Atemwegserkrankung bringt die Kliniken an ihre Grenzen
von Newsredaktion Familie
Während die Corona-Pandemie derzeit keine neue dramatisch ansteigende Welle erkennen lässt, stöhnen Deutschlands Kliniken unter der Zahl der RSV-Infektionen. Diese schießen nach oben und gefährden aufgrund ihrer Zahl die Versorgung im Winter.
Das sogenannte Respiratorische Synzytial-Virus kommt mit fast jedem Kleinkind in dessen ersten beiden Lebensjahren in Kontakt. Das ist weiter nicht ungewöhnlich, doch die umfangreichen Schutzmaßnahmen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass die Zahl der Infektionen deutlich zurückgegangen ist.
An manchen Kliniken herrscht Katastrophenzustand
Doch dabei handelte es sich lediglich um eine Verschiebung. Aktuell klagen Mediziner über eine Welle von Neuinfektionen, die bereits einem Katastrophenzustand gleichen würden. Diese Atemwegserkrankung bringt die Kliniken an ihre Grenzen.
Betroffen sind laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) besonders Kleinkinder. Bei ihnen führt die Infektion manchmal zu Erkrankungen und Einweisungen in ein Krankenhaus. Das RKI rechnet in den kommenden Wochen mit einem weiteren Anstieg der Zahlen. Mediziner warnen bereits, dass es sich um einen Trend handelt, der senkrecht nach oben geht.
Bayern, NRW und Niedersachsen sind besonders betroffen
Schon jetzt gäbe es in einigen deutschen Bundesländer kaum noch freie Kinderbetten. Dies betrifft vor allem Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Florian Hoffman, sprach sogar von Katastrophenzuständen.
Dies führe dazu, dass Familien mit ihren kranken Kindern in der Notaufnahme schlafen müssten und dies auf einer Pritsche. Die betroffenen Kinder sind schwer krank und müssen beatmet werden. Der Mediziner warnte vor der Verschlechterung der Situation und diagnostizierte ein Armutszeugnis für Deutschland.
Seit dem Sommer absehbar
Dabei kam die RSV-Welle keineswegs überraschend. Sie zeichnete sich bereits im Sommer ab, als die Zahlen unüblich hoch anstiegen. Der Arzt bezeichnete die Entwicklung als dramatisches epidemisches Geschehen. Die Welle träfe besonders viele Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren. Diese hätten bisher aufgrund der Corona-Pandemie und der Schutzmaßnahmen keinen Kontakt zu RSV gehabt.
Doch die bisherige Abschirmung vor Viren zeigt nicht nur bei RSV Wirkung, die Zahl der Atemwegserkrankungen steigt generell stark an. Derzeit sieht es so aus, als ob die Grippewelle in diesem Jahr bereits vor dem Winter beginnen würde. So sind die Zahlen im Vergleich zur Vorwoche deutlich angestiegen.
Schon jetzt auf hohem Niveau
Bis zum 20. November waren rund sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen, das sind mehr als zu Zeiten vor der Corona-Pandemie. Ähnliches gilt sinngemäß für im Krankenhaus aufgenommene Kleinkinder und Kinder in den folgenden Altersgruppen bis zu 14 Jahren. Auch ihre Erkrankungen befinden sich auf einem sehr hohen Niveau.
Das lässt die Befürchtung wahr werden, dann die Ärzte in diesem Winter nicht mehr alle versorgen werden können. Einerseits sind nicht genügend Ressourcen in den Kliniken vorhanden, andererseits sind die Register, die eine aktuelle Bettensituation darstellen sollen, aufgrund Zeitmangels nicht up to date.
Personal von den Erwachsenenstationen
Wenn sich die Situation weiterhin so entwickelt, dann müssen die Kliniken Notfall-Mechanismen aktivieren. Das führt dazu, dass Pflegepersonal von den Erwachsenenstationen abgezogen und in die Kinderstationen verlegt wird.
Die Geschichte zeigt, dass fast alle Kinder bis zum Ende ihres zweiten Lebensjahres eine RSV-Infektion durchmachen, doch während der Corona-Pandemie sind diese zeitweise sogar vollständig ausgeblieben.