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Geschmack als Auslöser der Angst bei Magersucht?

von Newsredaktion

Magersucht

Offenbar reagiert das Gehirn bei Jugendlichen mit Magersucht anders auf den Geschmacksreiz als das Gehirn gesunder Jugendlicher. Wissenschaftler des University College Colorado haben jetzt herausgefunden, dass das Gehirn Angst vor Gewichtszunahme auslöst, wenn magersüchtige Jugendliche Süßes essen.

Patienten mit und ohne Magersucht

Die Wissenschaftler der School of Medicine der University of Colorado haben dazu die Gehirnaktivitäten bei Patienten mit Magersucht analysiert. Diese sollte Zucker probieren. Bildgebende Verfahren haben ergeben, dass die Aktivitäten des Gehirns bei den magersüchtigen Patienten höher waren als bei gesunden Patienten. Das Gehirn zeigte dabei eine Angst-Reaktion.

Belohnungskreislauf wird aktiviert

Offenbar wird bei den Patienten ein Belohnungskreislauf aktiviert, wenn sie die Nahrungszufuhr einschränken. Dieser Kreislauf steht wohl mit dem Neurotransmitter Dopamin in Verbindung, der jedoch auch Angstzustände auslösen kann. So wird der Drang, Nahrung zu vermeiden, noch verstärkt. Das Gehirn belohnt das Hungern und reagiert auf Nahrungsaufnahme mit der Furcht vor Gewichtszunahme. Wenn die Patienten Gewicht verlieren, aktiviert das im Gehirn die Dopamin assoziierten Belohnungszentren. Im Normalfall aktiviert das Gehirn diese Zentren, wenn der Körper Nahrung braucht. So wird der Mensch motiviert, auf Nahrungssuche zu gehen und etwas zu essen. Doch bei Magersüchtigen sorgt das Gehirn nicht dafür, dass die Menschen essen, sondern entwickeln die Angst, zuzunehmen. Es entsteht ein Teufelskreis, denn die betroffenen Jugendlichen schränken sich noch weiter ein.

Angst vor Zucker und Gewichtszunahme

Bei den Jugendlichen mit Magersucht konnten die Experten in Colorado eine geringe Gewichtszunahme feststellen, wenn die Gehirnaktivitäten bei Nahrungszufuhr stärker waren. Die Belohnungszentren aktivierten demnach den Hypothalamus, der Hunger auslöst. Die Belohnungsreaktion auf den Verzicht von Nahrung überlagerte bei den Magersüchtigen offenbar den Wunsch nach Essen und das Hungergefühl.

Jugendliche in der Pubertät reagieren dabei offenbar besonders empfindlich. Im Normalfall mögen Menschen den süßen Geschmack von Lebensmitteln. Jugendliche mit Magersucht verbinden mit Süßem jedoch nur die Gewichtszunahme vermeiden Zucker. Die Studie zeigt also, dass die Jugendlichen negativ auf Süßes konditioniert waren und eine umgekehrte Assoziation durch die Dopamin-Freigabe auf die Belohnungssysteme entwickelt haben.

Wege für neue Behandlungsmethoden

Die Wissenschaftler erhoffen von diesen Erkenntnissen Wege zu neuen Behandlungsmethoden für Jugendliche und auch Erwachsene mit Essstörungen. Demnach könnten die entsprechenden Biomarker eventuell manipuliert werden, um Magersucht besser behandeln zu können und häufige Todesfälle zu vermeiden.

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