Die Zahl der Sprachstörungen bei Kindern nimmt zu
von Newsredaktion Familie
Die Pandemie hat Auswirkungen auf zahlreiche Bereiche der Kindererziehung. Dies trifft auch auf die Fähigkeit zu sprechen zu. Der extreme Lehrermangel verschärft die Situation noch weiter. Viele Kinder haben sich in einem Dauerkrisenmodus wiedergefunden.
Deutschlands Kinder machen sich Sorgen. Krieg und Klimawandel bestimmen dabei das Bild, wie Umfragen zeigen. Doch das Homeschooling und die soziale Isolation, die durch die Lockdowns ausgelöst wurde, haben auch in der Erziehung ihre Spuren hinterlassen.
Betroffen sind vor allem die 15- bis 18-Jährigen
Zuletzt warnten Deutschlands Zahnmediziner vor einer deutlich verschlechterten Zahnvorsorge. Jetzt zeigt sich, dass auch die Zahl der Sprachstörungen zunimmt. Das hat die Krankenkasse Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) herausgefunden. Derzeit leiden mehr Kinder an Sprachstörungen als noch vor zehn Jahren. Die Experten können dafür eine Reihe von Gründen anführen.
Die Zahlen steigen bereits seit Jahren an. Betroffen sind nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche. Während die Zahl bei den 5- bis 18-Jährigen um neun Prozent angestiegen ist, traf es die Gruppe der 15- bis 18-Jährigen noch deutlich härter. Dort sind es fast 21 Prozent. Dies geht aus den Daten der KKH in Hannover hervor.
Mädchen trifft es stärker
Ihr Zehnjahresvergleich zeigt, dass in den letzten zehn Jahren 58 Prozent mehr Kinder und Jugendliche unter Sprachstörungen leiden. Dabei trifft es die Mädchen überproportional. Bei ihnen sind es fast 60 Prozent, während bei den Jungen eine Zahl von unter 57 Prozent aufscheint.
Was sind Sprachstörungen?
Die Zahl der Sprachstörungen bei Kindern nimmt zu, doch was ist das genau? Experten zählen dazu nicht nur ein begrenztes Vokabular, sondern auch Schwierigkeiten bei der Artikulation. Dazu kommen noch Grammatikschwächen und Probleme bei der Satzbildung.
Die Zahlen der KKH sind repräsentativ, immerhin handelt es sich bei dem Anbieter mit seinen 1,6 Millionen Versicherten um eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen. Laut ihren Angaben betrafen die Sprachstörungen im Vorjahr durchschnittlich 8,1 Prozent aller Kinder und Jugendlichen.
Entwicklung der sprachlichen Kompetenz erschwert
Zehn Jahre zuvor waren es lediglich 5,2 Prozent gewesen. Die Trendkurve zeigt also deutlich nach oben. In der Altersgruppe der 6- bis 10-Jährigen ist die Zahl der Betroffenen besonders hoch. Hier beträgt der Anteil 16 Prozent. Bei den 11- bis 14-Jährigen sind es 5,5 Prozent und bei den 15- bis 18-Jährigen nur noch 2,4 Prozent.
Diese besorgniserregende Entwicklung führt die KKH auf die Corona-Pandemie zurück. Deren Einschränkungen habe die Entwicklung der sprachlichen Kompetenz von Kindern erschwert. Der Nachwuchs litt unter den Kontaktbeschränkungen zu Gleichaltrigen und Lehrern gleichermaßen. Das zeige sich nun im verstärkten Auftreten von Sprachstörungen. Daneben wurden bereits bestehende Fehlentwicklungen in den geschlossenen Kitas nicht entdeckt, viele Logopädie-Praxen waren zudem ebenfalls geschlossen.
Vorlesen, spielen und diskutieren
Die Krankenkasse rechnet jetzt damit, dass es in nächster Zeit zu einer Zunahme der logopädischen Behandlungen kommen werde. Die Therapie war zuletzt wegen der coronabedingten Hygienevorschriften, wie den Schutzmasken, nur sehr schwer möglich gewesen. Immerhin schränken diese den komplexen Erwerb der Sprache, der auch über das Lesen der Lippenbewegungen und die Mimik funktioniert, deutlich ein.
Eltern sollten ihren Kindern verstärkt vorlesen, mit ihm spielen, Gespräche führen und diskutieren. So wird die Entwicklung der Fähigkeit zu sprechen nachhaltig gefördert.