Verlauf der Denkentwicklung
Das Kind entwickelt in diesem frühen Alter bereits Vorlieben für Spielzeug und Spielfiguren, die es dann besonders häufig anschauen oder betasten möchte. Dinge erlangen die Aufmerksamkeit des Kindes und werden bereits gezielt ausgesucht. In diesem Alter sind die Erziehenden sehr gefordert, das Kind vor möglichen Gefahren durch seinen Wissensdurst zu bewahren. So kann zum Beispiel das Verschlucken von kleinen Teilen oder das Schneiden an scharfen Kanten gefährlich sein. Das Kind kann die Gefahren in diesem Alter natürlich noch nicht erkennen und so sind die Erziehenden in ihrer Aufsichtspflicht gefragt.
Nach dem Schweizer Psychologen Jean Piaget (1896-1980) gliedert sich die Denkentwicklung in vier Stufen.
1. Die sensumotorische Stufe (von der Geburt bis 2 Jahre)
In dieser Stufe kann das Kind Reize der Umwelt über seine Sinnesorgane aufnehmen, diese aber noch nicht miteinander verknüpfen. Wenn es beispielsweise Musik hört, kann das Kind nicht feststellen von wo die Musik kommt. Doch schon bald arbeiten die Sinnessysteme zusammen, da das Kind die Dinge seiner Umwelt mit allen Sinnen erfahren möchte. Spielsachen werden angeschaut, befühlt und in den Mund gesteckt.
2. Die Stufe des anschaulichen Denkens (2-7 Jahre)
Die Kinder sind in dieser Stufe sehr ich-bezogen und können sich kaum oder gar nicht in andere Personen hineinversetzen.
„Umschüttversuch“ von Piaget:
Ein Erwachsener schüttet vor den Augen der Kinder die Flüssigkeit von einem breiten Trinkglas in ein schmaleres, höheres Trinkglas. Die Kinder sind nun, da in dem schmalen Trinkglas die Flüssigkeit höher ist, der Meinung, dass sich dort auch mehr Flüssigkeit befindet.
An Piagets so genannten „Umschüttversuch“ versuch kann man erkennen, dass sich die Zu-Erziehenden nur auf ein Merkmal (in diesem Fall die Höhe des Glases) konzentrieren.
Auch wenn die Kinder an dem Umschüttvorgang dabei waren, können sie diesen nicht berücksichtigen. Sie sehen nur das Ergebnis: den höheren Flüssigkeitsstand.
In der Phase des anschaulichen Denkens lernen Kinder eine Menge, indem sie es bei anderen Personen abschauen. So nimmt sich das Kind beispielsweise den Fanschal der Lieblingsmannschaft des Vaters, wenn dieser einem Fußballspiel im Fernsehen zuschaut. Das Kind möchte sein Verhalten dem des Vaters anpassen. Es entwickelt eine Verknüpfung zwischen dem Gesehenen und dem eigenen Handeln.
3. Die Stufe des logischen Denkens (7-12 Jahre)
In diesem Alter ist es den Kindern möglich eigene gedankliche Schlüsse zu ziehen. Sie müssen nicht mehr auf Erfahrungen zurückgreifen, sondern können sich logische Schlussfolgerungen denken. Für einen Achtjährigen wäre es beispielsweise logisch, dass sich in den zwei Gläsern gleich viel Flüssigkeit befindet, da er gesehen hat, dass beim umschütten weder Flüssigkeit dazugegeben, noch weggenommen wurde.
4. Die Stufe des abstrakten Denkens (ab 12 Jahre)
Jugendlichen ab dem 12. Lebensjahr können abstrakten Voraussetzungen logische Schlussfolgerungen ziehen. Sie können eigene Annahmen gedanklich und systematisch überprüfen. (Z. B. Was wäre, wenn alle Menschen arbeitslos wären?)
Autorin: Verena Fischer,
staatlich geprüfte Erzieherin mit Kneipp-Gesundheitsausbildung für Kinder
Letztes Update: Januar 2024
Erstelldatum: Mai 2016
Recherchierte Literatur:
Psychologie (Lehr-/Fachbuch) von Hermann Hobmair bei Bildungsverlag EINS
Pädagogik (Lehr-/Fachbuch) von Hermann Hobmair bei Bildungsverlag EINS
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