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Digitale Bildung kommt, aber Lehrer glauben nicht an ihre Unterstützung

von Newsredaktion

Digitalisierung

Viele Schulleiter in Deutschland gehen davon aus, dass die digitale Bildung nicht mehr aufzuhalten ist. Doch die Erwartungen an die Digitalisierung sind gering. So erwarten die wenigsten Lehrkräfte, dass die digitalen Medien den Schülern beim Lernen wirklich helfen können. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung.

Skepsis bei Lehrkräften

Demnach erwarten 90 Prozent der Lehrkräfte, dass die Digitalisierung künftig fester Bestandteil der Berufsausbildung sein wird und dass Lehrer mehr Unterstützung im Umgang mit den neuen Lernmaterialien bekommen. Außerdem gehen 70 Prozent der Schulleitungen davon aus, dass die digitalen Medien die Schulen attraktiver machen. Lehrer sind jedoch skeptisch, ob die digitalen Lehrmittel den Schülern wirklich helfen.

80 Prozent der Schüler jedoch bewerten hier ganz anders. Sie geben an, dass Lernvideos, Internet-Recherche und moderne Präsentationen den Lernerfolg erhöhen. Die Schüler sind demnach aufmerksamer und aktiver dabei und wünschen sich einen vielseitigen Einsatz der digitalen Medien. Doch vielen Schulen fehlt es hier an innovativen Konzepten, Ressourcen und der notwendigen Weiterbildung der Lehrkräfte. Viele Schulen verfügen etwa nicht über WLAN oder moderne Hardware.  

Nutzung digitaler Medien im Unterricht

Viele Lehrer bauen daher nur gelegentlich Medien wie YouTube, PowerPoint Präsentationen oder ähnliches in den Unterricht ein. Nur jeder zehnte Lehrer nutzt zudem eine Lern-App oder Lernspiele. Einige Schulen erlauben auch nicht, dass Schüler private Geräte im Unterricht verwenden. So beklagen viele Experten, dass die Schulen die Chancen der Digitalisierung für den Unterricht nicht nutzen. Dabei könnten die digitalen Medien bei neuen pädagogischen Herausforderungen wie Inklusion, Ganztags-Betreuung oder auch die Förderung schwächerer Schüler die Lehrkräfte unterstützen.

Kritik und Forderungen

Kritiker äußern Bedenken zur Studie und verweisen auf die einseitige Bewertung der Digitalisierung. Demnach würden vor allem die Vorteile aufgezeigt, jedoch nicht die möglichen Nachteile. Zu fehlen an einigen Stellen wissenschaftliche Beweise für die positiven Effekte der digitalen Medien. Darauf verweisen auch Erkenntnisse der OECD, dass der Einsatz digitaler Medien problematisch ist, je jünger die Schüler sind. Wissenschaftler der Dualen Hochschule Baden-Württemberg etwa sehen die digitalen Inhalte nicht grundsätzlich schlecht, im Gegenteil, aber der Einsatz müsse gezielt und ausgewählt erfolgen.

Das Bildungsministerium begrüßt dagegen die Studie und sieht sich in der Initiative Digitalpakt Schule bestätigt. Damit könnte vor allem das Engagement der Lehrkräfte in Sachen digitale Bildung gefördert werden. Der Bund fördert die digitale Bildungsoffensive mit einem Milliarden-Programm. Naturgemäß kritisiert das die Opposition und fordert eine umfassendere Unterstützung der Schulen. Notwendig wäre eine langfristige Finanzierung, die auch vom Bund kommen muss, durch das Kooperationsverbot derzeit jedoch schwer möglich ist.

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