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Deutschlands Eltern benötigten 2020 weniger Beratung

von Newsredaktion Familie

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Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland meldete zuletzt einen Rückgang der erzieherischen Hilfen. Besonders stark sank dabei die Zahl der Beratungen vor Ort, gleichzeitig kam es zu einer hohen Inanspruchnahme durch Alleinerziehende. Die Entwicklung ist in einigen Bereichen auf die Corona-Pandemie zurückzuführen.

Die Beratung, Betreuung und Hilfsangebote werden unter dem Begriff erzieherische Hilfen zusammengefasst. In Deutschland haben Eltern minderjähriger Kinder darauf einen gesetzlichen Anspruch. Die Bandbreite dieser Leistungen reicht von der sozialpädagogischen Familienhilfe bis hin zur Heimerziehung. All das steht nicht nur für Kinder und Jugendliche zur Verfügung, sondern unter gewissen Voraussetzungen sogar für junge Volljährige bis zu einem Maximalalter von 27 Jahren.

Rückgang von 5 %

Im vergangenen Jahr wurden diese Leistungen durch die verschiedenen Träger der Kinder- und Jugendhilfe rund 963.000 Mal erbracht. Doch das bedeutet einen signifikanten Rückgang von rund 5 % im Vergleich zum Jahr 2019. Das sind immerhin 53.600 Fälle weniger, als im Vorjahr. Damals war es nach einem jahrelangen Anstieg der Zahlen zu einem historischen Höchststand an Unterstützungsleistungen gekommen. In nur elf Jahren waren die Zahlen zuletzt um 27 % gestiegen, nun fielen sie erstmals seit 2018 wieder unter die Millionengrenze. Deutschlands Eltern benötigten 2020 weniger Beratung.

Die Experten erklären dies mit dem Rückgang der Beratung vor Ort. Diese war durch die Kontaktbeschränkungen während der Lockdowns deutlich in ihren Möglichkeiten begrenzt. Die Träger der Kinder- und Jugendhilfe versuchten dies durch verstärkte telefonische Beratungen aufzufangen.

71 % der Leistungen gingen an Minderjährige

Die erzieherischen Hilfen richteten sich 2020 vor allem an Minderjährige. 71 % der Leistungen gingen an sie, gefolgt von 18 % an Familien und 11 % an junge Volljährige. Die Unterstützungsleistungen dauerten dabei im Durchschnitt 11 Monate. Am meisten nachgefragt war die Erziehungsberatung. 438.500 Mal unterstützten Caritas, Diakonie oder Jugendamt, wenn es darum ging, persönliche oder familiäre Probleme zu lösen.

In diesem Bereich suchten zu 59 % der Fälle die Eltern, in 30 % die Familie und in 12 % der Fälle junge Menschen Hilfe bei der Lösung von Problemen. Diese Beratungsleistung dauerte im Schnitt sechs Monate, doch sie ging im Vorjahr um acht Prozent zurück. Sie sank damit auf einen neuen Tiefststand. Doch das verwundert nicht, immerhin ist hier ein persönlicher Kontakt gefragt. Dieser war allerdings 2020 nur bedingt möglich und deutlich erschwert.

Familienorientierte Hilfen stiegen weiter an

Der Verlauf aller anderen Erziehungshilfen verlief in Deutschland hingegen höchst unterschiedlich. Während die familienorientierten Hilfen bereits das vierte Jahr hintereinander weiter anstiegen, gingen andere Leistungen zurück. Dies lässt sich jedoch nicht immer mit der Pandemie erklären. Ein markantes Beispiel wäre hier der Rückgang bei den unbegleitet eingereisten Minderjährigen.

Diese verließen verstärkt das System der Kinder- und Jugendhilfe, nachdem sie in den letzten Jahren dort betreut worden waren. Auch die Zahl der Heimerziehungen ist weiterhin rückläufig. Dieser Trend zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab. Nach einem Höchststand im Jahr 2017 von 148.100 Fällen haben diese mittlerweile 126.900 pro Jahr erreicht.

Alleinerzieher nehmen sie besonders in Anspruch

Auffällig ist allerdings die verstärkte Inanspruchnahme durch Alleinerziehende. 44 % aller erzieherischen Hilfen werden von ihnen in Anspruch genommen. Sie erhalten damit deutlich mehr Unterstützung, als Ehepaare (33 %) oder Elternteile in einer Partnerschaft (16 %). Dieser Trend wird noch deutlicher, wenn man sich jener Betroffenen ansieht, die ganz oder zumindest teilweise von staatlichen Transferleistungen lebt.

Wer als Alleinerziehender von Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Grundsicherung lebt, benötigt mehr Unterstützung von der Kinder- und Jugendhilfe. Hier betrug der Anteil sogar 57 %. Weitere Informationen zum Thema stellt das Statistische Bundesamt in mehreren Publikationen zur Verfügung.

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