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Pausen für Kinder: Warum sie unverzichtbar sind

von Redaktion

Kinderspielzeug auf dem Boden

In der Schule gibt es sie alle 45 Minuten, doch im Alltag kommen Pausen bei Kindern oft zu kurz. Dabei sind sie für die geistige und körperliche Entwicklung unverzichtbar. Sie fördern die Gehirnentwicklung, verbessern die Konzentration, reduzieren Stress und unterstützen die Kreativität.

 

Pausen und die Gehirnentwicklung von Kindern

Die Rolle von Pausen in der kindlichen Gehirnentwicklung ist weitgehend anerkannt, da sie nicht nur als Zeit der Entspannung dienen, sondern essenzielle Prozesse im Gehirn fördern. Diese Ruhephasen sind entscheidend für die Konsolidierung von Informationen – also den Prozess, durch den neu Gelerntes ins Langzeitgedächtnis übergeht. In den ersten Lebensjahren ist das Gehirn besonders anpassungsfähig, was als neuronale Plastizität bezeichnet wird. Diese Plastizität ermöglicht es dem Gehirn, sich ständig zu verändern und zu reorganisieren, um neue Fähigkeiten zu erwerben und Wissen zu speichern. Pausen spielen hier eine zentrale Rolle, da sie das Gehirn entlasten und gleichzeitig die Effizienz der kognitiven Prozesse steigern.

Neurologische Untersuchungen zeigen, dass das Gehirn während der Pausen keineswegs "abschaltet". Im Gegenteil: In diesen Phasen wird eine erhöhte neuronale Aktivität beobachtet, insbesondere in Bereichen, die für Gedächtnisbildung und Problemlösung verantwortlich sind. Während des aktiven Lernens werden neue Verbindungen zwischen Neuronen hergestellt, die allerdings Zeit benötigen, um zu stabilen und belastbaren Netzwerken zu werden.

Studien belegen, dass Kinder, die regelmäßig Pausen machen, signifikant besser darin sind, Informationen langfristig abzuspeichern. Ein bekanntes Beispiel ist die „Spacing-Effekt“-Theorie, die zeigt, dass durch regelmäßige Pausen zwischen den Lernphasen der Abruf von Wissen verbessert wird. Das Gehirn benötigt diese Intervalle, um sich zu erholen und gleichzeitig die zuvor aufgenommenen Informationen zu festigen.

Gerade bei jüngeren Kindern, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, sind Pausen unverzichtbar, um Überlastung zu vermeiden. Das kindliche Nervensystem ist sehr empfindlich gegenüber Reizen, und langanhaltende Konzentration ohne Unterbrechung kann zu einer Reizüberflutung führen. Pausen wirken hier wie ein „Reset-Knopf“, der dem Nervensystem die nötige Zeit gibt, um sich zu stabilisieren und zu regenerieren. Ohne Pausen kann dies zu Stress, Überforderung und einer Verringerung der Lernfähigkeit führen. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass Schüler mit Pausen bessere Noten bekommen.

 

Positive Effekte von Bewegung und Aktivitäten während der Pausen

Pausen, die mit Bewegung verbunden sind, haben einen besonders positiven Effekt auf die Konzentrationsfähigkeit von Kindern. Wenn Kinder während der Pausen körperlich aktiv sind – etwa durch Herumtollen, Ballspielen oder Laufen –, wird das Gehirn stärker durchblutet, was die geistige Leistungsfähigkeit unterstützt. Die Freisetzung von Endorphinen während körperlicher Aktivität sorgt zudem für ein gesteigertes Wohlbefinden und eine verbesserte Stimmung, was sich wiederum positiv auf die Motivation im Unterricht auswirkt.

Darüber hinaus können gezielte Aktivitäten, wie etwa einfache Sportübungen, kognitive und motorische Fähigkeiten gleichermaßen anregen. Lehrer und Eltern sollten daher versuchen, Pausen so zu gestalten, dass Kinder die Möglichkeit haben, sich zu bewegen, an die frische Luft zu gehen oder kreativen Aktivitäten nachzugehen, die sie mental und körperlich stimulieren.

Ein gut gestalteter Pausenhof kann hier unterstützend wirken. Studien zu Schulhofgestaltung betonen, dass attraktive und vielseitige Außenbereiche nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Konzentrationsfähigkeit der Schüler während und nach den Pausen fördern. Ein gut gestalteter Schulhof sollte verschiedene Bedürfnisse abdecken: Er sollte sowohl Bewegungsanreize bieten als auch Rückzugsräume schaffen, in denen sich Kinder erholen können.

 

Kinder an der Kletterstange

 

Bessere Konzentration durch Pausen

Pausen sind entscheidend, um die Konzentrationsfähigkeit von Kindern aufrechtzuerhalten. Wenn Kinder über längere Zeiträume ohne Unterbrechung lernen oder konzentriert arbeiten, nehmen ihre Aufmerksamkeit und Produktivität merklich ab. Dies liegt daran, dass das Gehirn nur eine begrenzte Zeit unter hoher kognitiver Belastung effektiv arbeiten kann, bevor es ermüdet. Wenn keine Pausen eingelegt werden, sinkt die Fähigkeit, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, rapide ab, was sich negativ auf das Lernen auswirkt.

Besonders jüngere Kinder sind hiervon betroffen, da ihre Aufmerksamkeitsspanne im Vergleich zu älteren Kindern oder Erwachsenen deutlich kürzer ist. Ohne Pausen leiden sie unter kognitiver Überlastung, was zu Konzentrationsverlust führt. In der Folge verringert sich nicht nur die Effizienz beim Lernen, sondern auch die Motivation, sich neuen Aufgaben zu widmen. Dies kann auf lange Sicht zu Frustration und einem negativen Verhältnis zum Lernen führen.

Die optimale Dauer und Häufigkeit von Pausen hängt stark vom Alter der Kinder ab. Jüngere Kinder, insbesondere im Kindergarten- oder Grundschulalter, haben eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne. Für sie ist es ideal, etwa alle 20 bis 30 Minuten eine kurze Pause von 5 bis 10 Minuten einzulegen. Diese kurzen Pausen sind lang genug, um das Gehirn zu entlasten, aber kurz genug, um den Lernfluss nicht zu unterbrechen. Sie bieten den Kindern die Möglichkeit, sich zu bewegen und den Fokus neu zu setzen.

Für ältere Kinder und Jugendliche, die eine längere Konzentrationsfähigkeit haben, können Pausen seltener, aber dafür etwas länger sein. Hier empfiehlt es sich, nach etwa 45 bis 60 Minuten eine 10- bis 15-minütige Pause einzuplanen. Diese Regelung orientiert sich an der natürlichen Aufmerksamkeitsspanne, die mit dem Alter zunimmt. Trotzdem bleibt es wichtig, den Pausenrhythmus individuell anzupassen, da auch Jugendliche von zu langen Unterrichtsphasen ohne Unterbrechung profitieren.

 

Pausen als Schlüssel zum Stressabbau bei Kindern

Kinder sind in der heutigen Zeit mehr denn je verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt. Schulische Anforderungen, soziale Erwartungen und die oft hektische Freizeitgestaltung üben einen hohen Druck auf sie aus. Dieser Stress kann negative Auswirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit von Kindern haben, weshalb es besonders wichtig ist, geeignete Strategien zur Stressbewältigung zu finden.

Pausen bieten auch Raum für emotionale und mentale Erholung. In dieser Zeit können Kinder sich von den Anforderungen des Schulalltags distanzieren und ihre Gedanken ordnen. Gerade in Situationen, in denen Kinder sich gestresst oder überfordert fühlen, bieten Pausen eine dringend benötigte Auszeit. Sie schaffen einen Raum, in dem Kinder ihre Emotionen regulieren können. Dies ist besonders wichtig, da viele Kinder noch nicht die Fähigkeiten entwickelt haben, Stress effektiv zu bewältigen, und sie daher anfälliger für stressbedingte Reaktionen sind.

Doch nicht jede Pause führt automatisch zu einer Reduktion von Stress. Es ist entscheidend, wie die Pausenzeit genutzt wird. Bestimmte Techniken haben sich als besonders effektiv erwiesen, um den Stressabbau zu fördern. Dazu gehören:

  • Atemübungen und Meditation: Tiefe Atemübungen oder kleine Meditationseinheiten können dazu beitragen, das Nervensystem zu beruhigen und Stresshormone zu reduzieren.

  • Bewegung in der Natur: Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte, die Zeit im Freien auf die psychische Gesundheit hat. Das Spielen in der Natur oder einfache Aktivitäten wie Spazierengehen helfen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern.

  • Freies Spiel: Unstrukturierte Spielzeiten geben Kindern die Möglichkeit, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen und ihre Fantasie zu nutzen.

 

Kind am Bach

 

Die Rolle von Pausen bei der Förderung der Kreativität

Kreativität gedeiht in den Momenten, in denen der Geist zur Ruhe kommt und sich frei entfalten kann. Pausen spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung dieser Kreativität, da sie dem Gehirn den nötigen Freiraum bieten, um neue Ideen zu entwickeln und Problemlösungsstrategien zu finden. Dies ist besonders wichtig bei Kindern, deren Fantasie und Kreativität noch ungefiltert und lebendig ist. Während konzentrierte Lernphasen dem rationalen und analytischen Denken Raum geben, eröffnen Pausen die Möglichkeit, unbewusste Gedanken und Gefühle zu verarbeiten, was oft zu unerwarteten kreativen Einfällen führt.

Freies Spiel und unstrukturierte Aktivitäten während der Pausen fördern besonders die kreative Entwicklung von Kindern. Diese Zeit ermöglicht es dem Gehirn, ohne Druck und Vorgaben zu arbeiten, und unterstützt die unbewusste Verarbeitung von Informationen. In solchen Momenten der Entspannung können Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und neue Verbindungen zwischen Ideen herstellen, die in stark fokussierten Lernphasen oft nicht entstehen.

Während der Pausen nimmt das Gehirn Informationen aus verschiedenen Bereichen auf und verarbeitet sie zu neuen Ideen und Konzepten. Diese Phasen des „Tagträumens“ sind neurologisch gesehen äußerst aktiv. Forschungsergebnisse zeigen, dass das sogenannte „Default Mode Network“ des Gehirns – ein Netzwerk, das aktiviert wird, wenn keine spezifische Aufgabe bearbeitet wird – besonders in Pausen eine entscheidende Rolle spielt. In dieser Ruhephase verarbeitet das Gehirn Informationen, verknüpft scheinbar unzusammenhängende Ideen und hilft dabei, kreative Lösungen für Probleme zu finden.

Gerade Kinder, die in ihrer Freizeit und in Pausen mehr Freiheit haben, neigen dazu, innovativere und originellere Ideen zu entwickeln. Sie nutzen die Gelegenheit, ihre eigenen Interessen zu verfolgen, was ihre intrinsische Motivation stärkt und ihnen hilft, eigene kreative Ansätze zu entdecken. Kreative Pausenaktivitäten, wie das Malen, Bauen oder das freie Spielen mit Naturmaterialien, regen die Fantasie an und helfen Kindern auch, komplexe Informationen auf spielerische Weise zu verarbeiten. Indem sie in ihrer Pause die Möglichkeit haben, sich kreativ auszudrücken, finden sie neue Wege, um Probleme zu lösen und ihren Alltag zu bewältigen.

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