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Kinder können immer schlechter schreiben

von Newsredaktion Familie

Das ist das Ergebnis einer neuen Studie in Deutschland. Schon vor der Corona-Pandemie hatten die Schüler Probleme mit der Handschrift, doch in den letzten zwei Jahren hat sich die Situation deutlich verschärft.

Das Schreibmotorik Institut und der Verband Bildung und Erziehung warnen nachdrücklich vor den Folgen dieser Entwicklung. Die Befragung deutscher Lehrkräfte zeigt, dass mittlerweile sieben von zehn Pädagogen bei ihren Schülern deutlich größere Probleme sehen. Diesen betreffen nicht nur die Schreib-Struktur, sondern auch die Leserlichkeit und das Schreibtempo. Die Experten empfehlen daher, das Schreiben von Hand in allen Klassenstufen mehr zu fördern.

Die Handschrift ist wichtig für die kognitive Entwicklung

Denn hier geht es nicht nur darum, sich schriftlich verständlich zu machen, die Handschrift der Kinder ist auch für deren kognitive Entwicklung wichtig. Historisch betrachtet war das Schreiben immer mehr ein Problem der Jungen als der Mädchen. Schon vor der Pandemie hatte jeder Zweite damit Schwierigkeiten.

Der Distanzunterricht in der Pandemie hat dazu geführt, dass sich diese Probleme noch einmal verschärft haben. Gerade jene Schüler, die in den letzten Jahren eine individuelle Förderung nötig gehabt hätten, seien nun noch stärker zurückgefallen. Hier haben die Lehrkräfte einen starken Einbruch in den Leistungen festgestellt.

Selbst starke Schüler fallen zurück

Sie schreiben jetzt noch unleserlicher, langsamer und unstrukturierter. Selbst bei bisher starken Schülern haben die Pädagogen eine negative Entwicklung erkannt. Das ging teilweise so weit, dass die Lehrkräfte bei Grundschülern nach dem Ende des Distanzunterrichts wieder von vorne beginnen mussten.

Damit nicht genug, verkrampfen sich viele Schüler beim Schreiben mit der Hand und klagen über Ermüdungserscheinungen und Schmerzen. Weniger als die Hälfte kann länger als eine halbe Stunde ohne Beschwerden mit der Hand schreiben. Die Gründe dafür sehen die Lehrer im Distanzunterricht. Wer schreiben gerade erst erlernt, stellt schnell fest, dass eine Videokonferenzsoftware dafür nur bedingt geeignet ist.

Persönlicher Umgang korrigiert Fehler

Für den Erfolg ist die Begleitung und Motivation durch eine Lehrkraft unbedingt notwendig. Sie behält den gesamten Prozess im Auge und kann im Fall des Falles unterstützend oder korrigierend eingreifen. Schließlich erkennt man nur im persönlichen Umgang Fehler, wie die falsche Sitzhaltung oder ein zu starkes Aufdrücken.

Die Pandemie hat auch dazu geführt, dass viele Kinder zu viel Zeit vor den Bildschirmen verbracht haben. Bis dahin haben sie die Motorik auch beim Spielen oder Skateboardfahren geübt, diese Fähigkeiten fehlen ihnen nun auch beim Schreiben und führen daher zur Unleserlichkeit.

Die Bildungsungerechtigkeit steigt weiter an

Die Ergebnisse der Studie untermauern, was Experten ohnehin vermutet haben. Die Pandemie und ihre Auswirkungen haben die Bildungsungerechtigkeit weiter anwachsen lassen. Kinder können immer schlechter schreiben. Das Argument, dass die Handschrift im Zuge der Digitalisierung immer weiter an Bedeutung abnimmt, zählt dabei nicht.

Denn das Erlernen der Handschrift ist wesentlich mehr als nur der Erhalt einer Kulturtechnik. Es geht dabei auch um Themen wie Merkfähigkeit, Kreativität und inhaltliches Verständnis. Wenn Kinder schreiben lernen, fördern sie damit gleichzeitig Aufmerksamkeit, Erinnerungsvermögen, Planung, Orientierung, Vorstellungskraft und Wille.

Das gilt nicht nur für sie, sondern auch für Erwachsene. Das hat die Wissenschaft längst bestätigt. Die Experten empfehlen daher das Schreiben schon in der Vorschule zu fördern, denn die vollständige Automatisierung des Schreibens per Hand setzt erst ab einem Alter von 15 Jahren ein.

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