Geburtsvorbereitungs­kurse

1. Geburtsvorbereitungskurs – warum und für wen?

Der Geburtsvorbereitungskurs ist ein Angebot, das sich ausdrücklich an Schwangere in den letzten Wochen vor der Entbindung richtet. Diese Zielgruppendefinition ergibt sich aus den thematischen Inhalten derartiger Kurse, die sich neben der embryonalen Entwicklung und der Schwangerschaft ausdrücklich mit dem Geburtsvorgang und dessen Abläufen befassen und, wie der Name bereits erkennen lässt, die Schwangere optimal darauf vorzubereiten versuchen. Dabei ist ein selbstbestimmter Geburtsverlaub mit aktiver Beteiligung der werdenden Mutter das übergeordnete Ziel. Zweitrangig, aber dennoch nicht unwichtig, sind in diesem Kontext das Verständnis und eben auch das Verhalten einer Begleitperson bei der Entbindung. Entsprechend werden auch diese über den Geburtsvorbereitungskurs angesprochen. Überwiegend handelt es sich dabei um den Partner der Schwangeren, es kann jedoch auch eine Freundin, die baldige Großmutter oder irgendeine andere vertraute Person sein.

 

Geburtsvorbereitung

 

Geburtsvorbereitungskurse sind gleichermaßen für Erst- und Mehrfachgebärende sowie bei Mehrlingsschwangerschaften und auch geplanten Kaiserschnitten empfehlenswert, da sie eine allumfassende Aufklärung bieten. Insgesamt sind Geburtsvorbereitungskurse thematisch vielseitig gehalten, können jedoch im Rahmen spezieller Kurse, wie zum Beispiel Entspannungstrainings, näher präzisiert werden.

 

2. Kursziele und Charakteristiken in der Geburtsvorbereitung

Um die differenten Ansprüche und individuellen Situationen der werdenden Familien zu würdigen, stehen verschiedene, zielgruppenorientierte Geburtsvorbereitungskurse zur Auswahl:

 

2.1 Der klassische Geburtsvorbereitungskurs

Er richtet sich in erster Linie an die werdende Mutter, die alleine an den jeweiligen Gruppenveranstaltungen teilnimmt. Oftmals werden in diese klassischen Geburtsvorbereitungskurse Partnerabende integriert – bei ihnen handelt es sich um ein bis zwei Termine, zu denen die Schwangere von ihrem Partner oder einer anderweitigen Person, die auch der Geburt beiwohnen wird, begleitet wird. Klassische Geburtsvorbereitungskurse können von Erst- wie auch Mehrfachmamas gebucht werden.

 

2.2 Der Erstlingskurs

Erstlingskurse sind spezielle Geburtsvorbereitungskurse, die sich ausdrücklich an Schwangere vor ihrer ersten Entbindung richten. In diesen Kursen werden die mit der Geburt und dem Muttersein verbundenen Ängste und Sorgen besonders umfassend thematisiert. Trotz des erklärten Bedarfs sind Erstlingskurse bislang eher die Seltenheit.

 

2.3 Mehrgebärendekurse

Von den Mehrgebärendenkursen werden speziell Frauen angesprochen, die bereits Mütter sind. Im Zentrum steht neben der Auffrischung von Schwangerschafts- und Geburtswissen auch die Integration des neuen Erdenbürgers in den bestehenden Familienverband.

 

2.4 Partnerkurse

Partnerkurse sind Geburtsvorbereitungskurse, die während ihres kompletten Verlaufs von der werdenden Mutter und ihrem Lebenspartner besucht werden. Dabei werden zwar alle Fragen des „normalen“ Geburtsvorbereitungskurses angesprochen, jedoch immer unter Berücksichtigung der Bedürfnisse beider Elternteile. Die meisten Partnerkurse finden als so genannte Crashkurse an einem Wochenende statt.

 

2.5 Gemischte Kurse

Eine mittlerweile seltene Form der Geburtsvorbereitung sind die so genannten Mischkurse, bei denen sowohl einzelne Frauen als auch Paare dem Kursgeschehen gemeinsam beiwohnen. Schließlich haben sich natürliche Hemmschwellen, Ängste in einer solchen Gruppe offen anzusprechen, als kontraproduktiv in der Geburtsvorbereitung dargestellt. Nichtsdestotrotz kann ein derartiger gemischter Kurs nicht nur bei mangelndem anderweitigem Angebot interessant sein, sondern auch um Schwangerschaft und Geburt aus anderer Perspektive betrachten und so das familiäre Verständnis steigern zu können.

 

Die Ziele, die ein Geburtsvorbereitungskurs zu erreichen versucht, sind sehr weitreichend gehalten:

 

  • Selbstbestimmte Schwangerschaft und Geburt durch ausdrückliche Informationen über die jeweiligen Verläufe, Erfordernisse aber auch Möglichkeiten.
  • Aktivierung eines gesunden Selbstbewusstseins der werdenden Eltern, die anstehende „Geburtshürde“ tatsächlich meistern zu können.
  • Abbau von Stressfaktoren.
  • Verringerung von Ängsten im Schwangerschafts- und Geburtskontext durch intensive Aufklärung und Austausch mit anderen.
  • Stärkung der familiären Strukturen.
  • Selbstbewusster und fördernder Umgang mit dem Neugeborenen.

 

Insgesamt zielen Geburtsvorbereitungskurse darauf ab, die gesamte Situation der werdenden Familie positiv zu beeinflussen. Hierfür werden Kombinationen aus theoretischer Wissensvermittlung und praktischer Unterweisung angeboten.

 

3. Zeitpunkt, Dauer und Häufigkeit von Kursen

Die geltenden Modalitäten für Geburtsvorbereitungskurse können unterschiedlich sein und hängen davon ab, ob es sich um einen klassischen Kurs oder den so genannten Crashkurs handelt:

 

 

Klassische Geburtsvorbereitung

Crashkurs

Wiederholungs-intervall

einmalig pro Schwangerschaft

Buchung

bis zur 20. Schwangerschaftswoche

Beginn

zwischen der 26. und der 30. Schwangerschaftswoche

um die 34. Schwangerschaftswoche

Ende

rund 4 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin

4 bis 6 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin

Dauer

6 bis 14 Einzeltermine

meist zweitägiger Intensivkurs am Wochenende

Zeitaspekt

1 bis 2 Stunden je Termin

ca. 5 Stunden pro Tag, also insgesamt 10 Stunden

 

Bei Geburtsvorbereitungskursen ist die rechtzeitige Buchung von unglaublicher Wichtigkeit. Dies liegt einerseits an der relativ großen Nachfrage, die mitunter einer Kursteilnahme zum erforderlichen Zeitpunkt im Wege steht, sollte ein Platz nicht rechtzeitig reserviert worden sein. Wesentlich wichtiger ist der Buchungsaspekt jedoch im Kontext der Kostenübernahme durch die Krankenkasse, die grundsätzliche Zeitspannen definiert, in denen ein Geburtsvorbereitungskurs besucht werden muss.

 

Klassische Geburtsvorbereitungskurse beginnen zwischen der 26. Und der 30. Schwangerschaftswoche und finden einmal pro Woche für ein bis zwei Stunden über 6 bis 14 Wochen statt. Wichtig ist, dass der Kursbesuch so kalkuliert werden sollte, dass sein Ende etwa vier Wochen vor dem geplanten Entbindungstermin liegt. Nur so ist gewährleistet, dass alle wichtigen Informationen auch bei verfrühter Geburt vermittelt werden konnten. Der relativ späte Beginn jedoch soll verhindern, dass etwaige Übungen eine frühzeitige Wehentätigkeit auslösen. Crashkurse bilden hierbei eine Ausnahme und werden etwa in der 34. Schwangerschaftswoche besucht. Sie finden an einem Wochenende zumeist in Partnerbegleitung statt. Auch dabei gilt die 36. Schwangerschaftswoche als letztmöglicher Termin.

 

4. Aufbau und Inhalte der Geburtsvorbereitungskurse

Wie bereits deutlich wurde, gibt es bei den Geburtsvorbereitungskursen diverse Unterschiede, die es abzuwägen gilt, um für sich das individuell passende Kursangebot ausfindig zu machen:

 

4.1 Einzelbesuch versus Partnerkurs

Im Rahmen des klassischen Geburtsvorbereitungskurses treffen sich ausschließlich die werdenden Mütter zur Information und dem gemeinsamen Austausch. Partner sind nur zu einzelnen, zuvor definierten Terminen willkommen. Meist finden die Einzelkurse einmal pro Woche über bis zu 14 Wochen statt. Im Gegensatz dazu ist ein Partnerkurs so konzipiert, dass von der ersten bis zu letzten Kurseinheit die werdenden Mütter mit ihren Lebenspartnern anwesend sind. Zumeist handelt es sich bei diesen Kursen um Wochenendveranstaltungen, die alle Inhalte innerhalb von zwei Tagen vermitteln.

 

4.2 Geschlossener versus offener Geburtsvorbereitungskurs

Die meisten Geburtsvorbereitungskurse sind so konzipiert, dass nach rechtzeitiger Anmeldung eine Gruppe an Frauen zusammengestellt wird, die sich fortan regelmäßig im Rahmen der Vorbereitungsveranstaltungen treffen. Ein späterer Einstieg ist in der Regel nicht möglich. Ebenso werden frei werdende Plätze nicht nachbesetzt. Dadurch entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Vorbereitungsgruppe, was eine elementare Basis für ein stabiles Vertrauensverhältnis ist. Dieses ist unabdingbar, damit die Frauen ihre persönlichen Ängste, Fragen und Sorgen innerhalb dieses geschützten Rahmens äußern können. Im Gegensatz dazu ist bei offenen Kursen fortwährend ein Ein- und Ausstieg möglich. Sämtliche Themen werden in regelmäßigen Intervallen wiederholt, so dass jede Teilnehmerin alle erforderlichen Informationen erhält. Aus Sicht der Gruppendynamik sind offene Kurse nicht zwingend die erste Wahl, was auch einer der Gründe für ihre Seltenheit ist. Insofern jedoch kurzfristig ein Geburtsvorbereitungskurs besucht werden soll, können offene Angebote dennoch eine gute Alternative darstellen.

 

Unabhängig davon, in welcher Gestalt ein Geburtsvorbereitungskurs konzipiert ist, inhaltlich greifen sie alle die gleichen Thematiken auf:

 

  • Physiologische und pathologische Schwangerschaftsverläufe
  • Entwicklung von Embryo und Fetus
  • Bedeutung und Gestalt der Schwangerschaftsvorsorge
  • die ideale Ernährung in der Schwangerschaft
  • mögliche Schwangerschaftsbeschwerden und ihre effektive Linderund
  • Entspannungsübungen für Schwangerschaft und Geburt
  • geburtserleichternde Atemtechniken
  • leichte Schwangerschaftsgymnastik
  • Dammmassage und Dammschutz
  • die Phasen der Geburt
  • potenzielle Geburtskomplikationen
  • verschiedene Gebärmethoden mit Vor- und Nachteilen
  • effektive Schmerzbekämpfung (z. B. PDA)
  • das Wochenbett
  • Stillberatung
  • Säuglingspflege
  • Partnervorbereitung (z. B. gemeinsames Atmen, Massage)

 

5. Der Vorteil eines Geburtsvorbereitungskurses

  • Im Zentrum der Geburtsvorbereitungskurse steht eine allumfassende Vermittlung von Information.
  • Geburtsvorbereitungskurse klären auf und vermitteln damit Sicherheit und reduzieren Ängste.
  • Mit weit verbreiteten Vorurteilen und Ammenmärchen wird aufgeräumt – vor allem Erstgebärende erfahren so, was auf sie zukommt.
  • Kurse zur Geburtsvorbereitung schaffen erste Kontakte zu anderen Schwangeren – im Verlauf kommt es zu einem regen Austausch untereinander.
  • Die Vorbereitungsgruppe bietet einen geschützten Rahmen, in dem Ängste und Sorgen angesprochen werden können.
  • Auch Partner werden aufgeklärt und auf das baldige Leben mit einem Säugling vorbereitet.
  • In der Regel sind Geburtsvorbereitungskurse für die werdende Mutter kostenlos.

 

6. Die Nachteile eines Geburtsvorbereitungskurses

  • Im Rahmen der Geburtsvorbereitungskurse findet kein umfassendes körperliches Training statt. Sie halten also weder fit noch ersetzen sie eine Schwangerschaftsgymnastik.
  • Die Qualität des Kurses sowie das Thematisieren alternativer Methoden hängen zentral von der durchführenden Person ab.
  • Geburtsvorbereitungskurse sind ein zeitlich begrenztes Angebot.
  • Nicht immer können alle individuellen Fragen angesprochen werden – gerade in Mischkursen aus Einzelbesucherinnen und Partnerteilnahme mangelt es an dieser Möglichkeit.
  • Eine Kostenübernahme ist in bestimmten Fällen nicht garantiert.

 

7. Wer bietet Geburtsvorbereitungskurse an?

Geburtsvorbereitungskurse sind bereits seit langem in die Schwangerschaftsvorsorge integriert. Entsprechend ist es nicht weiter verwunderlich, dass eine Schwangere an vielerlei Orten auf der Suche nach einem Geburtsvorbereitungskurs fündig wird:

 

  • bei Hebammen im Rahmen derer Tätigkeit in Frauenkliniken, freien Praxen oder Geburtshäusern,
  • bei Ärzten und Säuglingsschwestern in Frauenkliniken
  • in Elternschulen,
  • Volkshochschulen,
  • Sportvereinen,
  • Familienbildungszentren,
  • Sport- und Gymnastikstudios,
  • bei Physio- und Bewegungstherapeuten,
  • in Gesundheitszentren und
  • in gynäkologischen Praxen.

 

Bei der Auswahl der geeigneten Einrichtung ist allerdings Vorsicht geboten. Denn die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist für einen Geburtsvorbereitungskurs nur dann garantiert, wenn dieser von einer ausgebildeten Hebamme durchgeführt wird.

 

8. Kosten für Geburtsvorbereitungskurse

Geburtsvorbereitungskurse sind kostenpflichtige Veranstaltungen, deren Preis vom jeweiligen Anbieter und dem zeitlichen Umfang abhängig ist. Im Durchschnitt kann man davon ausgehen, dass für einen Geburtsvorbereitungskurs, egal ob als wöchentliche Veranstaltung oder in der Crash-Variante, ein Kostenfaktor zwischen 70 und 150 Euro anfällt. Diese Kosten für die Teilnahme der werdenden Mutter sind jedoch in der Regel durch die Krankenkasse getragen, wobei es hier gewisse Aspekte zu beachten gilt. Wird ein Paarkurs gebucht oder beinhaltet der Geburtsvorbereitungskurs Partnerabende, so müssen die damit einhergehenden Zusatzkosten in jedem Fall selbst getragen werden. Sie belaufen sich auf durchschnittlich 40 Euro für vereinzelte Partnerabende und etwa 80 Euro bei einem kompletten Paarkurs.

 

Folgende Kostenträger kommen unter den genannten Umständen infrage:

 

8.1 Gesetzliche Krankenkasse

Die GKV trägt grundsätzlich die Kosten für den Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses pro Schwangerschaft. Eine Zuzahlung fällt nicht an. Voraussetzung ist jedoch, dass der besuchte Kurs von einer ausgebildeten Hebamme durchgeführt und im letzten Drittel der Schwangerschaft besucht wird. Partnerkosten werden in der Regel nicht übernommen, wobei manche Krankenkassen einen Zuschuss gewähren.

 

8.2 Private Krankenkassen

Private Krankenkassen sind nicht dazu verpflichtet, die Kosten für einen Geburtsvorbereitungskurs zu tragen. Ob und inwieweit eine Kostenübernahme möglich ist, muss somit individuell erfragt werden.

 

8.3 Beihilfestellen

Beamte mit einer Krankenversicherung nach den Beihilfeverordnungen sowie beihilfeberechtigte Personen müssen sich an die zuständigen Beihilfestellen wenden, wenn sie eine Kostenübernahme des Geburtsvorbereitungskurses wünschen. Dabei muss jedoch grundsätzlich bedacht werden, dass Geburtsvorbereitungskurse nicht als beihilfefähige Aufwendungen deklariert sind und somit prinzipiell nicht der Kostenübernahme unterliegen. Mit Ausnahmegenehmigung ist jedoch eine Geltendmachung als Vorsorgeleitung möglich. Die entsprechende Zustimmung muss allerdings vor dem Kursbeginn vorliegen.

 

9. Mögliche Alternativen zum Geburtsvorbereitungskurs

Ein Geburtsvorbereitungskurs ist thematisch breit gefächert, weshalb ihn zu ersetzen ein schier unmögliches Unterfangen ist. Alternativen eröffnen sich dennoch mit einem Kursangebot, das unterschiedliche Spezialisierungen aufweisen kann:

 

  • Schwangerenyoga,
  • Akkupunktur,
  • Schwangerschaftsgymnastik,
  • Wassergymnastik,
  • Autogenes Training mit dem Schwerpunkt Atmung,
  • Pränataler Gesang,
  • Bauchtanz,
  • Hypnose,
  • Lamaze Methode,
  • Beckenbodentraining,
  • Säuglingspflege.

 

Dieses spezielle Kursangebot der Geburtsvorbereitung ist zumeist geeignet für Frauen, die bereits Kinder haben und entweder in einzelnen Bereichen eine informative Auffrischung wünschen oder grundsätzlich auf anderweitige Art Geburtsvorbereitung wünschen.

 

Videos zur Geburtsvorbereitung

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Schwangerschaftsupdate #7: Kliniktasche, Geburtsvorbereitung und Wehenförderung, Krankenhaus