Deutschland gehen die Lehrer aus
von Newsredaktion Familie
Bis zum Jahr 2035 fehlen in Deutschland bis zu 24.000 Lehrkräfte. Dieses Ergebnis brachte eine Modellrechnung der Kulturministerkonferenz. Doch eine Untersuchung des Verbandes Bildung und Erziehung zeigt noch deutlich erschreckendere Zahlen. Demnach fehlen Deutschland in den nächsten Jahren bis zu 158.000 Lehrkräfte.
Bildungsforscher zeigen sich entsetzt, dass ein so weit entwickeltes Land wie Deutschland offenbar nicht in der Lage ist, den Unterricht so zu organisieren, dass die Kinder ihrer Schulpflicht nachkommen können. Bereits jetzt leiden zahlreiche Schulen unter Personalmangel. Sie behelfen sich damit, dass sie die Kinder tageweise wieder in den Distanzunterricht schicken.
Junge Menschen interessieren sich nicht für den Beruf
Die Situation verschärft sich immer weiter, weil sich kaum noch junge Menschen für den Beruf des Lehrers interessieren und gleichzeitig viele Lehrkräfte pensioniert werden. Die Diskussion ist nicht neu, bereits seit rund 20 Jahren weisen Experten auf die sich nun deutlich abzeichnende Situation hin, doch konkrete Reformen blieben bisher aus. Deutschland gehen die Lehrer aus.
Der Personalmangel an den Schulen hat bereits konkrete Auswirkungen auf die Fähigkeiten der Kinder. Laut einer Studie erreicht fast ein Viertel der Schüler nicht mal mehr die Mindeststandards für Rechnen. Viele Schulen können nur noch mit Mühe ihre Unterrichtsstunden mit Lehrern besetzen. Für die Zukunft sehen sie allerdings schwarz.
Zahlreiche Notlösungen angedacht
Kein Wunder also, dass die Liste der Notlösungen immer länger wird. Da werden beispielsweise die Größen der Klassen erhöht, oder die Minutenanzahl der Unterrichtsstunden von 45 auf 40 Minuten reduziert. Damit nicht genug, streichen manche Schulen die Nebenfächer und stellen sogar Nichtlehrer an, nur um ihre Verpflichtungen erfüllen zu können.
Am Ende bleibt unter dem Strich weniger Unterricht für die Kinder übrig. Die Corona-Pandemie hat die Situation noch einmal verschärft, die Auswirkungen sind dramatisch. Jeder fünfte Viertklässler kann nicht richtig lesen, fast jeder Dritte nicht regelkonform schreiben, beim Rechnen hat jeder Vierte Probleme. Doch all diese Fähigkeiten sind notwendig, um eine weiterführende Schule besuchen zu können.
Unterricht neu organisieren?
Kein Wunder also, dass sich Experten besorgt zeigen. Sie befürchten zwar nicht einen vollständigen Kollaps des Unterrichts an Deutschlands Schulen, doch sie sehen die dringende Notwendigkeit, den Unterricht neu zu organisieren. Die Lösung könnten darin bestehen, dass sich die Kinder zukünftig zeitweise selbst beschäftigen müssen.
Das sollte vor allem für ältere Schülerinnen und Schüler gelten. Die Aufsicht sollte dabei nicht eine Lehrkraft, sondern Assistenten übernehmen. Diese könnten den Lehrbetrieb an den Schulen entlasten. Größere Klassen und ein längeres Berufsleben für Lehrerinnen und Lehrer könnten ebenfalls Abhilfe schaffen.
Skepsis, ob die Maßnahmen ausreichen
Damit nicht genug, plant die verantwortliche Politik verstärkt pensionierte Lehrkräfte in den Unterricht zurückzuholen. Die Lehrverpflichtung von Teilzeitkräften könnte aufgestockt werden und sogenannte Quereinsteiger das Personal entlasten. Doch Beobachter zeigen sich skeptisch, ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um den Mangel auszugleichen.
Schließlich ist schlechterer Unterricht besser als keiner, doch das kann nicht die Zukunft des deutschen Bildungssystems sein. Schließlich leiden darunter vor allem die Kinder, denen eine mangelhafte Ausbildung die Zukunftschancen raubt. Die Entwicklung gefährdet nicht nur die persönlichen Chancen der Schüler, sondern auch jene der Gesellschaft.