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In Deutschland geht noch immer zu viel Potenzial verloren

von Newsredaktion Familie

Kind mit Potenzial

Chancengerechtigkeit darf nicht nur ein Schlagwort sein, davon sind viele Eltern überzeugt. Immerhin haben sich die Möglichkeiten für Kinder aus Nichtakademikerfamilien verbessert, doch nur wem es gelingt an eine Hochschule zu kommen, der hat ähnlich gute Chancen auf den Bildungserfolg.

Eine neue Studie von Stifterverband und McKinsey & Company unterstreicht dieses Faktum. Unter dem Titel „Vom Arbeiterkind zum Doktor – Der Hürdenlauf auf dem Bildungsweg der Erststudierenden“ haben sich die Autoren der Chancengleichheit in Deutschland gewidmet. Dabei zeigte sich, dass sich die Chancengerechtigkeit in der Bildung verbessert hat. Davon profitieren Kinder aus Nichtakademikerfamilien.

Die soziale Herkunft entscheidet über den Erfolg

Wenn ihnen der Sprung an die Hochschule gelingt, sind sie zumeist ähnlich erfolgreich, wie die Kinder von Akademikern. Doch nach wie vor gilt der Grundsatz, dass die soziale Herkunft über den Erfolg der Bildung entscheidet. Der Vergleich der Zahlen macht auch in diesem Fall sicher. Die Studie konnte belegen, dass von 100 Arbeiterkindern, lediglich 27 später in einer Hochschule sitzen. Ganz anders sieht es da schon bei Akademikerkindern aus.

Von ihnen schafften es später 79 an eine Hochschule. Im Vergleich zur letzten Erhebung aus dem Schuljahr 2017/2018 zeigte sich, dass der Trend bei Arbeiterkinder nach oben, bei Akademikerkindern nach untern zeigte. Doch dieser könnten durch die aktuelle Corona-Pandemie gestoppt werden. Schließlich hatten Kinder aus Arbeiterfamilien schlechtere digitale Möglichkeiten, um das Distance Learning erfolgreich umzusetzen. In Deutschland geht noch immer zu viel Potenzial verloren.

Der Übergang vom Klassenzimmer in den Hörsaal ist entscheidend

Die entscheidende Phase in der Schulkarriere ist der Übergang vom Klassenzimmer in den Hörsaal. Dort verschenkt Deutschland noch immer zu viele Möglichkeiten, zeigten sich die Studienautoren bei der Präsentation überzeugt. Sie empfehlen daher den Abbau von Hürden. Dies könnte beispielsweise durch Werbeaktionen für Hochschulen geschehen.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Talent-Scouting-Programme, sowie Tandemprogramme für Erstsemester gute Erfolge zeigen und mithelfen können, Barrieren abzubauen. Die Forscher sehen daher die neue Bundesregierung gefordert, mehr Initiativen in diesem Bereich zu setzen. Chancengerechtigkeit kann ihrer Meinung nach nur dann verbessert werden, wenn es gelingt, den aktuell bestehenden Bildungskorridor abzubauen.

Geringe finanzielle und mentale Unterstützung der Eltern

Die Gründe für die Angst vor dem Sprung an die Hochschule sind zahlreich. Die Wissenschaftler haben diese mit wenig Erfahrung im Umfeld, geringer finanzieller und mentaler Unterstützung der Eltern und Informationsdefiziten identifiziert. Diese Gründe sind zumeist ausschlaggebend dafür, dass sich viele Schüler aus Nichtakademikerfamilien dafür entscheiden, den Sprung an die Hochschule nicht zu wagen.

Finanzielle Förderungen könnten diese Hürden abbauen. Schon derzeit können sich lediglich 15 Prozent der Studenten aus Arbeiterfamilien auf die Finanzierung durch die Eltern verlassen. Deutschland benötigt jedes einzelne Talent, da wäre es wichtig, den Studenten unter die Arme zu greifen, zeigen sich die Forscher überzeugt. Sie empfehlen, die Antragsstellung für Förderungen auszuweiten, bundesweit zu vereinheitlichen und zu digitalisieren. Moderne Lehrpläne würden ein Übriges tun, um den Schülern den Weg an die Hochschule zu erleichtern. So könnte der Weg vom Arbeiterkind zum Doktor zukünftig leichter beschritten werden.

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