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Rechenstörungen bei Kindern – Neue Leitlinie für Diagnose und Behandlung

von Newsredaktion

Rechenschwäche

Kinder und Jugendliche mit einer Rechenstörung haben große Schwierigkeiten, Größen und Längen abzuschätzen. Zum Beispiel tun sie sich schwer damit, zu sagen, ob die Zahl 56 oder 65 größer bzw. kleiner ist. Rechenschwäche oder Dyskalkulie wird bisher nur schwer diagnostiziert. Viele Betroffene bekommen keine oder spät Hilfe. Doch im Durchschnitt sitzt in jeder Klasse ein Kind mit Rechenschwäche. Mit einer neuen Leitlinie soll die Dyskalkulie nun wie die Legasthenie anerkannt werden, was vor allem Diagnostik und Behandlung erleichtert.

Schwierigkeiten der Dyskalkulie

Weltweit sind etwa drei bis sechs Prozent der Menschen von der Dyskalkulie betroffen, obwohl sie normal begabt sind und regelmäßig die Schule besuchen. Experten machen für die Rechenschwäche vor allem neurobiologische Ursachen verantwortlich. Es handelt sich um eine Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten, wobei die Betroffenen die Bedeutung von Zahlen und Mengen nicht erfassen können. Sie haben Schwierigkeiten bei Rechenoperationen wie Addition und Division trotz intensiver Übung. Weil sie im Mathematikunterricht scheitern, können sie die Anforderungen im Beruf und Alltag nicht mehr erfüllen und entwickeln unter Umständen Folgebeschwerden wie Angstzustände oder Depressionen.

Keine einheitlichen Standards

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie begrüßt, dass durch Aufklärung und Information die Betroffenen nicht mehr vorschnell als dumm und faul abgestempelt werden. Dem Verband ist die Anerkennung als komplexe Lernstörung wichtig, um die Betroffenen gezielt fördern zu können. Bisher fehlten jedoch einheitliche Standards für die Diagnostik, Förderung und Behandlung der Rechenschwäche, anders als bei der Legasthenie. Bisher wurden die Familien mit unterschiedlichen Behandlungen und Fördermaßnahmen konfrontiert.

Unterstützung für Betroffene auch durch Bildungspolitik

Mit der neuen S3-Leitlinie liegen nun fächerübergreifende, einheitliche Handlungsempfehlungen für die Diagnostik und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Rechenschwäche vor. Diese gelten aber übrigens auch für betroffene Erwachsene. Für die Zukunft ist es nun wichtig, auch die Lehrkräfte an den Schulen mit ins Boot zu holen, da die Betroffenen auf deren Unterstützung angewiesen sind. Der Verband weiß, dass die außerschulischen Maßnahmen mit Therapien trotz Rückhalt der Familie kaum effektiv und erfolgreich sind, wenn die Schule nicht involviert wird. Die Kinder erfahren so die nötige Sicherheit und können mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit der Rechenschwäche entwickeln. Der Bundesverband verfolgt außerdem das Ziel, Legasthenie und Dyskalkulie flächendeckend in der Bildungspolitik zu verankern. Die Bildungspolitik sei gefordert, die Legasthenie und Dyskalkulie gleichermaßen als unverschuldete Lernstörung anzuerkennen und entsprechende Fördermaßnahmen einzuführen.

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