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Was bringt das Abitur nach zwölf Jahren?

von Newsredaktion

Abitur

Häufig wurde G8 als Turbo-Abi und Stress-Test für die Schüler kritisiert. Einige Bundesländer wollen nun wieder zum G9-Abi zurückkehren. Ist G8 damit gescheitert, oder war die Reform doch erfolgreich?

Einführung des verkürzten Abis

2004 wurde in Deutschland das verkürzte Abitur G8 eingeführt. Mehrere Bundesländer wollen nun die Umstellung wieder rückgängig machen. Derzeit überlegt auch Bayern, wieder zu G9 zurückzukehren, wobei Bayern die Reform vehement befürwortet hat. Auch Baden-Württemberg führt derzeit an 44 Schulen wieder G9 ein. In Hessen können die Schulen selbst entscheiden, ob G8 oder G9 angeboten wird. Bisher setzt Niedersachsen als einziges Bundesland wieder ganz auf das vertraute neunjährige Abitur.

Wirtschaftliche Vorteile

Das kürzere Abitur sollte vor allem wirtschaftliche Interessen abdecken. Dadurch sollten die Schüler früher auf den Arbeitsmarkt gelangen. Außerdem wollte man sich international anpassen, denn in vielen anderen Ländern verlassen die Schüler viel früher die Schule. Nun bekämpfen vor allem Eltern, Lehrer, Schüler und Politiker G8, die vor allem den Stress der Schüler und eine übermäßig optimierte Leistungsgesellschaft kritisieren. Proteste gab es in Hamburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Schleswig-Holstein, was zu Bürger- und Elterninitiativen führte. Eine aktuelle Jako-Bildungsstudie zeigt, dass acht von zehn Eltern das neunjährige Gymnasium vorziehen würden. Haben G8-Schüler tatsächlich mehr Stress, sind sie früher im Beruf, fühlen sie sich unzufrieden und haben weniger Freizeit?

Mehr Stress durch G8?

Wissenschaftler der Universität Hannover fanden heraus, dass viele G8-Schüler mehr Stress ausgesetzt sind. Sie klagten häufiger über Erschöpfung, Leistungsdruck, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und weniger Appetit. Die Forscher weisen aber auch darauf hin, dass dies auch mit der Berichterstattung der Medien zusammenhängen könnte. Zudem äußerten viele Eltern und Lehrer sich hier kritisch. Außerdem könnte das mit der chaotischen Umstellungsphase zusammenhängen. Generell ist der Unterschied der gesundheitlichen Beschwerden wie oben erwähnt zwischen Schülerinnen und Schülern von G8 und G9 nicht übermäßig groß.

Verschiedene Erhebungen

Forscher aus Hannover und Magdeburg gehen außerdem davon aus, dass sich die kürzere Schulzeit nicht auf die Persönlichkeit der Kinder auswirkt, auch wenn damit vollere Stundenpläne und weniger Freizeit verbunden sind. Bamberger Forscher stellten zudem fest, dass die Kinder extrovertierter und unabhängiger sind. Auch in Bezug auf Hobbys und Freizeit können die Forscher nicht feststellen, dass die G8-Schüler hier wesentlich im Nachteil wären. Freunde Treffen, Orchester, Sportverein, Kino oder Fernsehen kämen also nicht zu kurz. Außerdem hat G8 kaum Auswirkungen auf die Noten. Hier lagen die Schüler von G8 und G9 beinahe gleich auf. Das Institut für Wirtschafsforschung fand zudem heraus, dass die G8-Schüler ebenso fit für die Universität sind und auch nicht wesentlich früher in den Beruf starten. Gleichwohl warnen Experten, nun alles komplett rückgängig zu machen, da inzwischen Wahlmöglichkeiten bestehen und sich G8 und G9 parallel eingespielt haben.

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