Plötzlich Zwillinge: Eine Überraschung, die vieles ändert
von Redaktionsassistenz
Die richtige Vorbereitung auf Zwillinge – finanziell, psychisch und organisatorisch
Ein Baby verändert das ganze Leben und bereits in den Wochen vor der Geburt müssen allerhand Vorbereitungen getroffen werden. Zwei Babys stellen all diese Planungen hingegen wieder auf den Kopf – zumindest dann, wenn die Zwillinge unerwartet kommen und die Eltern eigentlich nur mit einem Kind gerechnet hatten. In der heutigen Zeit der modernen Technik klingt das zwar unmöglich, dennoch kommt dieses Szenario immer wieder vor. So kann es beispielsweise passieren, dass ein Fötus lange Zeit versteckt hinter dem anderen liegt und die Nachricht über Zwillinge erst nach einigen Monaten oder sogar kurz vor der Geburt eintrifft. Doch selbst, wenn die Zwillinge früh erkannt werden, sind sie für die Eltern häufig erst einmal ein Schock. Zwei Kinder statt eines – das verändert alles, oder zumindest vieles. Aber was genau ändert sich eigentlich durch Zwillinge und wie können betroffene Eltern sich optimal vorbereiten?
Zwillinge können früh erkannt werden – müssen sie aber nicht
Mit der modernen Technik ist es mittlerweile durchaus möglich, Zwillinge bereits im ersten Ultraschall zu erkennen. Auch eine Blutprobe kann mittels erhöhter hCG-Werte auf eine Zwillingsschwangerschaft hindeuten. Weitere Anzeichen sind ein erhöhter Fundus als der höchste Teil der Gebärmutter sowie das Hören von zwei Herzschlägen. In den meisten Fällen handelt es sich daher um eine klare Sache. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Zwillingsschwangerschaften erst gegen Ende der Geburt oder in Extremfällen sogar bei der Geburt erkannt werden. Ob es sich dabei um einen Fehler der behandelnden Ärzte, um ein technisches Versagen oder schlichtweg eine ungünstige Lage der beiden Babys als Ursache handelt, mag von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Die Antwort auf die Frage, ab wann Zwillingsschwangerschaften erkannt werden, ist daher nicht eindeutig: Zwischen dem ersten Ultraschall und der Geburt ist quasi jeder Zeitpunkt möglich. Abgesehen davon, dass die Nachricht über Zwillinge für viele werdende Eltern ohnehin ein Schock ist, wird dieser natürlich größer, je später die Zwillingsschwangerschaft erkannt wird. Schließlich sind für Zwillinge mehr und in gewissem Sinne auch andere Vorbereitungen zu treffen als für nur ein Kind.
Erstausstattung für Zwillinge: Besonderheiten bei Zwillingen
Eine Form der Vorbereitung auf jedes Kind ist der Kauf einer Erstausstattung. Viele Eltern, vor allem shoppingbegeisterte Mütter, freuen sich auf diesen Schritt. Jedoch muss bei Zwillingen nicht einfach alles doppelt gekauft werden, sondern die Erstausstattung sieht schlichtweg anders aus als bei einem einzelnen Kind. Diese Unterschiede betreffen vor allem
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das Bett und
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den Kinderwagen.
So gibt es spezielle Zwillingsbettchen aus nur einem Element, welche vor allem zu Beginn sehr praktisch sein können. Die meisten Eltern wollen die Zwillinge nämlich vor allem am Anfang zusammen schlafen lassen, damit sie die gegenseitige Nähe spüren. Viele Mütter setzen deshalb auf ein Beistellbett, welches es auch extra groß für Zwillinge gibt, sodass sie in der Nacht nicht jedes Mal aufstehen und zum Kinderbett laufen müssen. Denn leider sind Zwillinge natürlich auch doppelt so oft wach wie ein einzelnes Kind, ganz gemäß dem Motto „Einer schreit immer“. Die Erstausstattung will daher mit etwas Köpfchen geplant sein, sodass die Eltern später so wenig Stress wie möglich haben. Empfehlenswert ist in diesem Sinne ein Zwillingsbett, welches bei Bedarf in zwei Einzelbetten geteilt werden kann. Denn nicht alle Zwillinge schlafen harmonisch in einem Bett und wecken sich dadurch unter Umständen gegenseitig. Flexibilität ist beim Kauf eines Babybettchens also das A und O, um das beste Schlafmodell ausprobieren zu können, sobald die Zwillinge auf der Welt sind.
Auch beim Kauf des Kinderwagens muss die Zwillingsschwangerschaft berücksichtigt werden. Im Gegensatz zum Einzelkinderwagen gibt es spezielle Zwillingsgefährte. Besonders beliebt sind jene, bei welchen die Sitze flexibel montiert werden können, sodass die Zwillinge wahlweise nebeneinander oder sich gegenüber sitzen. Viele Kinder lieben es nämlich, sich während der Fahrt gegenseitig anzusehen. Hierbei kommt es vor allem auf die Eltern an, welcher Zwillingskinderwagen am besten zu den eigenen Gewohnheiten sowie Lebensumständen passt. Eine sportliche Mutter greift vielleicht eher zum Jogger und gehen die Eltern gerne auf Reisen, ist ein Zwillingsbuggy besonders interessant.
Apropos: Zumindest der Kinderwagen muss natürlich ins Auto passen, gemeinsam mit den zwei Kindersitzen sowie einer großen Tasche für Windeln, Vesper & Co. Wer nicht bereits ein entsprechend großes Auto besitzt, muss daher unter Umständen ein größeres Modell kaufen. Hinzu kommt die klassische Erstausstattung wie Kleidung, Windeln, Flaschen, etc. – welche bei Zwillingen doppelt zugelegt werden muss. All das bedeutet mitunter hohe Kosten für die Eltern. Eine wichtige Frage in der Zwillingsschwangerschaft ist daher oft jene nach den Finanzen.
Bedeutet doppeltes Elternglück auch doppeltes Elterngeld?
Bis zum Jahr 2015 bezogen die Eltern von Zwillingen die doppelte Unterstützung. Seit dem 1. Januar 2015 gab es beim Elterngeld aber gravierende Änderungen. Demnach können alle Eltern, unabhängig von einer Einzel- oder Zwillingsschwangerschaft, für eine maximale Dauer von 14 Lebensmonaten des Kindes Elterngeld beantragen, sofern sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
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Eltern müssen ihr Neugeborenes selbst betreuen.
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Der Wohnsitz der Eltern sowie des Kindes befindet sich in Deutschland.
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Die Kinder leben im Haushalt der Eltern.
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Der betreffende Elternteil darf nicht mehr als 30 Stunden pro Woche arbeiten.
Ist dies der Fall, kann Elterngeld grundsätzlich von Arbeitnehmern ebenso beantragt werden wie von Selbstständigen, Beamten, Studierenden, Auszubildenden oder Arbeitslosen. Das Elterngeld kann zudem unabhängig voneinander durch jedes Elternteil separat beantragt werden und richtet sich in seiner Höhe nach dem letzten Nettoeinkommen der jeweiligen Person. Bewegte sich dieses
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zwischen 1.000 und 1.200 Euro, erhalten sie 67 Prozent Elterngeld.
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zwischen 1.220 und 1.239 Euro, erhalten sie 66 Prozent Elterngeld.
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über 1.240 Euro, erhalten sie 65 Prozent Elterngeld.
Wer hingegen weniger verdient, profitiert von einer schrittweisen Erhöhung des Prozentsatzes, bis schließlich der größte Teil des Einkommens durch das Elterngeld ersetzt wird. Als Mindestsatz sind 300 Euro festgelegt. Die Höchstgrenze des Elterngeldes liegt bei 1.800 Euro. Das bedeutet allerdings nicht (mehr), dass diese Werte bei Zwillingen schlichtweg verdoppelt werden. Mittlerweile erhalten die Eltern für den erstgeborenen Zwilling das vollständige Elterngeld und für das zweite Kind einen Mehrlingszuschlag in Höhe von 300 Euro. Grund: Der Gesetzgeber ist der Meinung, durch die Zwillingsgeburt sei kein doppeltes Erwerbseinkommen zu ersetzen, sondern es entstünde stattdessen ein Mehrbedarf, welcher durch den Zuschlag gedeckt sei. Weiterhin ist auch bei Mehrlingsgeburten die Beantragung des ElterngeldPlus möglich.
Finanzielle Sicherheit bei Mehrlingsschwangerschaften
Für werdende Eltern von Zwillingen sind die Änderungen beim Elterngeld also erst einmal eine schlechte Nachricht. Sie müssen mit dem Zuschlag von 300 Euro für das zweite Kind zurechtkommen – was allerdings nicht allen Familien ausreicht. Eine Lösung kann dann unter Umständen ein Kredit darstellen, um Finanzlücken zu schließen und für Sicherheit in der ersten Zeit nach der Zwillingsgeburt zu sorgen. Allerdings kann die Schwangerschaft selbst dabei zum Problem werden: Erfährt der Sachbearbeiter von der freudigen Erwartung des Paares, verändert sich dadurch die sachliche Risikoabwägung und er könnte dem Kreditwunsch ablehnender gegenüberstehen. Es empfiehlt sich daher, den Kredit frühzeitig in der Schwangerschaft zu beantragen und diese gegenüber der Bank erst einmal zu verschweigen. Jedoch wissen nicht alle Eltern von Anfang an, dass sie Zwillinge erwarten anstelle eines einzelnen Kindes. Der eventuell gesteigerte Finanzbedarf sollte daher direkt einberechnet werden, sodass das Geld auch im Fall von Zwillingen ausreicht. Schließlich gilt die Devise: Lieber zu viel Geld als zu wenig! Mit der richtigen Planung ist also auch die Überraschung namens Zwillinge am Ende kein Schock und die Eltern können stattdessen gelassen ihr doppeltes Glück genießen.
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