Erste Hilfe am Kind
1. Erste Hilfe am Kind: eine Zielgruppendefinition
Notfälle mit Kindern sind immer äußerst problematische und schwerwiegende Situationen. Je kleiner das betroffene Kind ist, desto ernster muss man den Notfall nehmen. Denn Kinder sind prinzipiell unberechenbar, so dass man nur schwer abschätzen kann, welche Rahmenbedingungen zum Erste Hilfe Bedarf geführt haben. Gleichzeitig geht die Beteiligung eines Kindes an einem Notfall auch stets mit einer emotionalen Verstrickung einher. Kinder wecken Schutzmechanismen und sind in Notfallsituationen besonders hilfebedürftig, während sie gleichzeitig eben oft in Notlagen sind. Diese Konstellation macht es schwierig, sich im Notfall eines Kindes auf die eigene Intuition, den gesunden Menschenverstand oder medizinisches Halbwissen zu verlassen, egal ob man das betroffene Kind kennt oder nicht. Gleichzeitig sind es aber meist die ersten Minuten, die über einen positiven oder negativen Ausgang der Notfallsituation entscheiden. Die einzige Möglichkeit, in diesen Momenten angemessene Verhaltensweisen zu zeigen, ist eine präzise Schulung im Umgang mit kindlichen Notfällen. Nur so ist gewährleistet, dass bei allen emotionalen Ausnahmezuständen das erworbene Wissen abgerufen und damit dem Kind geholfen werden kann.
Vor diesen Hintergründen ist Erste Hilfe am Kind ein Schulungsangebot der Elternschule, welches sich eigentlich an alle Menschen richtet, die in irgendeiner Form mit Kindern in Kontakt kommen. Sei es, dass sie selbst Kinder haben, diese betreuen, mit ihnen arbeiten oder schlichtweg regelmäßig mit Kindern zusammen sind, Erste Hilfe am Kind soll diesem gesamten Personenkreis den angemessenen Umgang mit kindlichen Notsituationen näher bringen. Damit werden Eltern, Großeltern und Geschwister angesprochen, aber auch Tagesmütter, Erzieher, Kinderpfleger, Lehrer und Nannys ebenso wie Kinderkrankenschwestern, Gruppenleiter der kinderbezogenen Elternschule, Trainer in Sportvereinen und viele mehr. Eigentlich kann und sollte jeder einen Erste Hilfe Kurs vorweisen, der bei regelmäßigem Umgang mit Kinder eben auch kindbezogen konzipiert sein darf.
2. Zielsetzung kindspezifischer Erste Hilfe Kurse
Erste Hilfe am Kind ist ein Kursangebot, dessen immense Bedeutung nicht geleugnet werden kann. Schließlich verfolgt sie das Ziel, kindliche Notfälle weitgehend zu vermeiden und im Ernstfall dazu beizutragen, einen glimpflichen Ausgang zu erreichen. Selbstverständlich ist dies nicht in allen Situationen realisierbar, nichtsdestotrotz leistet Erste Hilfe am Kind einen elementaren Beitrag zum richtigen Verhalten als Ersthelfer. Dabei bilden klar definierte Zielsetzungen den Rahmen des Schulungsangebots:
- Notfälle erkennen und richtig beurteilen
- Entwicklung einer hohen Handlungskompetenz im Ernstfall
- Theoretischer und praktischer Wissenserwerb rund um Notfall und Erste Hilfe
- Praktische Fähigkeit, Erste Hilfe ruhig und fachgerecht durchzuführen
- Herausbildung kompetenter Persönlichkeiten, die gezielte und adäquate Hilfe in allen Notfallsituationen und auch bei emotionaler Verstrickung leisten können
Im Zentrum des Kursgeschehens von Erste Hilfe am Kind steht also die Vermittlung theoretischen Wissens und praktischer Handlungskompetenz, um im Falle einer Notsituation diese angemessen beurteilen und adäquate Hilfemaßnahmen einleiten zu können. Daraus ergeben sich auch die Inhalte derartiger Schulungsangebote, die zumeist die häufigsten Notfallsituationen im Kindesalter aufgreifen. Ausgehend von der eigentlichen Zielsetzung wird jedoch versucht, alle am Umgang mit Kindern beteiligten Personen zumindest dazu zu befähigen, die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Rettungskräfte fachkompetent zu überbrücken.
3. Erste Hilfe am Kind: Die Teilnahmecharakteristiken
Wieder-holungs-intervall |
Jeder, der regelmäßigen Umgang mit Kindern pflegt, sollte mindestens einmal an einem Erste Hilfe am Kind Kurs teilgenommen haben. Eine Wiederholung ist immer sinnvoll, wobei im professionellen Kontext ein Wiederholungsintervall von zwei Jahren gilt. Eltern und anderweitige private Betreuungspersonen sollten im Fünfjahresrhythmus ihr Wissen wieder auffrischen. |
Buchung |
Die Buchung eines Kurses zur Ersten Hilfe am Kind ist jederzeit möglich, wann immer sich das Interesse daran oder die Notwendigkeit dafür ergibt. Da es sich um kein kontinuierliches sondern ein punktuelles Schulungsangebot handelt, sollte eine Anmeldung immer unmittelbar nach Realisierung des Bedarfs erfolgen. |
Beginn |
Für Unterweisungen in Erste Hilfe am Kind ist es nie zu früh oder zu spät. Deshalb kann ein solcher Kurs eigentlich zu jedem Zeitpunkt begonnen werden. Für junge Eltern empfiehlt sich jedoch ein Besuch während der letzten Schwangerschaftswochen, so dass sie bei der Ankunft des Babys optimal vorbereitet sind. |
Ende |
Auch bei der Frage, wann ein kindbezogener Erste Hilfe Kurs beendet sein sollte, kann es keine Richtlinie sondern allenfalls eine Empfehlung geben. Und auch hier sollte der Abschluss eben vor dem regelmäßigen Umgang mit dem Kind gewährleistet sein . |
Dauer |
Erste Hilfe am Kind wird im Normalfall als Kompaktkurs angeboten, was bedeutet, dass alle Inhalte an einem Schulungstag abgehandelt werden. Nur in seltenen Fällen sind zwei Termine notwendig, die dann das Thema Erste Hilfe am Kind in Theorie und Praxis getrennt unterrichten. |
Zeitaspekt |
In Form von Crashkursen findet man Erste Hilfe am Kind vorzugsweise als Wochenendangebot, welches sich über etwa sechs bis acht Stunden erstreckt. Nur selten sind auch Wochentags derartige Unterweisungen platziert. |
Kenntnisse in der adäquaten Ersten Hilfe am Kind können Leben retten. Deshalb ist es dringend anzuraten, auch als Eltern einem solchen Kurs beizuwohnen. Wenngleich natürlich keine Pflicht besteht, so ist es äußerst ratsam, sich in Erste Hilfe am Kind bereits vor dessen Ankunft zu schulen. Nur so ist gewährleistet, dass zumindest das grundsätzliche Wissen über verschiedene Notsituationen und angemessene Hilfeleistungen vorhanden ist. Zu spät ist es für eine Teilnahme allerdings nie. Da es sich jedoch um Schulungen handelt, die nicht fortlaufend angeboten werden, ist eine rechtzeitige Anmeldung dringend anzuraten.
Im Normalfall ist Erste Hilfe am Kind eine Unterweisung, die ganztags an einem einzelnen Termin stattfindet. Das Wochenende hat sich dabei besonders etablieren können. Nur selten werden wochentags derartige Kurse angeboten, ebenso wie es lediglich vereinzelt dazu kommen kann, dass die Unterweisung auf zwei Termine, zu denen Theorie und Praxis getrennt voneinander behandelt werden, verteilt ist.
4. Kursaufbau und Inhalte
Die Zielsetzung von Erste Hilfe am Kind ist ganz klar – Notfälle sollen vermieden und in ihren Auswirkungen und Spätfolgen abgeschwächt werden. Um dies zu erreichen ist eine umfassende Aufklärung notwendig und zwar sowohl in Theorie als auch Praxis. Und genau dies bezeichnet bereits den Aufbau der kindspezifischen Erste Hilfe Kurse. Denn hier wird wenig Zeit mit langwierigen Eingewöhnungsphasen vergeudet. Stattdessen sind im Aufbau zwei Phasen erkennbar:
- Theorie: hier werden zahlreiche Informationen der Ersten Hilfe theoretisch beleuchtet und dadurch die Plattform für angemessene Handlungskompetenz geschaffen.
- Praxis: in diesem Kursabschnitt erwerben die Teilnehmer in praktischen Übungen die Fähigkeit, Erste Hilfe Maßnahmen angemessen einzuleiten und durchzuführen.
Daraus ergeben sich auch die Inhalte, die in der Ersten Hilfe am Kind angesprochen werden:
- Vorbeugen von Unfällen
- Erkrankungen bei Kindern
- Impfkalender
- Plötzlicher Kindstod
- Ohrenschmerzen
- Fieberkrämpfe
- Nasenbluten
- Hausapotheke
- Verbrennungen
- Sonnenstich und Hitzschlag
- Insektenstiche
- Zecken und Zeckenentfernung
- Vergiftungen
- Erstmaßnahmen bei Pseudokrupp
- Austrocknung
- Kopfverletzungen
- Schock
- Wunden und Wundversorgung
- Druckverband
- Bewusstlosigkeit
- Kontrolle der Vitalfunktionen
- Stabile Seiten- und Bauchlage
- Atemwege freimachen
- Lebensrettende Handgriffe
- Wiederbelebung bei Säuglingen und Kindern
- Besonderheit Ertrinken
Selbstverständlich fehlen inhaltlich auch die Vorgehensweisen bei einem akuten Notfall nicht:
- Bergen aus der Gefahrensituation
- Unfallstelle absichern
- Rettungsdienst verständigen einschließlich der 5-W-Fragen
- Erste Hilfe Maßnahmen einleiten
5. Vorteile kindbezogener Erste Hilfe Kurse
- Teilnehmer können im Notfall angemessen Erste Hilfe leisten
- Spätfolgen können so verhindert werden
- Der Kurs verleiht Sicherheit im Umgang mit Verletzungen und Notfällen
- Notfallsituationen können frühzeitig erkannt werden, was ein rechtzeitiges Eingreifen möglich macht
- Praktische Übungen vermitteln effektive Handlungskompetenz
- Die kurze Kursdauer geht ohne großen organisatorischen Aufwand einher
- Teilnehmer können vielerlei Fragen stellen
- Geringe Teilnehmerzahl lässt viel Raum für das Training der einzelnen Kursbesucher
- Die meisten Kurse enden mit der Herausgabe einer Zusammenfassenden Broschüre
6. Nachteile kindbezogener Erste Hilfe Kurse
- Viele Erste Hilfe Kurse werden prinzipiell allgemein gehalten und greifen nur rudimentär die Erste Hilfe am Kind auf
- Spezifisches Kursangebot ist nur schwer erschließbar
- Der thematische Umfang ist grundsätzlich so groß, dass im Kurs nur ein Auszug daraus abgehandelt werden kann
- Der begrenzte Zeitrahmen lässt nur zu, dass jeder Teilnehmer jede Übung einmal durchführen kann – echte Handlungssicherheit entsteht dadurch nicht
- Schulungen in Erste Hilfe am Kind sind für Eltern freiwillig und keine Pflichtveranstaltung
- Die Freiwilligkeit führt zu einer geringen Resonanz, woran das Zustandekommen mancher Kursangebote scheitert
7. Erschließen eines Kursangebots
Erste Hilfe am Kind ist zwar ein Kursangebot, welches durchaus der Elternschule angegliedert werden darf, nichtsdestotrotz sorgt die Notwendigkeit des geeigneten Trainingsmaterials dafür, dass derartige Schulungen eben nicht problemlos in elternschulischen Institutionen realisiert werden können. Schließlich sind nicht nur entsprechend ausgestattete Räumlichkeiten vonnöten, sondern auch Trainingsdummys und Übungsmaterialien. Aus diesen Gründen sollte man sich auf der Suche nach einer Unterweisung in Erste Hilfe am Kind vorzugsweise an folgende Institutionen wenden:
- Malteser Hilfsdienst
- Deutsches Rotes Kreuz
- Johanniter Unfallhilfe
- Technisches Hilfswerk
- Krankenkassen
- Krankenhäuser mit pädiatrischen Stationen
- Volkshochschulen
- Kinderbetreuungseinrichtungen im Rahmen der Teamschulung oder Elternbildung
8. Kosten der Unterweisung in Erste Hilfe am Kind
Kenntnisse in Erste Hilfe am Kind sind zweifelsfrei enorm wichtig, möchte man Gefahrensituationen weitgehend vermeiden und im Ernstfall schwerwiegende Folgen durch korrektes Handeln verhindern. Und dennoch findet sich niemand, der bereit ist der interessierten Elternschaft einen Kurs in Erste Hilfe am Kind zu finanzieren. Dies bedeutet, dass eine derartige Schulung aus eigener Tasche gezahlt werden muss. Die Kursgebühren sind dabei variabel und hängen von den jeweiligen Anbietern ab. Pro Teilnehmer wird jedoch im Durchschnitt ein Beitrag von 20 bis 30 Euro inklusive aller Materialien und einer Informationsbroschüre fällig. Manche Institutionen gewähren bei der Teilnahme von Paaren einen Rabatt. Wird Erste Hilfe am Kind im Rahmen der Elternbildung in Kinderbetreuungseinrichtung durchgeführt, so darf man sich über vergünstigte Preise und gegebenenfalls sogar eine kostenlose Teilnahme freuen.
9. Alternative Kursangebote
Erste Hilfe am Kind ist ein sehr spezifisches Kursangebot, welches zwar weitreichende Inhalte aufgreift, die jedoch allesamt der Thematik der kindlichen Notfälle entspringen. Entsprechend ist es schwierig, eine wirkliche Alternative zur Ersten Hilfe am Kind zu finden. Einzig bei zwei alternativen Kursen ist eine annähernde Thematik gegeben:
- Kindernotfallkurs
- Allgemeiner Erste Hilfe Kurs