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Bewegungsmangel angestiegen

von Redaktionsassistenz

Kind spielt mit Bauklötzen

 

Die Bewegungsfähigkeiten spielen bei der gesamten kindlichen Entwicklung eine wichtige Rolle. Durch die Motorik sind wir in der Lage uns in unsere Umgebung aktiv einzubringen oder sie auch zu verändern. Treten dabei Defizite auf, hindert das die Kinder daran, umfassend interagieren zu können. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, die motorischen Fähigkeiten unserer Kleinen zu fördern.

 

Zunehmende Defizite bei der motorischen Entwicklung

Ein Umfrage des FORSA-Instituts im Auftrag der DAK sorgte 2013 für besorgte Gesichter nicht nur bei Eltern: Es zeigte sich, dass in den letzten Jahren der Bewegungsmangel bei Kindern stark angestiegen ist. Als Folge wirkt sich dies nicht nur negativ auf den Gesundheitszustand aus – etwa in Form von Übergewicht – auch die motorische Entwicklung fällt dadurch oftmals schlechter aus.

Die Ursachen liegen laut der befragten Ärzte in einer zu intensiven Mediennutzung, allgemein zu wenig Bewegung in der Freizeit, einer ungesunden Ernährung oder auch der fehlenden positiven Vorbildfunktion der Eltern. Dabei ist ausreichend Bewegung essentiell für eine gesunde (motorische) Entwicklung. Im Rahmen der Erziehung können wir ganz gezielt dazu beitragen, die Kinder zu verschiedenen Aktivitäten zu motivieren und so spielerisch auch die unterschiedlichen Bewegungsfähigkeiten zu trainieren.

 

Verschiedene Entwicklungsschritte begleiten

Grundsätzlich wird zwischen der Grob- und der Feinmotorik unterschieden. Im Laufe der Entwicklung bilden sich dabei verschiedene Fähigkeiten aus und es verbessern sich zunehmend die Bewegungsabläufe, der Gleichgewichtssinn und die Körperkoordination.

Passend zum jeweiligen Alter zielt eine Förderung deshalb auf unterschiedliche Schwerpunkte ab. Für Babys ist es erst einmal wichtig, die notwendige Muskulatur auszubilden um komplexere Bewegungen überhaupt ausführen zu können. Vor allem Greifspielzeug ist in diesem Alter interessant. Zudem ist es sinnvoll, den Kindern Anreize in ihrer Umgebung zu schaffen, die ihre Aufmerksamkeit erregt, und sie zum eigenständigen Erkunden anspornt.

Mit zunehmendem Alter kann durch Geschicklichkeitsspielzeug, verschiedene Bewegungsspiele aber einfach auch durch unbefangenes Toben die Motorik gefördert werden.

 

Kind läuft

 

Grobmotorik fördern

Kinder haben von Natur aus eigentlich einen ausgeprägten Bewegungsdrang, der dazu beiträgt, Bewegungsmuster zu erlernen und die motorische Entwicklung voranzutreiben. Von Beginn an liegt es an den Eltern, sie dabei zu begleiten und zu unterstützen – sei es durch direkte Hilfestellung beim Laufenlernen oder durch verschiedene Hilfsmittel wie Lauflernspielzeug (Bobby-Car oder andere „Rutscher“).

Kinder haben Spaß an gemeinsamer Bewegung, so können im Alltag die verschiedensten Geschicklichkeitsspiele die Motorik trainieren:

  • Treppen und Stufen überwinden

  • Balancieren auf unterschiedlichen Untergründen

  • Vorwärts- und Rückwärts gehen

  • Springen über kleine Hindernisse wie etwa eine Pfütze

Selbst der gemeinsame Gang zum Einkaufen oder in den Kindergarten kann so genutzt werden um die Kinder zu unterschiedlichen Bewegungsaufgaben anzuleiten. Ansonsten bietet ein Spielplatz in der Regel abwechslungsreiche Möglichkeiten, die verschiedensten Bewegungsherausforderungen anzugehen. Wippen, Schaukeln, Klettern oder Rutschen – all dies trägt zur Verbesserung der Motorik bei.

Anfangs kann es notwendig sein, bei verschiedenen Aufgaben etwas Hilfeleistung zu bieten, später sollten die Kinder jedoch zunehmend Herausforderungen selbst meistern lernen. Auch das Austesten der eigenen körperlichen Grenzen trägt zu einem guten Körpergefühl bei und hilft, Bewegungsmuster stetig zu verbessern.

 

Alte Spiele neu entdeckt

Die veränderten Mediengewohnheiten sind einer der Hauptgründe für den Rückgang der Bewegungsaktivitäten unserer Kinder. Viele verbringen ihre Zeit lieber mit digitalen Geräten wie Smartphone, Tablet oder auch vor dem Fernseher, als etwa draußen zu spielen. Viele Aktivitäten, die für uns in Kindertagen selbstverständlich waren, sind heute ins Hintertreffen geraten. Dabei sind es gerade die althergebrachten und oft simplen Bewegungsspiele, die auch heute noch viel Spaß versprechen und die Motorik auf vielfältige Weise fördern können.

Die Berliner Senatsverwaltung hat zusammen mit der Techniker Krankenkasse eine Broschüre zu diesem Thema herausgebracht. Hier sind Informationen und Anleitungen zu traditionellen Kinderspielen zusammengefasst:

  • Seilspringen

  • Himmel und Hölle

  • Bockspringen

  • Gummi-Twist

Dies sind nur ein paar Beispiele aus der Publikation. Jedes Spiel birgt dabei die Möglichkeit, eigene Regeln dazu zu entwerfen oder den Schwierigkeitsgrad je nach Alter oder den körperlichen Möglichkeiten anzupassen.

 

Seilspringen

 

Feinmotorik fördern

Parallel zu den grobmotorischen Entwicklungsschritten wird auch die Feinmotorik immer besser. Neben der Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten, die zu diesem Punkt ebenfalls dazuzählen, nehmen die vielfältigen Fertigkeiten der Hand eine zentrale Rolle bei der Feinmotorik ein. Aber auch die Beweglichkeit der Füße oder Zehen und die Mimik gehören in diese Kategorie.

Die Kinder lassen sich hier am ehesten zu verschiedenen Aktivitäten anspornen, die ihnen besonders Spaß machen und den individuellen Interessen nahekommen. Ein Kind, dass jedes Malbuch gleich in die Ecke verbannt und lieber bastelt oder mit verschiedenen „Werkzeugen“ hantiert, sollte nicht zum Malen verdonnert werden. Passend zu den jeweiligen Neigungen gibt es jedoch viele Möglichkeiten, die Kinder hier spielerisch zu fordern:

  • Gemeinsames Basteln ist eine gute Möglichkeit, die Fingerfertigkeit auf vielfältige Weise zu trainieren. Passend zur Jahreszeit, wie etwa zu Ostern bieten sich dabei immer neue Ideen, die Kinder zu motivieren. Beim Schmücken der Eier wird nicht nur die Feinmotorik geschult, gleichzeitig ist auch die Kreativität gefordert. Passend zu den Fähigkeiten können dabei verschiedene Techniken ausprobiert werden. Neben den Bastelideen ist es für die Kinder auch spannend zu sehen, wie die Eier mit Naturfarben gefärbt werden können. Hier bekommt auch der Umgang mit Lebensmitteln eine ganz neue Dimension. Am Ende entstehen ganz individuelle Kunstwerke.

  • Das gemeinsame Kochen ist nur ein exemplarisches Beispiel, wie Kinder schrittweise in alltägliche Aufgaben integriert werden können. Auch hier können sie nach und nach bestimmte Handgriffe übernehmen. Vom einfachen Reichen der Zutaten oder dem Umrühren im Topf bis hin zu komplexeren Aufgaben wie dem Kleinschneiden von Gemüse oder dem Bedienen der Pfeffermühle, bietet die Küche zahlreiche Möglichkeiten unterschiedliche Bewegungen zu erlernen und zu verbessern. Neben der Förderung der Motorik lernen die Kinder dabei zudem den Umgang mit gesunden Lebensmitteln und können etwa auch für ungeliebtere Speisen begeistert werden.

  • Musik machen eignet sich ebenso hervorragend, um die Feinmotorik bei Kindern zu fördern. Die Kleinen interessieren sich ohnehin meist für alles was Geräusche oder Klänge erzeugt. Durch die Verbindung von Musik, Rhythmus und Bewegung werden gleichzeitig verschiedenen kognitive Fähigkeiten angesprochen. Je nach Altersstufe können verschiedene Rhythmusspiele dafür eingesetzt werden. Darüber hinaus stellt das Erlernen eines Instrumentes neue Herausforderungen an die feinmotorische Entwicklung. Neben der gezielten Anleitung durch Eltern oder andere Erzieher können die Kinder dabei jedoch auch selbst aktiv werden und sich so oft stundenlang selbst beschäftigen.

Die ausgewählten Beispiele zeigen, wie vielfältig Bewegung im Alltag auch mit dem Erlernen anderer Fähigkeiten zusammenhängt. Fehlen bestimmte motorische Fähigkeiten, sind die Hürden zum eigenständigen Erschließen anderer Herausforderungen größer.

 

Ostereier bemalen

 

Eigeninitiative wecken

Durch eine gezielte Förderung der individuellen Interessen der Kinder können ihnen immer wieder neue Anreize geschaffen werden, selbst aktiv zu werden und so nebenbei neue Bewegungsfertigkeiten zu entwickeln und zu verbessern. Wir Eltern sollten dabei eine gesunde Balance zwischen gezielter Anleitung und Motivation und der eigenen Initiative der Kinder finden. Durch das Aufzeigen von Möglichkeiten und das Vorleben durch einen eigenen aktiven Lebensstil werden Kinder am ehesten zum Erkunden neuer Bewegungsmuster angespornt. Die folgenden Tipps fassen dies abschließend noch einmal zusammen:

  • Abwechslung: Je abwechslungsreicher die Bewegungsaufgaben sind, umso spannender für die Kinder. Zudem können so die verschiedensten Fähigkeiten trainiert werden.

  • Freiraum: Kinder sollten bei den spielerischen Bewegungsaufgaben die Freiheit haben selbst Dinge auszuprobieren und so gleichzeitig ihre Fantasie auszuleben. Starre Vorgaben können schnell zu Frustration, Überforderung oder Desinteresse führen.

  • Gemeinschaft: Die Eltern sind bei der Bewegungserziehung ein wichtiges Vorbild. Gemeinsame Aktivitäten fördern den Bewegungsdrang und den Spaß, Neues auszuprobieren.

 

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