Die Routineimpfungen für Kinder gehen zurück
von Newsredaktion Familie
Die Corona-Pandemie hat das Thema Impfungen wieder verstärkt in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Doch wie eine neue Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt, hat die Diskussion auch zu einem unangenehmen Nebeneffekt geführt.
Jetzt schlagen das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und die WHO gemeinsam Alarm. Weltweit sorgen immer weniger Eltern vor. Die Routineimpfungen für Kinder gehen zurück. In Deutschland schlägt sich dies in deutlichen Zahlen nieder. Der Rückgang bei Impfungen wie MMRV und HPV beträgt immerhin 7 Prozent.
Die Ärzte zeigen sich besorgt
Doch Krankheiten wie Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sind nicht ausgestorben, ganz im Gegenteil. Die Vorsorge ist wichtig, doch diese kommt immer seltener zum Tragen. Diese wichtigen Kinderimpfungen schützen jedoch den Nachwuchs vor Erkrankung, dementsprechend besorgt zeigten sich zuletzt die Ärzte der beiden Organisationen.
Die Ursachen für die Rückgänge orten sie in verschiedenen Bereichen. Einerseits seien Fehlinformationen dafür verantwortlich, ebenso wie die Unterbrechung der Lieferketten und ein Gefahrenbewusstsein, das sich nach den Kontaktbeschränkungen der Jahre 2020 und 2021 offenbar verändert hat.
25 Millionen Kinder ohne Impfung
Doch Deutschland ist hier keine Ausnahme. Im Gegenteil, dieser Trend ist weltweit zu beobachten. Die UNICEF und die WHO sprechen sogar vom stärksten Rückgang bei Routineimpfungen, den sie in den letzten 30 Jahren beobachten konnten. Insgesamt verpassten im Jahr 2021 weltweit rund 25 Millionen Kinder jene Impfungen, die Leben retten können.
In Deutschland zeigen sich bei Betrachtung der Details unterschiedliche Trends. Der Rückgang bei den Routineimpfungen ist zwar durchgehend zu beobachten, doch bei manchen Impfstoffen ist er dramatisch. An der Spitze liegt der Mehrfachimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.
Rückgang von bis zu 18 Prozent
Dort stellten die Experten einen Rückgang von 18 Prozent fest. Die erst im Jahr 2007 eingeführte HPV-Impfung ging um 12 Prozent zurück. Nicht viel besser zeigten sich die Mehrfachimpfstoffe mit Tetanus-Komponenten. Sie wurden um 9 Prozent weniger in Anspruch genommen. Dies ist umso bedrohlicher, wenn man bedenkt, dass die Impfquoten in Deutschland ohnehin gering sind.
Vergleicht man die Bundesrepublik mit anderen Industrienationen, wie Großbritannien, Australien oder Norwegen, dann zeigt sich der Rückstand deutlich. In Deutschland können beispielsweise nur 51 Prozent der 18-jährigen Frauen und gar nur 1,3 Prozent der 18-jährigen Männer die HPV-Impfung vorweisen. Diese Impfung schützt auch gegen Krebs, doch bei diesen niedrigen Impfquoten kann man noch lange nicht von einem umfassenden Schutz der Bevölkerung sprechen.
Betrifft eine ganze Generation
Die UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russel sieht diese Entwicklung kritisch. Sie betrachtet diese als ein Alarmsignal für die Gesundheit von Kindern. Aktuell erleben wir laut ihrer Aussage den stärksten anhaltenden Rückgang von Routineimpfungen bei Kindern und das betrifft eine ganze Generation. Die Folgen werden die Gesellschaften zu spüren bekommen.
Zwar sein ein Rückgang bei den Routineimpfungen aufgrund der Einschränkungen, die von der Corona-Pandemie ausgelöst wurden, zu erwarten gewesen, doch dieser hält nun weiterhin an, wie sich zeigt. Jetzt gehe es darum, die verpassten Impfungen nachzuholen. Geschieht dies nicht, dann rechnen die Experten mit mehr kranken Kindern und damit verstärkten Druck auf das Gesundheitssystem.