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Schwanger werden

Sie ist schwanger und erwartet Vierlinge. Diese aktuelle Nachricht, die vielen Müttern wahrscheinlich ohnehin schon Sorgenfalten auf die Stirn treibt, wird noch einmal potenziert, sobald weiter gelesen wird. Die Frau, um die es geht, ist bereits Mutter von 13 Kindern und 65 Jahre alt. Experten sagen, die Risiken einer Mehrlingsschwangerschaft sind ohnehin schon groß, doch ein Körper im Alter von 65 sei dafür nicht ausgerichtet. Wie die Lehrerin schwanger werden konnte? Sie ließ sich im Ausland künstlich befruchten.

 

Künstliche Befruchtung als ein Segen bei Kinderwunsch

Für viele Paare mit Kinderwunsch ist zumindest die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung schon ein Segen. Es wird sich im Internet ausgiebig informiert. Mittlerweile existieren zahlreiche Ratgeberseiten, die wie mamilounge.de über Möglichkeiten und Besonderheiten einer Schwangerschaft informieren. Sie wenden sich schließlich auch vertrauensvoll an die auch in Deutschland immer häufiger ansässigen Kinderwunschzentren und werden dort mit der Tatsache konfrontiert, dass schwanger zu werden, ohnehin schon ein großes Glück ist, denn rein statistisch betrachtet liegt die Chance zwischen 20 und 30 Prozent auf natürlichem Wege schwanger zu werden, wenn ein Paar innerhalb eines Zyklus regelmäßig Geschlechtsverkehr hat. Klappt das nicht, muss Ursachenforschung betrieben werden.

Warum es mit der Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht klappt, kann ganz unterschiedliche Gründe haben: Stress im Alltag, eine ungesunde Ernährung, der Konsum von Zigaretten und Alkohol sowie Umweltfaktoren können eine natürliche Schwangerschaft verhindern. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, dass Mann und/oder Frau unfruchtbar ist. Dabei hält es sich die Waage: In 40 Prozent der Fälle ist der Mann unfruchtbar, in 40 Prozent der Fälle die Frau und in 20 Prozent der Fälle beide Partner.

 

Mögliche Ursachen von Unfruchtbarkeit

... bei Männern

... bei Frauen

Eingeschränkte, gestörte oder fehlende Hodenfunktion sowie Verschluss der Samenwege

Hormonstörungen, die die Eizellenreifung stören

Folge von Mumps, Hodenhochstand, Krampfadern am Hoden, operierten Tumoren

Fehlbildungen an Gebärmutter, Eileiter und Eierstock sowie Endometriose

Antikörperbildung gegen Ei- oder Samenzellen

Antikörperbildung gegen Ei- oder Samenzellen

Chromosomenanomalie

Chromosomenanomalie

 

Künstliche Befruchtungen in Zahlen

Das Deutsche IVF-Register (D.I.R.) dokumentiert in jährlichen Jahrbüchern, wie viel Befruchtungen gemeldet und vorgenommen wurden und in welchem Verfahren die künstliche Befruchtung von statten ging. 171.252 Babys wurden zwischen 1997 und 2013 geboren, die auf künstliche Art und Weise gezeugt wurden. Davon kamen 107.134 als Einlinge auf die Welt, 58.533 als Zwillinge, 5.497 als Drillinge und 88 als Vierlinge (Quelle: Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie, Sonderheft 1-2014, Seite 30). Doch was auf den ersten Blick wie ein Erfolg aussieht, nivelliert sich beim Blick auf die Anzahl der Behandlungen. Im Jahr 2013 wurden insgesamt 80.955 Behandlungen durchgeführt, die bei der D.I.R. angezeigt wurden. So lassen sich noch unzählige weitere Statistiken wälzen, die alle anzeigen: Die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung bietet Paaren die Chance, den Kinderwunsch zu realisieren, aber eine künstliche Befruchtung ist ebenso ein Glücksfall wie auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Die positive Nachricht ist: Nach dem dritten IVF-Zyklus können knapp 50 Prozent der Paare jubeln, denn sie bekommen das Ergebnis, dass die künstliche Befruchtung ein Erfolg war.

 

Die gängigsten medizinischen Möglichkeiten im Überblick

Die am häufigsten angewandte Behandlungsmethode ist die ICSI-Behandlung. Nach der hormonellen Eizellenstimulation werden diese der Frau in einem operativen Eingriff entnommen. Das Spermium des Mannes wird direkt in das Zytoplasma der Eizelle eingespritzt und in einen Wärmeschrank gebracht. Dort soll es zur Befruchtung kommen. Klappt dies, wird die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterhöhle übertragen und soll sich dort einnisten.

Weniger künstlich hingegen mutet die IVF-Methode an, obgleich fast ähnliche Behandlungsschritte zu gehen sind. Auch in diesem Fall werden der Frau Eizellen nach einer Stimulationsphase entnommen. Nur die Befruchtung wird nicht erzwungen, sondern dem männlichen Spermium und der weiblichen Eizelle quasi „freigestellt“. Finden Spermium und Eizelle zueinander und kommt es zur Befruchtung, kann die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterhöhle übertragen werden.

Um die Belastung der Frau auch bei mehreren Versuchen zu minimieren, bieten Kinderwunschzentren in aller Regel die Möglichkeit der Kryokonservierung an. Klappt es nicht beim ersten Versuch, müssen der Frau die Eizellen nicht mehr operativ entnommen werden, sondern können aus der Tiefgefrierkonservierung genommen werden, falls bei der ersten Operation genügend Eizellen gewonnen werden konnten.

 

Wie viel Kunst darf sein?

Da die künstliche Befruchtung für junge Paare mit Kinderwunsch eine echte Alternative zu Adoption oder Kinderlosigkeit sein kann, wird die Forschung weiter vorangetrieben – doch wie weit darf die Medizin gehen? Hierbei scheiden sich die Geister und in Anbetracht neuester Nachrichten zur genetischen Manipulierbarkeit von Genmaterial zur Züchtung des vermeintlich perfekten Menschen, mögen viele zu Recht laut „Stopp“ rufen.

Auch der Trend, der aus dem Vereinigten Staaten von Amerika nach Deutschland zu schwappen droht – das sogenannte „Social Freezing“ – weckt die Sorge, dass bei all den medizinischen Möglichkeiten vergessen wird, dass es nicht nur darum geht, Kinder in die Welt zu setzen, sondern auch, um sie versorgen zu können. Laut Wertemonitor 2014 ist für Kinder die Familie das Wichtigste im Leben. Dann bleibt nur zu hoffen, dass die 65-jährige Lehrerin ihren Vierlingen lange Zeit eine liebevolle Mutter sein darf.

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