, wie Kinder Verantwortung erlernen können, zunächst etwas Theorie. Denn Kinder lernen auf verschiedene Art und Weise:

  • Implizites Lernen

Diese Lernprozesse vollziehen sich unbewusst aus dem gelebten Familienalltag heraus. Die Kinder lernen verschiedene Dinge dabei ganz eigenständig – oft durch Nachahmen. Damit können grundlegende Verhaltensmuster übernommen werden, ohne dass direkt auf das Kind eingewirkt werden muss. Beispiele dafür sind das Erlernen einer Sprache oder verschiedener motorischer Abläufe und Bewegungsmuster. Hier spielen neben den Eltern die eigenen Geschwister ebenso eine Rolle, wie Erfahrungen, die in den Kindereinrichtungen gemacht werden.

  • Indirektes Lernen

Indirektes Lernen geschieht ebenfalls weitgehend unbewusst. Entscheidend ist hier, dass entsprechende Rückwirkungen und Konsequenzen aus einer bestimmten Handlung erkannt werden. Die Quelle liegt in der pädagogischen Gestaltung der Umwelt. Kinder nehmen ihr Umfeld wahr und werden durch geeignete Impulse angeregt, Verantwortung an praktischen Modellen einzuüben.

  • Intentionales Lernen

Bei diesem Lernprozess kommen die Eltern ins Spiel. Es handelt sich um bewusste Lernprozesse, angeregt durch geeignete Maßnahmen und Strategien. Verantwortung wird bei dieser Lernform direkt kommuniziert und damit zum Thema gemacht.

Damit die Bereitschaft zur Eigenverantwortung möglich wird, sind alle drei Lernformen entscheidend. Eine Trennung ist nicht immer möglich, im Alltag greifen alle Formen des Lernens ineinander.

 

Verantwortung lernen als fortwährender Prozess

Wer seinen Nachwuchs nicht frühzeitig mit dem Thema Verantwortung konfrontiert, kann von einem Teenager nicht urplötzlich erwarten, dass dieser bereitwillig Verantwortung übernimmt. Auch kleine Kinder können schon in begrenztem Maß für bestimmte Dinge Verantwortung übernehmen – passend zum jeweiligen Alter und Entwicklungsstand. Gerade im Alltag und familiären Umfeld gibt es dazu viele Gelegenheiten.

Das fängt bei den eigenen Klamotten an. Bereits im Kindergartenalter können die Kleinen lernen, dass Schuhe und Jacken an der Garderobe abgestellt oder an einem bestimmten Ort aufbewahrt werden. Genauso können sie später Schmutzwäsche sammeln oder auch in den dafür vorgesehenen Wäschekorb bringen.

Im schulpflichtigen Alter sind sie zudem in der Lage zu erkennen, dass viele Tätigkeiten einen bestimmten Aufwand bedeuten – vom Zubereiten einer Mahlzeit über das Aufräumen des Zimmers oder dem Spülen von Geschirr. Im Haushalt fallen viele Tätigkeiten an, die sich nicht von selbst erledigen, von denen aber jeder profitiert, durch ein sauberes und gemütliches Zuhause.

Oft ist es einfacher, seinem Kind Aufgaben zu übertragen, die in sein persönliches Umfeld fallen, etwa das Aufräumen des eigenen Zimmers, das Gießen von Zimmerpflanzen oder dem Säubern der eigenen Schuhe. Damit die weißen Turnschuhe wieder sauber werden, sind mehrere Schritte notwendig. Kinder lernen dabei, dass sie es selbst in der Hand haben, in welcher Intensität und wie oft die Schuhe geputzt werden müssen. Achten sie zudem im Alltag besser auf die eigenen Schuhe, so müssen sie zum Säubern seltener Hand anlegen.

 

Wir sind ein Team

Wirkt sich eine Pflicht oder Aufgabe direkt auf das Kind selbst aus, fällt es ihm leichter, dafür Verantwortung zu übernehmen, denn die Auswirkungen sind direkt spür- und nachvollziehbar. Ab einem bestimmten Alter kann der Nachwuchs ermuntert werden, auch bei anderen Tätigkeiten im Haushalt mitzuhelfen – etwa beim Decken oder Abräumen des Tisches oder auch beim Staubsaugen.

Vielleicht wird es zunächst etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen und weniger strukturiert ablaufen, aber den Kindern wird ein wichtiger Grundsatz vermittelt: Wird die Arbeit im Team erledigt, geht sie schneller und leichter von der Hand. Die Kinder wachsen an dem Gedanken, gebraucht zu werden und sich gut um das eigene Zuhause zu kümmern.

Wichtig ist, dass sie erkennen, dass jeder seinen Beitrag leistet. Ist ein Familienmitglied von bestimmten Verpflichtungen ausgenommen, wird es schwierig, den Teamgedanken zu vermitteln.

 

Kinder wollen helfen

Viele Eltern sind der Meinung, Kinder sollten unbekümmert aufwachsen und keine Verantwortung übernehmen müssen. Hier gilt es zu verstehen, wie sich die Situation mit Kinderaugen betrachten lässt. Bekommen Kinder im Haushalt Aufgaben übertragen, betrachten sie diese zunächst nicht als Arbeit. Kinder möchten mithelfen, sind neugierig und bereit, jeden Tag etwas Neues dazuzulernen.

Damit dieses Gefühl anhält und die Kinder darin bestärkt werden, etwas Nützliches und Sinnvolles getan zu haben, sollte nicht mit Lob gegeizt werden. Auch wenn die Spülmaschine nicht perfekt eingeräumt ist und sich noch Staub auf dem Regal befindet, sollten sich anerkennende Worte finden. Gleichzeitig kann demonstriert werden, was sich beim nächsten Mal noch verbessern lässt.

 

Verantwortung übernehmen heißt nicht Erpressung

Man sollte sich nicht auf ein Belohnungssystem einlassen und dem Kind Süßigkeiten oder extra Computerzeit versprechen, wenn es die übertragenen Aufgaben zuverlässig erfüllt. Die Belohnung lenkt den Lernprozess auf einen falschen Fokus. Zu leicht lassen sich Kinder dann nur noch auf eine Aufgabe ein, wenn sie dafür explizit belohnt werden.

Im echten Leben funktioniert Verantwortung aber nicht (nur) auf diese Weise. Die Belohnung zeigt sich hingegen in der Regel in den direkten Konsequenzen der jeweiligen Handlung. Eine kleine Belohnung ab und zu kann somit zwar die Motivation unterstützen, sollte jedoch nicht zur Normalität werden.

Das Kind wird in seiner Aufgabe viel besser und nachhaltiger gestärkt, wenn es mit Worten gelobt wird. Es hilft, Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen und ihn zu bestärken, dass es viel bedeutet, wenn das Kind im Haushalt mithilft und sich an Regeln hält. Materielle Belohnungen können für Aufgaben und Erledigungen, welche die alltäglichen Pflichten übersteigen, aufgespart werden.

 

Regeln und Struktur

Die Vermittlung von verantwortungsbewusstem Handeln hilft dem Kind, sein Tun aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es lernt Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen:

  • Wird der Tisch nicht gedeckt, kann die Familie nicht wie gewohnt pünktlich mit dem Essen beginnen.

  • Nach dem Malen ist der Schreibtisch abzuräumen, damit Platz ist, um die Schulaufgaben zu erledigen.

  • Bekommt das Kaninchen nicht sein tägliches Futter, hat es Hunger und fühlt sich schlecht behandelt.

Dennoch kann es passieren, dass sich der Nachwuchs vor der Verantwortung drückt oder diese ihm einfach über den Kopf wächst. Scheinen die Kleinen überfordert, sollte ein Gang zurückgeschaltet und bei den Aufgaben geholfen werden. Es gilt abzuwägen, wie viel Verantwortung und Entscheidungsfreiheit dem Kind übertragen werden kann. Konsequenzen sind jedoch unverzichtbar, wenn sich Kinder bewusst drücken.

Damit sie sich ihrer Verantwortung bewusstwerden, kann auch gezielt nochmals über die Konsequenzen gesprochen werden. Drückt sich ein Kind vor vereinbarten Aufgaben, kann aufgezeigt werden, welche Bedeutung diese für die (Familien-)Gemeinschaft hat. Ebenso kann klargemacht werden, welche Konsequenzen es hat, wenn sich die Eltern nicht an ihre Aufgaben halten – etwa ihre Kinder zu Freunden oder zum Sportverein zu fahren.

So wird deutlicher, dass jeder durch seine Aufgaben einen Teil für die Allgemeinheit beiträgt, von der wiederum andere profitieren. Nur, wenn alle sich an Absprachen halten, kann das Zusammenleben gut funktionieren.

 

Verantwortung lernen – die besten Tipps für die Praxis

 

Hund, Katze, Maus

Haustiere sind eine gute Möglichkeit um Verantwortungsbewusstsein zu lernen. Das Wohlergehen eines Tieres liegt auch Kindern bereits am Herzen und ist oft Motivation genug, um bestimmte Tätigkeiten zu übernehmen.

Haben die Kinder bereits den Wunsch geäußert, ein Haustier ihr Eigen zu nennen? Vielleicht ist sogar bereits der Satz gefallen: „Ich kümmere mich selbst darum“. Damit ist das Kind indirekt bereits dazu bereit, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Im nächsten Schritt sollte ein passendes Haustier gefunden werden. Nicht in jeder Wohnung können Hunde gehalten werden und auch die Katzenhaltung erfordert bestimmte Voraussetzungen.

Kinder sollten mit der neuen Situation nicht überfordert werden. Ein Goldfisch, ein Hamster oder ein Kaninchen bedürfen vergleichsweise wenig Aufwand. Dem Kind müssen der Umgang und die Pflege mit dem Tier erklärt werden. Einen Teil der Verantwortung, wie etwa die tägliche Fütterung, können die Kleinen dann selbst übernehmen.

 

Den grünen Daumen wecken

Kinder an das Gärtnern heranzuführen ist mehr, als ein neues, interessantes Hobby. Mit der Anzucht von Pflanzen, der Pflege und Ernte lernen Kinder, Verantwortung für das Leben zu übernehmen. Bereits Kleinkinder können Möhren oder Radieschen säen. Auf dem Balkon können Tomaten oder Erdbeeren heranwachsen. Ist das Interesse am Gärtnern geweckt, können die Kinder ein eigenes Gartenbeet zur Pflege erhalten oder in einem kleinen Hochbeet auf dem Balkon werkeln.

 

Tischlein deck dich

Die Küche ist ebenfalls ein geeignetes Feld, um Kinder in verschiedene Aufgaben miteinzubeziehen und ihnen Verantwortung zu übertragen. Das Zubereiten von Essen ist schon für die Kleinsten spannend und sie wollen gerne mitmachen. Kleine Kinder können bereits in der Küche helfen, ohne mit scharfen Messern Umgang zu haben, indem sie das Gemüse waschen oder die Beeren von den Stängeln zupfen.

Insgesamt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einzelne Schritte an die Kinder zu übertragen. Gleichzeitig lernen sie ganz nebenbei grundlegende Dinge zur Ernährung, welche Rolle die Hygiene in der Küche spielt oder wie bestimmte Gewürze genutzt werden können. Damit lässt sich bereits früh ein Grundstein legen, dass sich der Nachwuchs später selbst gut versorgen kann.

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