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Stabiles soziales Umfeld beste Prävention vor Kriminalität

von Newsredaktion

Kriminalität

Eine aktuelle Längsschnitt-Studie gibt Auskunft darüber, wie sich die Kriminalität in den verschiedenen Altersgruppen entwickelt. Wissenschaftler wollen damit unter anderem klären, welche sozialen Gruppen besonders gefährdet sind oder wie sich Erziehungsmaßnahmen und Prävention auswirken. Antworten gibt die Studie „Kriminalität in der modernen Stadt“ der Universitäten Münster und Bielefeld.

Kriminalität in Langzeitstudie

Für die Studie haben Forscher der beiden Universitäten junge Menschen seit 2002, damals waren die Teilnehmer 13 Jahre. Heute sind sie etwa 30 Jahre alt. Sie ermitteln so individuelle Entwicklungen und Ursachen für mögliches kriminelles Verhalten. Die Studienergebnisse wurden nun veröffentlicht. An der Studie waren Forscher aus den Bereichen Soziologie und Kriminologie beteiligt und untersuchten die Daten von etwa 3.000 Personen aus der Region Duisburg. Seit rund 14 Jahren befragen die Wissenschaftler die Teilnehmer zur Kriminalität und ihren Ursachen. Damit lassen sich langfristige Entwicklungen nachvollziehen. Die Wissenschaftler stellten etwa fest, dass sich in vielen Fällen die jugendliche delinquente Haltung von selbst wieder ablegt. Von den Befragten begingen etwa 84 Prozent der Jungen und 69% der Mädchen bis zum Alter von 18 Jahren, der Volljährigkeit in der Regel mindestens eine, meist leichte, Straftat. Meist regelt das das soziale Umfeld mit Eltern, Freunden und Schule, ohne Eingreifen der Behörden bzw. der Justiz. Oft kommen die Fälle nicht zur Anzeige.

Leichte Straftaten bei Jugendlichen

Um Informationen über diese Straftaten zu erlangen, die ohne Strafverfolgung auskommen, nutzen die Forscher Daten aus dem so genannten Dunkelfeld eingeordnet werden in nicht in offiziellen Kriminalstatistiken erscheinen. Bei der anonymen Studie können die Befragten ihre strafbaren Handlungen angeben, ohne jedoch nachträglich Konsequenzen fürchten zu müssen. Bei Schülern spielen bei den Delikten vor allem das „Abziehen“ von Gleichaltrigen, also die Erpressung von Geld und Wertgegenständen von Gleichaltrigen, eine Rolle, bei den jungen Erwachsenen von Anfang oder Mitte 20 treten Verkehrsdelikte und Betrug häufig auf.

Hohe Strafen verhindern normales Leben

Die Ergebnisse der Studie  kommunizieren die Forscher nach außen. Von Interesse sind die Erkenntnisse vor allem für die Jugendhilfe, die Polizei oder die Justiz. Sie wollen herausfinden, wie die Behörden mit delinquenten Jugendlichen und jungen Menschen umgehen kann. Die Daten zeigen zum Beispiel, dass das Eingreifen der Behörden wie Polizei und Justiz in einigen Fällen auch kontraproduktiv sein kann. Daher geht die Strafverfolgung auch in einigen Fällen eher zurückhaltend mit Sanktionen wie Freiheits- bzw. Haftstrafen um. Denn mit der Vorstrafe könnte eine normale Lebensführung und eine berufliche Existenz gefährdet sein. Unter Umständen kann sich bei unangemessenen oder besonders hohen Strafen das Risiko einer erneuten Straffälligkeit so erhöhen.  In vielen Fällen ist der Weg über pädagogische Maßnahmen im Rahmen der Schule oder der Familie sinnvoller und langfristig effektiver. Auch Maßnahmen der Jugend- oder Sozialhilfe könnten verhindern, dass jugendliche Täter erneut straffällig werden und eine kriminelle Karriere zu verhindern. Wenn Jugendliche soziale Regeln erlernen und in einem stabilen Umfeld der Schule, Familie und Freunden bzw. Ausbildung oder Beruf leben, ist das für die Wissenschaftler die beste Prävention.

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