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Bildungsgerechtigkeit im Schulsystem

von Newsredaktion

Schule

Erfahrene Pädagogen setzen unter anderem darauf, abstrakte Aufgaben und den Schulalltag zu verknüpfen. So sollen vor allem schwächere Schüler von dieser anschaulichen didaktischen Methode profitieren. Bildungsforscher sehen das aber auch kritisch.

Aufgabenteilung und Entwicklung

Einige Jugendliche haben keine große Mühe, ein Abitur mit einem Durchschnitt von Eins oder Zwei zu machen, während sich andere mühsam jede einzelne Note hart erkämpfen und erarbeiten müssen. So stellt sich die Frage, warum Jugendliche sich so unterschiedlich entwickeln und ob das gerecht ist. Mit dieser Frage haben sich unter anderem Bildungsforscher der Universität Siegen beschäftigt und rund 750 Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis sieben beobachtet. Eine wichtige Rolle spielt bei der Entwicklung offenbar die Art der Aufgabenteilung. Außerdem hat die soziale Herkunft der Eltern großen Einfluss darauf, wie Schüler mit den Aufgaben zurechtkommen.

Leistungen vor und nach den Ferien

Grundlage dafür war eine Studie aus den USA. Eine Auseinanderentwicklung der Schüler findet demnach vor allem in den Sommerferien statt. Wohlhabende Familien können die Kinder in Feriencamps schicken oder mit der Familie verreisen, finanziell schwache Familien dagegen können sich das nicht leisten. Um diese These zu belegen, untersuchten die Forscher in Siegen die Leistungen in Mathe und in der Schriftsprache zu Beginn der Ferien und am Ende der Sommerferien. In Deutschland konnte dabei dieser „Ferien-Effekt“ nicht festgestellt werden. Die Entwicklung der Schüler vollzieht sich während der Schulzeit.

Lernerfolg und Alltag

Dabei war der Trend zu beobachten, dass viele Lehrer einen Alltagsbezug zum Lernstoff herstellen wollen, vor allem in den Naturwissenschaften. Das ist zwar grundsätzlich richtig, kann aber auch Probleme machen. Ein praktisches Beispiel wäre die folgende Mathe-Aufgabe: Wenn in einem Aufzug maximal zehn Personen passen und vor dem Aufzug 144 Personen warten, wie oft muss der Aufzug dann fahren? Die richtige Lösung wäre 15. Die Schüler müssen dabei zunächst die richtige Rechenmethode, das Dividieren auswählen, zum anderen weiterdenken, dass Menschen nicht ab- oder aufgerundet werden können. Denn streng mathematisch wäre das richtige Ergebnis natürlich 14,4. Solche Transferleistungen fallen vor allem Kindern aus bildungsfernen Familien in der Regel schwerer. Einige Kinder können den Zusammenhang zwischen Alltag und Mathematik nicht herstellen, kommen aber bei der simplen Rechenaufgabe 144:10 auf das richtige Ergebnis.

Herkunft, sozialer Status und Bildung

Bildungsnahe Familien haben zudem den Vorteil, dass die Eltern ein größeres Verständnis für das Schulsystem aufbringen und sich einbringen, etwa beim Elternsprechtag. Sie wissen um die Bedeutung von Hausaufgaben. Viele bildungsferne Eltern dagegen haben eine distanzierte Haltung zur Schule und bringen diese oft mit eigenen, meist negativen Erfahrungen in Verbindung. In Deutschland spielt demnach die soziale Herkunft und Wohlstand also eine enorme Rolle für den Erfolg in der Schule.

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