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Spielerische Frühförderung

von Redaktionsassistenz

Kind spielt

Welche Möglichkeiten gibt es und wo liegen die Grenzen?

Kinder werden bei ihrer Entwicklung durch ihre Neugierde angetrieben und orientieren sich beim Lernen neuer Fähigkeiten stark an ihrem Umfeld. Das Nachahmen ist ein starker Mechanismus, um Fortschritte zu machen. Eltern können ihrem Nachwuchs gezielt Anreize geben, um ihnen dabei unter die Arme zu greifen. Doch wo ist Förderung sinnvoll und wann ist es zu viel?

Vor allem in den ersten Monaten und Jahren machen Kinder bei ihrer Entwicklung riesige Schritte. Die Umgebung wird mit allen Sinnen entdeckt, alles ist erst einmal neu und muss begriffen und eingeordnet werden. Parallel dazu findet die motorische Entwicklung statt. Aufregende Jahre also, in denen der Grundstein für das weitere Leben gelegt wird.

Umso mehr machen sich Eltern Gedanken, wie sie ihre Sprösslinge bei dieser spannenden Reise unterstützen können. Manche Lernetappen, wie zum Beispiel Sprechen und Laufen lernen oder der Umgang mit Besteck gehören hier ganz selbstverständlich dazu. Es gibt aber noch weitere Bereiche.

 

Motorik

Das Fördern der motorischen Fähigkeiten macht vielleicht am meisten Spaß. Denn dies passiert bereits ganz automatisch beim gemeinsamen Spielen und Toben. Bei den unterschiedlichsten Bewegungsabläufen wird

  • die Muskulatur trainiert,

  • die Balancefähigkeit und Koordination verbessert oder auch

  • die Selbstwahrnehmung gestärkt.

Letzteres trägt dazu bei, dass die Kleinen lernen, Risiken besser einzuschätzen und ihre Grenzen zu kennen. Auch die Bewegungsfähigkeit und Feinmotorik der Hand kann gefördert werden. Malen, Basteln oder Fingerspiele sind besonders gut dafür geeignet und machen Spaß.

Kinder haben einen ganz natürlichen Bewegungsdrang, den sie liebend gerne ausleben. Das ist ein wichtiger Antrieb für diesen Lernprozess. Gleichzeitig sind die Eltern dabei aber ein bedeutendes Vorbild. Wer etwa in der Freizeit viel Sport treibt, gibt diesen Lebensstil meist auch an seinen Nachwuchs weiter. Sehen Kinder ihre Eltern hingegen hauptsächlich auf dem Sofa, fehlt vor allem Älteren der Antrieb, selbst aktiv zu werden.

Wichtig ist bei der Förderung, dass auf den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder Rücksicht genommen wird. Bestimmte Angebote wie Krabbelgruppen, Babyschwimmkurse oder Eltern-Kind-Turnen sind genau auf die besonderen Anforderungen ausgelegt.

Zuhause sollten Eltern nicht zu ungeduldig sein. Die körperliche Entwicklung läuft immer sehr individuell ab. Manche können mit acht Monaten schon Laufen, andere erst mit eineinhalb Altersjahren. Ist die notwendige Muskulatur noch nicht ausreichend ausgebildet, kann dies auch negative Folgen haben, die Kleinen frühzeitig auf die Beine zu stellen.

 

Familie liest aus einem Buch

 

Sprache

Das Erlernen der Muttersprache(n) ist ein gutes Beispiel für das Prinzip der Nachahmung. Hierbei handelt es sich um eine unglaubliche geistige Leistung, die in der Regel ganz nebenbei abläuft. In einem Alter, in dem den Babys und Kleinkindern viele Dinge in ihrer Umgebung noch völlig neu sind, nehmen sie die Sprachgeräusche wahr und können dabei aus der typischen Rhythmik und Melodie einer Sprache erste Strukturen und Regelmäßigkeiten erkennen.

Spannend ist, dass sie dabei oft auch ganz eigene Regeln für sich ausmachen, was sich beispielsweise in selbsterfundenen Wörtern äußert. Dadurch, dass die individuelle Sprachmelodie und –rhythmik eines der ersten Dinge im Lernprozess sind, können Kinder auch sehr genau zwischen verschiedenen Sprachen unterscheiden, ein wichtiger Punkt bei einer zweisprachigen Erziehung. Zwar wird oft wild in beiden Sprachen durcheinander geplappert, dennoch ist dabei immer klar, welche Wörter zu welcher Sprachwelt gehören.

Eltern können ihre Kinder beim Sprechen lernen unterstützen, indem sie viel mit ihnen sprechen oder ihnen auch nebenbei laut die Zeitung vorlesen.

Auch das Lesen ist eine wichtige Grundfähigkeit, die man in vielen Lebensbereichen nutzen kann und muss. Spätestens in der Schule lernen Kinder lesen. Manche entwickeln ganz von selbst eine Begeisterung für Bücher oder Zeitschriften, andere tun sich schwerer damit, dem Lesen viel abzugewinnen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, Kinder ans Lesen heranzuführen und ihnen die verschiedenen Medien schmackhaft zu machen. Manchmal sind auch Hörbücher eine Alternative um in Geschichten und so in die Welt der Sprache einzutauchen.

Im Prinzip können die Kleinen auch schon viel früher mit dem Alphabet konfrontiert werden. Auch hier spielt der visuelle Eindruck eine wichtige Rolle. Bilderbücher sind eine gute Möglichkeit, um mit Kindern bekannte Gegenstände auf den Abbildungen zu erkennen und das entsprechende Wort damit zu verknüpfen.

Noch einen Schritt weiter gehen Bücher, die auch die dazugehörigen Buchstaben oder Wörter zeigen. Solche ABCBücher lassen sich heute auch mit eigenen Bildern oder Fotos selbst gestalten. Dann entsteht ein noch persönlicherer Bezug zu den Abbildungen. Durch das gleichzeitige Sehen (Bild und Buchstaben), Hören oder auch Mitsprechen werden verschiedene Sinne angesprochen, was den Lernprozess positiv unterstützt.

 

Kind am Rechenschieber

 

Logisches Denken

Bedeutsam für viele weitere Entwicklungsschritte ist auch das logische Denken. Hierunter versammeln sich viele verschiedene Teilbereiche, die sich dazu zählen lassen. Eltern können ihre Kinder etwa dazu animieren, beim Spielen Muster, Symmetrien oder Strukturen zu entdecken oder selbst zu entwickeln.

Das Sortieren der Spielsachen etwa nach Farben oder Größe, Quartett, Würfelspiele aber auch musikalische Rhythmen sind passende Möglichkeiten. Selbst während einer langweiligen Autofahrt kann man gemeinsam nach bestimmten Mustern oder Regelmäßigkeiten in der Umgebung forschen.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist das räumliche Vorstellungsvermögen. Ein erster Schritt ist hier die Förderung der eigenen Körperwahrnehmung mit Bewegungsspielen aller Art. Krabbeltunnel, Klettergerüste, Bälle oder auch Treppen sind die passenden „Spielgeräte“ dazu.

Schließlich können die Kleinen mit Bauklötzen lernen, Schritt für Schritt auch komplexere Gebilde zu errichten. Ältere Kinder haben Spaß an verschiedenen Legespielen oder auch an anspruchsvolleren Spielen wie Mühle oder Schach, bei denen es auch auf ein strategisches Vorgehen ankommt. Zahlenrätsel wie Sudoku trainieren ebenfalls das logische Denken.

 

Kreativität

Ähnlich wie beim angeborenen Bewegungsdrang sind Kinder auch ganz natürlich kreativ. Eine Mischung aus Neugierde und Experimentierfreude sorgt dafür, dass automatisch neue Dinge ausprobiert werden. So entsteht ein kreativer Lernprozess, der unter anderem auch auf Versuch und Irrtum beruht. Bei diesem Prozess werden typischerweise alle Sinne eingesetzt.

 

Mit ihrem kreativen Tun entdecken Kinder neue Zusammenhänge und
können Assoziationen und Problemlösungsstrategien entwickeln.

 

Es gibt eine große Vielfalt an Möglichkeiten, um Kinder in ihrer Kreativität zu unterstützen. Wichtig ist bei diesem Punkt, dass dabei keine unnötigen Einschränkungen gemacht werden. Es sollte kein richtig oder falsch geben und keine konkreten Ergebnisse abverlangt werden, etwa, wenn mit Legosteinen ein Haus gebaut wird. Die Kleinen haben dabei Räder ans Dach montiert? Dann können Eltern fragen, wofür sie gedacht sind und weitere Anreize zum Überlegen geben.

Beim freien und kreativen Spielen ist Interesse und Lob der beste Antrieb. Kritik führt hingegen dazu, das Erschaffene und Ausgedachte zu bewerten oder die Kinder dazu zu bringen, miteinander zu konkurrieren. Auch dadurch wird die individuelle Entfaltung eingeschränkt.

Fördernd für die Kreativität sind alle Spielsachen oder Materialien, die keinen eingeschränkten und vordefinierten Spielzweck vorgeben. So kann man sich dabei frei entfalten. Die einfachsten Dinge sind oft die wertvollsten. Auf einen Blatt Papier kann gemalt werden, es lässt sich zum Basteln einsetzen und auch dreidimensional verformen, beim Zerknüllen entsteht ein Ball – die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt.

Kreativität kann sich zudem in ganz verschiedenen Bereichen zeigen. Manche Kinder sind sehr geschickt mit den Händen, gestalten originelle Dinge beim Basteln oder zerlegen auch gerne ihre Spielsachen und setzen sie neu zusammen. Andere haben riesigen Spaß dabei, sich zu Musik und Rhythmen zu bewegen und noch andere machen selbst am liebsten Krach, Geräusche und später Musik. Auch bei sportlichen Spielen kann Kreativität entwickelt werden, indem sich die Kinder ganz eigene Regeln ausdenken oder bestehende abwandeln.

 

Förderung oder Überforderung?

Sämtliche Entwicklungsschritte bei Kindern sind eng miteinander verknüpft beziehungsweise bauen aufeinander auf. Besteht in einem Bereich ein gewisses Defizit, wirkt sich dies oft auch hemmend auf andere Punkte aus. Die gute Nachricht dabei: Ist das Defizit einmal aufgeholt, bedeutet dies meist einen großen Sprung nach vorne und es gibt große Fortschritte auch bei den anderen Entwicklungsschritten.

Werden die Kinder nicht unter Druck gesetzt, können sie sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln. Der Spaß sollte dabei immer im Vordergrund stehen. Wer zu viel auf einmal verlangt oder zu schnelle Fortschritte erwartet, kann sein Kind hingegen überfordern.

Jedes Kind hat eigene Talente und Interessen. Diese zunächst herauszufinden ist der erste Schritt, der durch ein lebendiges Umfeld mit freien Entfaltungsmöglichkeiten und vielfältigen Anreizen unterstützt werden kann. Materialien, die alle Sinne ansprechen sind für die Kleinen meist am spannendsten, da sie umfangreiche Eindrücke vermitteln.

 

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