Schwangerenyoga
1. Schwangerenyoga – wen spricht es an?
Yoga ist eine aus Indien stammende Philosophie, die auf die körperliche und seelische Gesundheit ausgerichtet ist. Zu diesem Zweck werden verschiedene Übungen durchgeführt, die einen steten Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung induzieren und damit das körperliche und seelische Gleichgewicht herstellen. Und genau dieses ist im Verlauf einer Schwangerschaft sowie während des Geburtsvorgangs von unglaublicher Wichtigkeit. Aus diesem Grund wurden speziellen Yogakurse für Schwangere entwickelt. Sie richten sich an werdende Mütter ab Bekanntwerden der Schwangerschaft, vor allem aber an diejenigen, die das erste Schwangerschaftsdrittel hinter sich gebracht haben, sich also in einem Stadium jenseits der 12. Schwangerschaftswoche befinden. Außerdem sollten die teilnehmenden Frauen eine positive Einstellung gegenüber den Yogagrundsätzen und –lehren haben. Yogakenntnisse sind keine zwingende Voraussetzung zur Teilnahme am Schwangerenyoga – es werden stets Übungen angeboten, die sowohl von Yoganeulingen als auch –experten problemlos durchgeführt werden können.
In dieser Ausgestaltung stellt Schwangerenyoga eine besondere Form der Geburtsvorbereitung dar. Es kann sowohl als Ergänzung als auch als Ersatz des klassischen Geburtsvorbereitungskurses gebucht und besucht werden. Grundvoraussetzungen zur Teilnahme sind jedoch ein komplikationsfreier Schwangerschaftsverlauf und eine ausreichende körperliche Konstitution der Schwangeren.
2. Die Zielsetzung des Schwangerenyoga
Schwangerenyoga als alternative oder ergänzende Form der Geburtsvorbereitung lehnt in seiner Zielsetzung natürlich an entsprechende Geburtsvorbereitungskurse an. Dabei stehen die Yogalehren im Fokus, so dass inhaltlich teils erhebliche Unterschiede zur klassischen Geburtsvorbereitung zu erkennen sind. Auf die dem Yoga eigene Art will man Folgendes erreichen:
- Steigerung des Wohlbefindens der Schwangeren
- Hilfestellung zur Bewältigung und Akzeptanz der neuen Situation
- erlernen des Loslassens, um dem neuen Leben Platz zu schaffen
- Förderung des geistigen Wohls für eine angenehme Schwangerschaftsatmosphäre
- Festigung der körperlichen Fitness für einen reibungslosen Geburtsverlauf
- Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden
- aktive Vorbereitung auf die Geburt
- Austausch mit anderen werdenden Müttern
3. Die Kursmodalitäten des Schwangerenyoga
Auch wenn Schwangerenyoga eine Alternative zum klassischen Geburtsvorbereitungskurs darstellt und demzufolge mit ähnlichen Zielsetzungen ausgestattet ist, so gibt es in der Ausgestaltung der schwangerschaftsspezifischen Yogakurse doch so manche Besonderheit, die eine Abgrenzung zu anderen Schulungsangeboten deutlich macht.
Wieder-holungs-intervall |
pro Schwangerschaft ein Yogakurs, der sich über mehrere Wochen erstrecken sollte |
Buchung |
möglichst frühzeitig nach dem Feststellen der Schwangerschaft, Anmeldung bis zur 12. Schwangerschaftswoche wegen begrenzten Teilnehmerplätzen empfohlen |
Beginn |
Beginn ist grundsätzlich jederzeit, auch in der Frühschwangerschaft möglich. Bestenfalls wird bis zur vollendeten 12. Schwangerschaftswoche gewartet. Bester Beginntermin ist um die 20. Schwangerschaftswoche |
Ende |
Schwangerenyoga darf bis zum Geburtstermin durchgeführt werden |
Dauer |
zwischen 60 und 90 Minuten je Kurseinheit bei einem Kursbesuch pro Woche |
Zeitaspekt |
Schwangerenyoga ist ein fortlaufender Kurs, der sich über mehrere Wochen erstreckt, eine regelmäßige Teilnahme steigert den Erfolg |
Anders als die meisten Schulungen rund um die Schwangerschaft, ist Schwangerenyoga kein zeitlich begrenztes Angebot, sondern wird als fortlaufende Kurse realisiert. Nur selten handelt es sich dabei um feste Gruppen und klar definierte Termine für Beginn und Ende. Stattdessen finden die meisten Kurse für Schwangerenyoga kontinuierlich statt und ermöglichen einen individuellen Ein- und Ausstieg. Dies ist auch notwendig, um die Vorzüge dieser Vorbereitungsart in Gänze ausnutzen zu können. Schließlich kann Yoga für Schwangere bereits in der Frühschwangerschaft besucht werden und darf auch getrost erst mit der Geburt enden. Wichtig ist dabei allerdings auf eine Kurskonzeption zu achten, die das jeweilige Schwangerschaftsstadium berücksichtigt und ausschließlich geeignete Übungen anbietet. Als Beginnempfehlung wird die 20. Schwangerschaftswoche benannt.
Das Schwangerenyoga findet im Normalfall einmal pro Woche für 60 bis 90 Minuten statt. Kurse sind sowohl vormittags als auch nachmittags oder abends im Angebot. Wer intensiv sucht, kann sogar Wochenendtermine erschließen. Gegebenenfalls ist der Besuch einer kostenlosen Probestunde möglich. In jedem Fall jedoch wird die vorherige Anmeldung erbeten.
4. Aufbau und Inhalt
Yogakurse können bei verschiedenen Anbietern gebucht werden. Entsprechend variieren natürlich auch die Inhalte. Allerdings nur rudimentär. Schließlich liegt allen Angeboten an Schwangerenyoga die typische indische Yogalehre zugrunde. Entsprechend gibt es Inhalte, die in keinem Schwangerenyoga fehlen sollten:
- erlernen verschiedener Atemtechniken
- physiologische Körperhaltung
- effektive Entspannung
- kennenlernen des eigenen Körpers
- wahrnehmen der Körpersprache
- Vermittlung eines positiven Körpergefühls
- loslassen können
- Wahrnehmung der eigenen Emotionen
- erlernen, sich nach innen zu spüren
- Stressabbau
- dehnen der Beckenbodenmuskulatur, um den Geburtsvorgang zu erleichtern
- körperliche Fitness, um den Geburtsstrapazen Stand halten zu können
- Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden wie zum Beispiel Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme oder Müdigkeit
Neben diesen allgemeinen Themen respektieren professionelle Anbieter von Schwangerenyoga die Besonderheiten der jeweiligen Schwangerschaftsstadien und binden dieses Wissen in die Ausgestaltung der Kursinhalte ein:
Schwangerschaftswochen 0 bis 16
Die Schwangerschaft muss sich zunächst festigen, weshalb übermäßige körperliche Anstrengung unangebracht ist. Stattdessen steht eine Reduzierung der Leistungen im Fokus, Kräfte müssen geschont und mit ihnen gehaushaltet werden. Die Yogaübungen finden überwiegend im Sitzen, Knien oder Liegen statt und involvieren gehäuft tiefe Atemübungen.
Schwangerschaftswochen 16 bis 34:
Jetzt ist die Schwangerschaft im Normalfall stabil und die erste Zeit der typischen Schwangerschaftsbeschwerden überwunden. Die körperliche Schonung darf nun getrost abnehmen und an ihre Stelle die Kraft und Vitalität treten. Körperliche Stärkung dominiert nun das Schwangerenyoga. Die Beweglichkeit soll gefördert und die Wirbelsäule zu ihrer Entlastung gestreckt werden. Durchgeführte Übungen finden überwiegend im Stehen statt und werden von einer tiefen und kräftigen Atmung begleitet. Bei aller Stärkung wird nun jedoch auch der angemessene Ausgleich zwischen Vitalität und Ruhe vermittelt.
Schwangerschaftswochen 34 bis 40:
Mit dem Beginn der gesetzlichen Mutterschutzfristen werden die letzten Wochen der Schwangerschaft eingeläutet. Im Schwangerenyoga steht nun die aktive Vorbereitung auf die Geburt im Fokus. Wehenanerkennung und –verarbeitung auf körperlicher und geistiger Ebene sind wichtige Themen. Inhaltlich bietet diese Phase des Schwangerenyoga gezieltes Atmen und Entspannen und den Wechsel von energischen Bewegungen mit Ruhephasen. Es werden gezielte Beckenbodenübungen durchgeführt und die tiefe Atmung trainiert. Mit kreisenden Hüftbewegungen soll die Geburtslage des Fetus optimiert werden. Außerdem verzichtet professionelles Schwangerenyoga in dieser Phase auf Übungen mit Umkehrhaltung.
Egal in welcher Phase der Schwangerschaft man sich befindet, bezüglich des Aufbaus kombiniert Schwangerenyoga stets verschiedene Elemente in einer Trainingseinheit:
- Entspannung
- Atemübungen
- Körperarbeit
- Mentales Training
- Meditation
5. Schwangerenyoga – was spricht dafür?
- In der Regel ist jederzeit ein Ein- und Ausstieg ohne Wartezeit möglich, da Schwangerenyoga als fortlaufende Kurse angeboten werden
- Zur Teilnahme am Schwangerenyoga sind keine Yogavorkenntnisse erforderlich
- Schwangerenyoga stellt eine Alternative zum Geburtsvorbereitungskurs dar und ist in diesem Kontext die aktive Geburtsvorbereitung
- Schwangerenyoga wechselt zwischen Bewegung und Entspannung ab
- Es werden auch Übungen vermittelt, die zuhause umgesetzt werden können
- Schwangerenyoga ist eine Geburtsvorbereitung, die in allen Phasen der Schwangerschaft durchgeführt werden kann
- In professionellen Kursen werden die verschiedenen Schwangerschaftsphasen thematisch gewürdigt
- Im Anschluss an die Geburt kann mit einem allgemeinen Yogakurs und einer Spezialisierung zur Geburtsnachbereitung fortgefahren werden
6. Schwangerenyoga – was spricht dagegen?
- Ab dem 4. Schwangerschaftsmonat dürfen keine Umkehrübungen mehr gemacht werden – stattdessen muss man den Kopf stets höher als das Herz tragen
- Übungen mit längerer Rückenlage können unangenehm werden
- Schwangerenyoga ist nichts für Schwangere, die körperlich nicht agil sind
- Beim Schwangerenyoga gibt es keine Partnerveranstaltung – gemeinsame Geburtsvorbereitung muss damit entbehrt werden
- Theoretische Schwangerschafts- und Geburtsthemen ebenso wie Säuglingspflege sind keine Inhalte dieser besondere Form der Geburtsvorbereitung
7. Kursanbieter von Schwangerenyoga
Schwangerenyoga wird bei den werdenden Eltern immer beliebter. Vor allem Familien, die nicht zum ersten Mal Nachwuchs erwarten, verlangen häufig nach einer alternativen Form der Geburtsvorbereitung, da sie mit den Inhalten der klassischen Geburtsvorbereitungskurse bereits vertraut sind. Hier stellt Schwangerenyoga eine gute Möglichkeit dar. Aus dieser steigenden Nachfrage musste sich natürlich ein entsprechendes Angebot entwickeln, so dass Schwangerenyoga inzwischen in verschiedenen Institutionen präsent ist:
- in speziellen Yogaschulen, die auch allgemeine Yogakurse realisieren
- in Hebammenpraxen oder bei freiberuflichen Hebammen, die eine entsprechende Weiterbildung vorweisen können
- in Volkshochschulen
- in geburtshilflichen Kliniken mit entsprechendem Schulungsangebot
- in Elternschulen
- in Geburtshäusern
Da Schwangerenyoga eine spezialisierte Geburtsvorbereitung ist, lohnt sich eine Nachfrage überall dort, wo auch allgemeine Geburtsvorbereitungskurse beheimatet sind. Je nach regionaler Infrastruktur muss jedoch ein wenig Recherche betrieben werden, um ein entsprechendes Angebot zu erschließen. Dabei sollte aber größten Wert auf die Berücksichtigung der Schwangerschaftsstadien gelegt werden.
8. Die Kosten des schwangerschaftsspezifischen Yogakurses
Schwangerenyoga ist ein spezielles Angebot, welches in seiner Teilnahme freiwillig ist. Deshalb obliegt die Kostenträgerschaft prinzipiell den Teilnehmern selbst, also der Schwangeren. Dennoch sind der Erfolg und der positive Effekt des Schwangerenyoga auf Schwangerschaftsverlauf und Geburt mittlerweile belegt und auch bei den Krankenkassen unumstritten. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall einen Antrag auf Kostenübernahme oder Bezuschussung der Teilnahme am Schwangerenyoga an die gesetzliche oder private Krankenkasse beziehungsweise die zuständige Beihilfestelle zu richten. Inwiefern eine Kostenübernahme gewährt wird, liegt im Ermessen des jeweiligen Versicherers, wobei die Bezuschussung durchaus bis zu 80 % der Auslagen betragen kann. In den meisten Fällen ist hierfür jedoch die Entscheidung für einen zertifizierten Yogakurs notwendig.
Eine weitere Möglichkeit der Kostendämpfung besteht darin, anstelle eines Geburtsvorbereitungskurses ein Schwangerenyoga zu besuchen. Diesen würde die Krankenversicherung in seinen Kosten gänzlich tragen, so dass bei Wahl der Yogaalternative zumeist eine Kostenerstattung bis zur Höhe der Auslagen für den Geburtsvorbereitungskurs möglich ist. Ein vorheriger Antrag ist auch in diesem Fall unabdingbar.
Sollte der Kurs ganz oder teilweise selbst bezahlt werden, so kann man mit Kosten von rund 8 Euro je Einzeltermin rechnen. Komplette Kurse kosten insgesamt etwa 125 Euro. Wer sich noch nicht sicher ist, ob Schwangerenyoga das Richtige ist, der darf häufig die Teilnahme an einer kostenlosen Probestunde nutzen.
9. Alternativkurse zum Schwangerenyoga
Schwangerenyoga ist eine spezialisierte Form der Geburtsvorbereitung. Deshalb bewegen sich diesbezügliche Alternativen auch im geburtsvorbereitenden Rahmen:
- klassischer Geburtsvorbereitungskurs
- Schwangerenschwimmen
Außerdem kann Schwangerenyoga nach der Geburt fortgeführt werden. Spezielle rückbildende Angebote stehen hierbei ebenso zur Auswahl wie allgemeine Yogakurse. Außerdem muss das Schwangerenyoga nicht nur als Ersatz für klassische Geburtsvorbereitung angesehen werden, sondern darf diese auch gerne ergänzen.