Bildungsmobilität: Klassenunterschiede werden stärker
von Newsredaktion
Die große Zahl der Flüchtlinge in diesem Jahr hat auch auf die Schulen Auswirkungen. Experten gehen derzeit davon aus, dass auf die Schulen hunderttausende Flüchtlingskinder zusätzlich zukommen. Das bringt in den nächsten Jahren wachsende Schülerzahlen und steigende Kosten in Milliardenhöhe mit sich. Sind die Schulen darauf vorbereitet?
Hoher Lehrer-Bedarf
So rechnet etwa die Kultusminister-Konferenz vor, dass etwa 20.000 zusätzliche Lehrerstellen notwendig werden. Vor allem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW sieht einen dringenden Handlungsbedarf. Denn schon jetzt würden in vielen so genannten Willkommensklassen mehr Schüler untergebracht, die Zahl der Unterrichtsstunden gesenkt, Quereinsteiger als Lehrer angestellt und Vertretungen eingesetzt. Allein in Berlin würden in den nächsten zwei Jahren 2.000 neue Lehrkräfte benötigt. Einerseits ist der Bedarf an Lehrern für Deutsch als Fremdsprache gut zu decken ist, werden vor allem qualifizierte Grundschullehrer benötigt.
Laut Grundgesetz kann sich der Bund nicht beim Thema Bildung engagieren, um z. B. neue Lehrerstellen oder Gebäude zu finanzieren. So werden bisher andere Maßnahmen wie etwa Flüchtlinge, die an einem Studium interessiert sind oder für berufliche Bildung sowie den Spracherwerb.
Unterschiedliche Voraussetzungen
Auch Flüchtlingskinder kommen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen hierher. Die einen kommen aus wohlhabenden und gebildeten Familien, andere aus extrem armen Verhältnissen. Für die Lehrer ist hier auch der Umgang mit den traumatisierten und trauernden Kindern wichtig, die das Erlebnis der Flucht hinter sich haben und vielleicht Angehörige verloren haben. Die Kinder müssen daher Vertrauen zu den Lehrern aufbauen. Der strukturierte Schulalltag kann den Kindern eine große Hilfe auf dem Weg zurück in die Normalität sein. Probleme bereiten etwa die Furcht vor Abschiebung, Ausgrenzung und die Unterbringung in Sammelunterkünften, wo Kinder schwer lernen können.
Islamunterricht
Viele der Flüchtlingskinder haben einen islamischen Hintergrund. In den Herkunftsländern herrscht oft ein Islamverständnis vor, das z. B. Frauen gesellschaftlich ausgrenzt. Für die Integration sei daher extrem wichtig, dass die Kinder einen staatlichen bzw. staatlich kontrollierten Islamunterricht erhielten, der alle Religionen gleichberechtigt behandelt und ein modernes Islambild vermittelt. Bei einigen Flüchtlingen gibt es auch keinen Bedarf am Islamunterricht, da sie aus religiösen Minderheiten stammen und in den Herkunftsländern ohnehin zwischen allen Stühlen saßen.