Kehrt der Präsenzunterricht endlich zurück?

In Deutschland neigen sich die Sommerferien dem Ende zu. Angesichts der aktuellen Corona-Lage wirft dies die Frage auf, wie der Unterricht im neuen Schuljahr aussehen wird. Immerhin galt die Impfung als Lösung aller Probleme. Doch die Delta-Variante greift um sich. Schließlich möchte niemand mehr auf den Präsenzunterricht verzichten. Eine mögliche Lösung könnte in der Anschaffung von Luftfilteranlagen liegen.

Diese sorgen schon längere Zeit für Streit zwischen den Beteiligten. Eltern, Lehrer und Gewerkschaften fordern immer wieder die Anschaffung der Anlagen. Sie sollen mithelfen zu verhindern, dass es nach den Sommerferien wieder zu Schulschließungen kommt. Einzelne Städte haben bereits angekündigt, selbst für den Kauf sorgen zu wollen. Grund für die Konflikte sind wissenschaftliche Studien, die den Nutzen mobiler Luftfilteranlagen in Zweifel ziehen.

Das Programm des Bundes wird ausgeweitet

Schon jetzt gibt es ein Luftfilterprogramm des Bundes, das den Einbau fest installierter Anlagen fördert. Galt dieses bisher nur für öffentliche Gebäude, wurde das Programm nun auch auf Kitas und Schulen ausgeweitet. Die Förderung ist jedoch nur auf Schulzimmer für Kinder bis zu 12 Jahren begrenzt, weilt es für diese Zielgruppe noch keine zugelassene Impfung gibt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte zuletzt Luftfilter in allen Klassenräumen zu installieren.

200 Millionen Euro zusätzlich

Die Regierung hat dafür nun 200 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt. Die Politik sieht dies als eine mögliche Antwort auf die Frage, kehrt der Präsenzunterricht endlich zurück? Doch die Fachwelt ist sich weiter nicht einig, ob mobile Luftfilter den gewünschten Effekt erzielen werden. Sie sieht sie nicht als Alternative zum regelmäßigen Lüften im Klassenzimmer.

Das Robert Koch-Institut und die Bildungs- und Kinderschutzverbände hatten sich in der Vergangenheit noch dagegen ausgesprochen. Bisher galten die Geräte als zu laut. Sie wären nicht ökologisch sinnvoll und könnten die Zufuhr von Frischluft nicht ersetzen, wandten Kritiker ein.

Online-Schule für die Dauer der Pandemie

Unterdessen hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft eine Online-Schule für die Dauer der Pandemie vorgeschlagen. Diese soll sicherstellen, dass Kinder nicht in den Präsenzunterricht gezwungen werden müssen. Dafür sollen nach Vorstellungen der Gewerkschaft auf Online-Unterricht spezialisierte Fachlehrer zum Einsatz kommen. Sie könnten bei Bedarf Schüler aller Klassenstufen ortsunabhängig unterrichten.

Dieser Vorschlag soll das Recht auf Bildung und das Recht auf Gesundheit zusammenführen. Sollte es im Herbst keine Test- bzw. Maskenpflicht für Kinder mehr geben, dann kämen vor allem Familien mit Vorerkrankungen und hohem Risiko verstärkt unter Druck. Eine Online-Schule könnte die Lösung für dieses Problem sein. Gleichzeitig könnte sie auch jenen Kindern weiterhin eine Ausbildung garantieren, deren Eltern die Testpflicht an den Schulen ablehnen.

Impfung für Kinder ab 12 Jahren empfohlen

Doch damit dieses System funktioniert, müssen jetzt die Vorkehrungen getroffen werden. Sollten im Herbst die Inzidenzwerte wieder steigen, könnten die Verantwortlichen rasch reagieren. Noch hoffen alle Beteiligten, dass es nicht zu neuerlichen Schulschließungen kommen wird. Dafür soll auch die Ausweitung der Impfung sorgen. Vor rund einer Woche hatte die Ständige Impfkommission die Corona-Impfung nun auch für Kinder ab 12 Jahren empfohlen.

Grundlage der Entscheidung war eine Analyse neuer Daten. Diese kommen aus dem US-amerikanischen Impfprogramm mit mittlerweile fast zehn Millionen geimpften Kindern und Jugendlichen. Die Daten würden zeigen, dass die Vorteile der Impfung das Risiko von sehr seltenen Nebenwirkungen überwiegen würden, gab die Ständige Impfkommission bekannt. Nun hoffen Eltern, Schüler und Lehrer, dass das Impfprogramm in Deutschland weiter Fahrt aufnimmt und der Präsenzunterricht in Deutschland sichergestellt werden kann.