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ADHS bei früh eingeschulten Kindern öfters diagnostiziert

von News

ADHS

Wann ein Kind in die Grundschule kommt, richtet sich nach einem bestimmten Stichtag. Manche Bundesländer setzen den Stichtag im Sommer an, andere zum Jahresende. All jene Kinder, die bis zu dem vorgegebenen Stichtag sechs Jahre alt werden, werden nach den Sommerferien, noch im selben Jahr eingeschult. Dies hat zur Folge, dass manche Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung nicht sechs, sondern erst fünf Jahre alt sind. Die Wissenschaftler haben für die ADHS-Studie die Daten von 7 Millionen Kindern im Alter zwischen vier und 14 Jahren aus den Jahren 2008-2011 analysiert.

Studie zeigt negative Folgen von früher Einschulung auf

Die aktuelle ADHS-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt dabei auf, dass bei 5,3 Prozent der Kinder, die bereits mit fünf Jahren oder direkt nach dem sechsten Geburtstag eingeschult wurden, dass ADHS-Syndrom diagnostiziert wurde. Zudem zeigten die Forscher auf, dass von den jüngeren Kindern in Relation zu den älteren auch häufiger Medikamente wie Ritalin verschrieben werden. Gerade weil jüngere Kinder häufiger impulsiv und hyperaktiv sind, wird dieses Verhalten in vielen Fällen offenbar fälschlicherweise als ADHS interpretiert. Die Wissenschaftler wiesen zudem darauf hin, dass durch größere Klassen und zum Teil immer schwerwiegendere Unterrichtsbedingungen Kinder mit einem größeren Bewegungsdrang zusätzlich negativ in Erscheinung treten würden.

Experten raten zur Änderung der Stichtagsregelung

Die Wissenschaftler machen als eine der Gründe für die zunehmende Diagnose von ADHS die Stichtagsregelung mitverantwortlich. Deshalb raten die Forscher dazu, die Regelung flexibler zu handhaben als es bisher der Fall ist. Auch der Kinder-und Jugendpsychiater Martin Holtmann von der LWL-Universitätsklinik in Hamm (NRW) bezweifelt, dass sämtliche gestellten ADHS-Diagnosen bei jungen Kindern richtig gestellt wurden. Dieser Ansicht schließt sich auch Professor Tobias Banaschewski, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft Kinder-und Jugendpsychiatrie, an. Von dem so genannten Aufmerksamkeitsdefizit-beziehungsweise Hyperaktivitätssyndrom sind wissenschaftlichen Schätzungen zufolge zwischen 500.000 und 600.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland betroffen. Etwa drei-bis viermal so viele Jungen wie Mädchen erhalten dabei die Diagnose ADHS gestellt.

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